Mit Puppen fängt es an. Später lesen wir Märchen, Romane, gehen ins Theater, setzen uns vor den Fernseher - in der sehnsüchtigen Erwartung eines Happy Ends. "Weshalb sollten wir diese befreiende Wirkung von Happy Ends nicht nutzen, um in einem freien Rollenspiel gegenwärtige Konflikte zu lösen?", fragte sich Olaf Jacobsen, als er die Systemische Aufstellungsarbeit Bert Hellingers kennenlernte. Bei dem von Jacobsen in der Folge entwickelten Freien Systemischen Aufstellen gibt es keinen therapeutischen Begleiter mehr. Wer aufstellt, hat die Zügel in der Hand. Ob allein, zu zweit, im Freundeskreis oder in einer selbst organisierten Gruppe - wer aufstellt, probiert und experimentiert eigenverantwortlich, bis er sagen kann: Das fühlt sich richtig gut an!
Wer ein Anliegen frei aufstellen möchte, zerlegt sein Thema zunächst in mehrere Elemente. Dann bittet er Stellvertreter, diese Elemente zu repräsentieren - oder er sucht sich dafür Gegenstände. Ohne dass die Stellvertreter zwangsläufig wissen, für wen oder was sie stehen, werden augenblicklich Resonanzen zwischen den aufgestellten Elementen spürbar: Emotionen, Anziehung, Abgestoßensein.
"Dadurch sind wir in der Lage genau wahrzunehmen, was ein im ersten Moment vielleicht diffus wirkendes Gefühl zu bedeuten hat und wo es eigentlich herkommt", so Jacobsen. Unterstützt von einer intuitiven Intelligenz, die der britische Wissenschaftler Sheldrake als morphisches Feld bezeichnete, entfaltet sich ein
"mehrdimensionales Fühlen", wird der Blick auf das Anliegen immer differenzierter.
Jacobsen ist überzeugt: "Der Aufstellende weiß besser als jeder therapeutische Begleiter, welche der Informationen aus der Aufstellung für ihn von Belang ist." Daher hat der Aufstellende die Wahl, die Menschen im Raum zu bitten, Impulse mitzuteilen, oder allein nach einer Lösung zu suchen, in Stille. Er entscheidet, wie intensiv er einsteigen will, oder ob er nur kurz einmal etwas anschauen oder eine Ahnung überprüfen will. Er hat die Freiheit - und die Verantwortung.
Wer so im Freien Aufstellen die Kraft einer neugierigen, experimentierfreudigen Haltung entdeckt, der ist mehr und mehr in der Lage, gegenwärtige innere oder äußere Konflikte sofort aufzulösen oder gar nicht erst entstehen zu lassen. Er behält den Überblick im eigenen Leben, reagiert souverän auf Überraschendes und trifft stimmige Entscheidungen.