fit und munter - Erste Fortbildung für Zahnärzte gegen Häusliche Gewalt

fit und munter

Erste Fortbildung für Zahnärzte gegen Häusliche Gewalt

Zahnärzte wollen betroffenen Frauen Signale geben
Frankfurt, 26. Januar 2012. "Häusliche Gewalt" stand am 25. Januar erstmalig im Mittelpunkt einer großen, gemeinsamen, zahnärztlichen Fortbildungsveranstaltung der Landeszahnärztekammer Hessen, des Zahnärztlichen Vereins zu Frankfurt am Main 1863, der Zahnärztlichen Gesellschaft in Hessen und des Hessischen Sozialministeriums. An dem Aktionsnachmittag, für den der Hessische Sozialminister Stefan Grüttner die Schirmherrschaft übernommen hatte, nahmen rund 120 interessierte Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie deren Praxismitarbeiterinnen im Haus der Landeszahnärztekammer Hessen in Frankfurt-Niederrad teil.

Aufgrund der durch Häusliche Gewalt hervorgerufenen Verletzungen im Kopf-, Gesichts- und Mundbereich gehören Zahnärztin und Zahnarzt oft zur ersten Anlaufstelle betroffener Frauen. Daher ging es in der Veranstaltung darum, das gesamte Praxisteam nach der Devise "Erkennen - Ansprechen - Dokumentieren - Weiterhelfen" an die vielfältigen Aspekte Häuslicher Gewalt heranzuführen.

"Gewalt ist ein in unserer Gesellschaft tief verwurzeltes Phänomen, das als solches oft im Focus der Wahrnehmung steht", betonte Dr. Giesbert Schulz-Freywald, Vizepräsident der LZKH in seinem einleitenden Grußwort. Gezielte Wahrnehmung von Gewalt reiche von "Grimms Märchen über die Ikonografie des Kinos bis hin zur Institution Tatort am Sonntagabend". Der Aktionsnachmittag richte sich jedoch auf eine Form der Gewalt, der auch von zahnärztlicher Seite noch mehr Aufmerksamkeit und Kenntnis zuteilwerden müsse. Viele Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner seien sicher, noch nie einen Fall von häuslicher Gewalt auf dem Behandlungsstuhl gehabt zu haben; dies könne jedoch auch an einer Unkenntnis der spezifischen und doch subtilen Zeichen dieser Art von Gewaltanwendung liegen.

Auch Professor Dr. Dr. Dr. Robert Sader, der als Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main moderierend durch die Veranstaltung führte sowie Nancy Gage-Lindner als Vertreterin des Hessischen Sozialministeriums verdeutlichten in ihren einleitenden Worten das Desiderat gemeinsamer Gewaltpräventionsmaßnahmen und akzentuierten den bisherigen Beitrag der eigenen Institutionen.

Die anschließenden Referate, warfen von je unterschiedlicher Perspektive ein Schlaglicht auf das Phänomen Häusliche Gewalt und die (zahn)medizinischen, sozialen und juristischen und Ansätze zu seiner Erkennung, Dokumentierung und Vermeidung. In diesen Beiträgen stand die Gewalt gegen Frauen im Fokus, was in der Diskussion auch kritische Stimmen hervorrief. Auch Männer werden Opfer Häuslicher Gewalt - nur macht die Offenlegung der Misshandlungen den Mann zum Gespött und Träger eines sozialen Schandmals, was die zu vermutende Dunkelziffer immens erhöht.

Den Abschluss des Aktionsnachmittags, der aufgrund der sehr regen Diskussion und der vielen Nachfragen den ursprünglich vorgegebenen Zeitrahmen deutlich ausdehnte, machte die Vorstellung des Dokumentationsbogens und der Dent-Doc-Card, die dem Zahnmediziner als Checkliste und zur gerichtssicheren Feststellung der vorgefundenen Verletzungen dienen.

"Das große Interesse unserer Mitglieder an dieser brisanten Thematik zeigt uns, wie wichtig es ist, im Interesse aller von Gewalt Betroffenen weiter zu informieren und zu sensibilisieren", betonte Dr. Antje Köster-Schmidt vom Vorstand der Landes-zahnärztekammer Hessen.

Vonseiten der anwesenden Zahnärztinnen und Zahnärzte wurde auch der Wunsch laut, in den Praxen deutliche Hinweise zur Verfügung stellen zu können, die den Opfern unter den Patienten signalisieren, dass sie hier sachkundige Hilfe angeboten bekommen. Hessens Sozialminister Stefan Grüttner kündigte darüber hinaus die Erarbeitung eines detaillierten Praxisleitfadens für das zahnärztliche Fachpersonal an.

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