fit und munter - Die Bürgerversicherung als einheitliches Gesundheitssystem

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Die Bürgerversicherung als einheitliches Gesundheitssystem


Kräftige Steigerungen der Versicherungsprämien, die oft prozentual zweistellig ausfallen und in einzelnen Policen-Module bis zu 40 Prozent betragen, werden dem einen oder anderen privat krankenversicherten ernsthafte Probleme bereiten. Der Preisvorteil, der bislang viele dazu bewegte, aus der Gesetzlichen (GKV) ins private Lager (PKV) zu wechseln, schmilzt mehr und mehr dahin. Und somit wird es zunehmend wichtiger, den Unterschied zur immer weiter klaffenden Leistungslücke der gesetzlich versicherten zu verdeutlichen.

Wie geht die private Krankenversicherung (PKV) mit den ständig steigenden Kosten des Gesundheitssystems in Verbindung mit dem demografischen Wandel um? Im direkten Vergleich mit dem gesetzlich geregelten System von AOK, Barmer GEK, TKK und Kollegen galt die private Krankenversicherung immer als eine Insel der Glückseligen. Während im gesetzlich verordneten Gesundheitssystem schon seit Jahrzehnten harte Kostendämpfung zu Lasten der Bürger praktiziert wurde, was den Versicherten allerdings weder steigende Kassenbeiträge noch die ungeliebte Praxisgebühr und andere empfindliche Zuzahlungen ersparte, zahlten die privaten Krankenversicherungen noch lange anstandslos Behandlungen und jedes Medikament. Doch diese guten Zeiten scheinen inzwischen Vergangenheit zu sein. Immer mehr private Versicherte stellen Fragen, weil die Versicherer sich zieren, bestimmte Kosten kommentarlos zu erstatten. Und selbstverständlich tragen insbesondere die regelmäßigen Beitragssteigerungen dazu bei, das ansonsten makellose Bild der privaten Krankenversicherungen zu trüben. Deshalb beschäftigen sich laut einer Umfrage des VeDeVe (Verband der Versicherten) mindestens 22% der privat Versicherten latent mit einem Wechsel zu einem anderen Versicherer und bedienen sich dazu der im Internet zahlreich vertretenen Portale zu einem PKV Vergleich.

Für die Preissteigerungen gibt es vor allem zwei wesentliche Gründe. Zum einen sind Privatpatienten im Laufe der Zeit immer anspruchsvoller geworden, wobei sie natürlich als Besserverdiener seit jeher hohe Ansprüche stellten. Im Gegensatz zum gesetzlich versicherten Normalbürger kannten sie auch stets die vollen Tarife - währenddessen normale Angestellte zumeist nur den Eigenanteil sehen. Der Arbeitgeberanteil ging dabei im allgemeinen Bewußtsein zumeist unter - obwohl er den Beitrag faktisch verdoppelt. Erfährt der privat Versicherte von neuen Therapie- und Diagnosemöglichkeiten, will er sie gleich haben, der Anspruch darauf ist ihm ja verbrieft. Das ist prinzipiell nicht anders als in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), deren Versicherte sich heute im Internet über neueste Fortschritte in der Medizin informieren. Und genau an diesem Punkt kommen dann, als "Dritte im Bunde", die Ärzte ins Spiel. Damit Einbußen im budgetierten GKV-System (über-) kompensiert werden, langen sie bei Privatpatienten in puncto Behandlung, Diagnose und Rechnung kräftig zu. Sie verordnen, bieten an und rechnen ab, was immer sie abrechnen können. Schon lange droht daher das Privatsystem zu kollabieren. Wenn Mediziner und andere Leistungserbringer das privat organisierte Gesundheitssystem weiter derart ausbeuten und damit die Versicherungsmathematik aushebeln, sei das Geschäftsmodell der privaten Vollkrankenversicherung bald erledigt, prognostizieren Insider.

Wohin führt dies, was folgt aus alledem? Die so heraufbeschworene Krise der PKV könnte politisch den Weg für ein einheitliches Versicherungssystem ebnen, in dem alle Bürger füreinander Solidarität üben. Da mischen sich dann die neun Millionen privat versicherten Gutverdiener mit den 70 Millionen weniger gut verdienenden Kassenpatienten. Das ist dann kein sozialromantisches Szenario, sondern ergibt sich aus klarer Betrachtung und nüchterner Analyse der fünf Wirtschaftsweisen. Längst haben diese Ökonomen belegt und errechnet, dass ein einheitlicher Markt besser in der Lage ist, die enormen Herausforderungen zu meistern, welche die demografische Entwicklung an das Gesundheitswesen der Zukunft und seine Finanzierung stellt. Dabei erübrigt sich die Frage nach Gerechtigkeit durch Logik, die bislang praktizierte willkürliche Trennung aufzuheben.

Erklärte Gegner der PKV, die das private System aus ideologischen Gründen oder schlicht aus Sozialneid ablehnen, sollten sich allerdings nicht zu früh freuen. Jede vernünftige große Gesundheitsreform, also beispielsweise eine Bürgerversicherung nach dem Motto "eine für alle" würde attraktive und sinnvolle Elemente der privaten Krankenversicherung übernehmen. Damit drängt sich eine Systemumbildung auf, die die freie Wahl des Absicherungsniveaus jenseits einer für alle verpflichtenden Grundpolice gestattet. Mit der Basissicherung muss dann auch die vollständige Transparenz in der Rechnungslegung ebenso einhergehen wie das Prinzip der Altersrückstellung. Die Leistungslücken und das Behandlungsniveau können durch eine Vielzahl kleiner, individueller Module privatwirtschaftlich geschlossen werden. Das läßt bereits heute Millionen von Zahnzusatzversicherungen, Krankenhaus-Premium-Pakete oder erweiterte Facharzt- und Alternativmedizin-Policen erahnen. Die Größe der anzustrebenden Reform ist enorm. Doch welche jetzige oder künftige Regierung packt es an? An dem heissen Eisen und der Legierung aus Industrie- und Ärzte-Lobbyismus gemischt mit der Volksseele und Anspruchsdenken haben sich schon etliche versucht und verhoben.
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