Während die Anforderungen, die an hiesige Pflegedienste und deren Mitarbeiter-/innen gestellt werden, in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesteigert wurden, agieren ausländische Pflegehilfskräfte, meist aus Osteuropa kommend, im grauen Pflegemarkt weitgehend ohne Aufsicht und Kontrolle: so müssen sich die Mitarbeiter-/innen der Pflegedienste regelmäßig fortbilden und auch ihre Kenntnisse in Erster Hilfe bei medizinischen Notfällen in bestimmten Zeitintervallen auffrischen. Im grauen Pflegemarkt hingegen ist Fortbildung ein Fremdwort- angesichts der fast immer mangelhaften oder fehlenden Basisqualifikation der dort beschäftigten Hilfskräfte (offiziell:Haushaltshilfen) mehr als problematisch.
Auch bei der arbeitsmedizinischen Betreuung öffnet sich die Schere immer weiter: während die Beschäftigten der Pflegedienste regelmäßig arbeitsmedizinisch betreut werden und beispielsweise Hepatitis-Schutzimpfungen erhalten, ist dies bei den Beschäftigten im grauen Pflegemarkt eher die Ausnahme. Die daraus folgenden Risisken betreffen sowohl die Mitarbeiter-/innen als auch deren Patienten - immerhin infizieren sich in Deutschland 5-8% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens mit Hepatitis B, die Zahl der Überträger von Hepatitis B wird auf 600.000 geschätzt, jährlich treten 50.000-60.000 Neuerkrankungen auf und 2000 Infizierte sterben an der Erkrankung bzw. den Erkrankungsfolgen.
Zitat: Robert-Koch-Institut-Berlin zum Thema Migration und Krankheit:"Also die Migranten stellen tatsächlich eine wichtige Gruppe dar, um die sich das Gesundheitssystem kümmern muss."
Wegen der Zunahme von Tuberkulose-Fällen hat die WHO gar eigens einen Aktionsplan für Westeuropa entwickelt. Das Ziel der WHO besteht vor allem auch darin, die besonders gefährlichen Erregervarianten, die auf bisher eingesetzte Medikamte wegen Resistenzbildung nicht mehr ansprechen, einzudämmen.
Vor diesem Hintergrund ist eine konsequente arbeitsmedizinische Betreuung und Überwachung der Pflegekräfte kein Luxus. Wer darauf verzichtet gefährdet in hohem Maße die Gesundheit der Mitarbeiter-/innen und der Patienten. Zu fordern ist deshalb, dass für alle Pflegekräfte die gleichen Standards gelten, ganz gleich, ob sie nun für einen Pflegedienst arbeiten oder im grauen Pflegemarkt tätig sind. Solange dies nicht der Fall ist, kann man den Patienten und deren Angehörigen nur dringend raten, kritisch zu hinterfragen, ob Fortbildungen und arbeitsmedizinische Betreuung obligatorisch sind.