"Auch wenn die Beschwerden plötzlich auftreten, kündigt sich Asthma schon lange vorher an", sagt die angesehene Ayurveda-Ärztin Dr. Karin Pirc. In ihrem Buch "Frei von Asthma dank Ayurveda" zeigt sie die verborgenen Quellen der Erkrankung auf. Und wie man sie - abhängig vom ayurvedischen Konstitutionstyp - ganzheitlich behandelt, statt nur die Symptome zu besänftigen. Mit erstaunlichen Erfolgen.
BIELEFELD. Bis zu zehn Prozent der Kinder leiden inzwischen an Asthma - mit steigender Tendenz. Wer nicht das Glück hat, dass die Krankheit noch in der Kindheit spontan aufhört, muss sich trotz ausgefeilter Methoden der westlichen Medizin mit bescheidenen Prognosen begnügen: In nur 20 Prozent der Fälle heilt das Asthma im Erwachsenenalter aus.
Im Ayurveda hingegen findet eine Behandlung nach einem eingefahrenen Schema nicht statt: Die alte indische Heillehre, übersetzt "Das Wissen vom Leben", geht davon aus, dass drei Lebensenergien die innere Intelligenz von Körper und Geist steuern: Die sogenannten Doshas Vata, Pitta und Kapha. Jeder Mensch wird mit einer bestimmten Konstitution geboren, auf die auch die Therapie des Asthmas abzustimmen ist.
Wenn das Verdauungsfeuer durch westliche Ernährungsgewohnhei-ten geschwächt ist, lagern sich Stoffwechselrückstände an, die der Körper mit Entzündungen verbrennen will. Wird dieser Impuls der inneren Intelligenz mit modernen Asthmamedikamenten gehemmt, geraten die Doshas zunehmend aus dem Gleichgewicht.
Ayurveda setzt auf vielen Ebenen an, um die Faktoren, die zur Erkrankung führten, systematisch abzubauen. Durch die Ernährung und den Schlaf wird das gesamte System gereinigt und regeneriert, um die ayurvedischen Impulse besser aufnehmen zu können. Diese reichen von Massagen über Kräuterpräparate, Yoga, Aromatherapie und Musik bis hin zur Transzendentalen Meditation von Maharishi Mahesh Yogi - er führte einstmals geheimes ayurvedisches Wissen, das über die Jahrhunderte hinweg verloren zu gehen drohte, zu einem umfassenden System zusammen. In einer holländischen Studie zeigte sich innerhalb von drei Monaten bei 78 Prozent der so Behandelten eine deutliche Besserung.
Zugang zur inneren Quelle
"Im Ayurveda geht es nicht nur darum, den menschlichen Körper zu vervollkommnen, einen Zustand dauerhafter Gesundheit zu erreichen und umfassend Vorsorge zu betreiben", sagt Pirc. "Mit den verschiedenen Methoden will die vedische Wissenschaft einen Zugang zu unserer inneren Quelle freilegen." Damit wird die Wahrnehmung des Körpers immer subtiler - man lernt, den Zustand der Doshas im eigenen Körper zu erkennen, wird offen für die intuitive innere Stimme. Und beeinflusst die Gesundheit auf mentaler Ebene - eine Herangehensweise, die dringend geboten scheint, seitdem der Einfluss von Emotionen auf den molekularen Haushalt in der Wissenschaft als unstrittig gilt.
Als ayurvedisch und westlich ausgebildete Ärztin gelingt es Dr. Karin Pirc in ihrem Buch, die beiden Medizinsysteme zu einem ganzheitlichen Behandlungsansatz zu integrieren. Mit großem Nutzen für Asthmabetroffene - und einem Plädoyer für eine Medizin, die ihr mechanistisches Menschenbild überwunden hat.