Gesundheitsminister Daniel Bahr setzt bei der hausärztlichen
Versorgung in Deutschland auf mehr Vielfalt und Regionalität: Die
Hausarzt- und Facharztverträge in Baden-Württemberg sind Vorreiter
für neue, patientenorientierte Versorgungsstrukturen, sagte der
Minister am Mittwoch (01.02.2012) anlässlich eines Besuches einer
Hausarztpraxis in Stuttgart. Der Hausarztvertrag, den die AOK mit dem
Hausärzteverband und MEDI im Lande vor mehr als drei Jahren
geschlossen hat, rückt den Hausarzt als Lotsen in den Mittelpunkt der
ärztlichen Versorgung. Mittlerweile nehmen über einer Million
Versicherte der AOK und mehr als 3.500 Hausärzte daran teil.
"Die Hausarztverträge in Baden-Württemberg sind die 'Mutter der
Hausarztverträge' und damit Vorreiter für neue, patientenorientierte
Versorgungsstrukturen", sagt Gesundheitsminister Daniel Bahr. "Wenn
auch in anderen Regionen Ärzte und Kassen ihre Möglichkeiten zur
Vernetzung und Strukturierung der medizinischen Versorgung nutzen,
kann eine Vielfalt von Versorgungsmodellen und Angeboten entstehen,
die es Patientinnen und Patienten erlaubt, ihr Angebot frei zu
wählen. Ich wünsche mir Vielfalt und Wettbewerb um Patienten und ihre
Versorgung."
Dass allein durch alternative Versorgungswege und mehr
Qualitäts-Wettbewerb langfristig die Versorgung von Patientinnen und
Patienten verbessert werden kann, davon ist Dr. Christopher Hermann,
Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, überzeugt. "Unser Ziel ist
es, den Hausarztberuf attraktiver zu machen und so die Versorgung
unserer Versicherten im Land dauerhaft zu sichern", erläutert
Hermann. Dafür habe man bewusst als erste Krankenkasse alle
gesetzlichen Möglichkeiten genutzt und mit dem AOK-Hausarztvertrag
versorgungspolitisches Neuland betreten. Jetzt brauche es stabile
rechtliche Rahmenbedingungen. Bundesweite Vorgaben, solche Verträge
nur noch dann zu erlauben, wenn damit von vornherein Einsparungen
erfolgten, seien zu kurzsichtig: "Dies geht an der Praxis vorbei.
Auch der AOK-Hausarztvertrag ist kein Sparvertrag. Es geht vielmehr
darum, die vorhandenen Mittel zielgenauer einzusetzen und so bei
gleichem Aufwand die Versorgung der Versicherten zu verbessern."
"Erreicht wird dies unter anderem durch bessere Rahmenbedingungen
und strukturiertere Behandlungswege", erklärt Dr. Werner Baumgärtner,
Vorsitzender von MEDI Baden-Württemberg. "Für mich entscheidend ist
die Verknüpfung des Hausarztvertrages mit Facharztverträgen nach
Paragraf 73c SGB V.
Dadurch wird die Zusammenarbeit zwischen Haus- und Fachärzten
verbessert. Nur so bleiben den Patienten unnötige
Krankenhauseinweisungen oder Doppeluntersuchungen erspart." Die
effizienteren Strukturen machten sich auch für die Haus- und
Fachärzte bezahlt, z.B. in einem deutlich höheren, planbaren Honorar.
Die wohnortnahe haus- und fachärztliche Versorgung werde gestärkt und
bleibe den Patienten erhalten.
"Damit machen wir den Hausarztberuf besonders für junge Mediziner
wieder attraktiv und treten gemeinsam mit unseren Partnern dem
drohenden Hausärztemangel entgegen", sagt Dr. Berthold Dietsche,
Vorsitzender des Hausärzteverbandes Baden-Württemberg. "Besonders für
unsere vielen älteren und teilweise multimorbiden Patienten ist der
Hausarzt vor Ort ein unverzichtbarer Lotse in allen Krankheits- und
Gesundheitsfragen", so Dietsche weiter.
Das bestätigt auch Dr. Michael Körting, derzeit angestellter
Allgemeinmediziner in einer Hausarztpraxis in Stuttgart-Zuffenhausen,
in der sich Gesundheitsminister Bahr von der Umsetzung des
Hausarztvertrages überzeugte. "Durch Hausarztverträge wird unser
Berufsbild deutlich aufgewertet: Ich habe vor allem wieder mehr Zeit
für meine Patienten, und meine Funktion als zentraler Ansprechpartner
in allen Gesundheitsfragen wird durch den Vertrag gestärkt. Ohne
funktionierenden Hausarztvertrag kann ich mir auch nicht vorstellen,
eine Praxis zu übernehmen, weil die Planungssicherheit und das
finanzielle Auskommen im KV-System einfach nicht gesichert sind."
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