Es ist verständlich, dass sich Krebskranke aus
Angst vor Radikaloperationen, Chemotherapie und Strahlentherapie nach
Alternativen umsehen. "Aber die Ablehnung effektiver Therapien zu
Gunsten von pseudomedizinischen Methoden ohne Wirksamkeitsnachweis
kann neben psychischer oder finanzieller Ausbeutung gerade im Bereich
der Onkologie unter Umständen sogar zum Tod führen", warnte Prof. Dr.
Karsten Münstedt, Oberarzt am Universitätsklinikum Gießen und
Marburg, auf dem 36. Interdisziplinären Forum "Fortschritt und
Fortbildung in der Medizin" der Bundesärztekammer.
Vielfach durchschauten die Hilfesuchenden nicht, dass manche
Protagonisten der Alternativmedizin den Krebskranken "quasi
verführen". Daher sei es wichtig, dass auch für diesen Bereich
nachvollziehbare Beweise der Wirksamkeit eingefordert werden, bevor
es zu einer breiten Anwendung kommt. "Hierbei ist meines Erachtens
der Gesetzgeber gefordert", sagte Münstedt.
Am häufigsten vertrauten Tumorpatienten in der westlichen Welt auf
Nahrungsergänzungsmittel, führte Dr. Jutta Hübner vom J.W.Goethe
Universitätsklinikum in Frankfurt/Main aus. Auch von Ärzten würden
sie häufig empfohlen. "Nachdem der Markt zunächst von einfachen
Vitaminpräparaten bestimmt wurde, ist das Angebot an Einzel- und
unterschiedlichsten Kombinationspräparaten von Vitaminen,
Spurenelementen, sekundären Pflanzenstoffen und Heilpflanzenextrakten
inzwischen unüberschaubar." Bei der Frage, ob diese
Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll seien, bedürfe es deshalb einer
eingehenden Analyse. "Diese muss sich auf klinische Daten stützen",
forderte Hübner.
Dr. Jann Arends von der Freiburger Klinik für Tumorbiologie
ergänzte, dass es nach heutiger Kenntnis für keine der propagierten
Krebsdiäten eine zuverlässig belegte günstige Wirkung gebe. Die in
den letzten Jahren zunehmende Werbung für kommerzielle
Anti-Krebs-Ernährungsprodukte nutze plausibel klingende (pseudo-)
wissenschaftliche Argumente. "In aller Regel fehlt diesen
Empfehlungen aber eine naturwissenschaftliche Rationale", sagte
Arends.
Wissenschaftlich belegt sei dagegen, dass zur Tumorprävention
regelmäßige körperliche Aktivität und eine pflanzenproduktreiche
Ernährung beitragen. "Bei aktiver Tumorerkrankung sollte durchgehend
die Ernährungssituation beachtet und bei erkennbaren Defiziten früh
behandelt werden, um Verluste der Körperzellmasse gering zu halten",
rät Arends.
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