fit und munter - Individualisierte Medizin - kein Allheilmittel, aber Forschungsbereich mit Poten

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Individualisierte Medizin - kein Allheilmittel, aber Forschungsbereich mit Poten


Die sogenannte "individualisierte Medizin" ist
durch rasante Fortschritte in der Molekulargenetik zu einem
regelrechten Modethema geworden. Dabei steht individualisierte oder
auch personalisierte Medizin für den Ansatz, mit Hilfe genetischer
Marker, sogenannter Biomarker, und anderer Diagnostik zu ermöglichen,
dass der individuelle Patient das richtige Arzneimittel in
angemessener Dosierung zum richtigen Zeitpunkt erhält. Bereits vor
der Anwendung eines Arzneimittels wird geprüft, ob es für den
Einzelnen überhaupt geeignet ist. Fachleute warnen aber vor
übersteigerten Erwartungen an die bislang zur Verfügung stehenden
Wirkstoffe. Insbesondere in der Krebstherapie sei die Bezeichnung
personalisierte Medizin bedenklich. "Vieles, was unter diesem Begriff
subsumiert wird, klingt zwar attraktiv, ist aber durch klinische
Studien wenig oder gar nicht belegt", sagte der Vorsitzende der
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), Prof. Dr.
Wolf-Dieter Ludwig, bei einem Symposium der AkdÄ im Rahmen des 36.
Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer in Berlin.

Dennoch sieht Ludwig perspektivisch auch Chancen in der
Pharmakogenomik und/oder Biomarker-basierten "individualisierten"
Medizin. "Mit diesem Forschungsbereich verbinde ich die Hoffnung,
dass wir in Zukunft - basierend zum Beispiel auf sogenannten
Biomarkern - Patientengruppen besser identifizieren können, die auf
spezielle Arzneimittel gut ansprechen oder aber unerwünschte
Arzneimittelwirkungen zeigen. "Eine maßgeschneiderte Therapie wird es
für die Mehrzahl der Patienten jedoch in den nächsten Jahren nicht
geben. Wohl aber Therapiestrategien, zum Beispiel in der Behandlung
von fortgeschrittenen Tumorerkrankungen, die anhand der genetischen
Merkmale von Tumorzellen wichtige Informationen für die
Therapieplanung ergeben und dadurch hoffentlich auch die Prognose der
Patienten verbessern", so Ludwig, der auch Chefarzt der Klinik für
Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie des Helios Klinikums
Berlin-Buch ist. Zudem könne dieser Forschungsbereich eine wichtige
Rolle bei der gezielten Behandlung von bestimmten Tumorsubtypen
spielen.

"Weitere Forschung auf diesem Gebiet, insbesondere translationale
prospektive Studien sind erforderlich, um sowohl die Steigerung des
klinischen Nutzens, als auch die ökonomischen Vorteile
Genomik-basierter Arzneitherapien in der Praxis zu prüfen", sagte
Prof. Dr. Ingolf Cascorbi, Direktor des Instituts für Pharmakologie
des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein Campus Kiel, auf dem
Fortbildungskongress. Auch für die Arzneimittelentwicklung und
-sicherheit spiele die Identifikation von genetischen Markern eine
wichtige Rolle.

Prof. Dr. Petra Thürmann, Institutsdirektorin des Philipp
Klee-Instituts für Klinische Pharmakologie im Helios Klinikum
Wuppertal, wies darauf hin, dass der Begriff der "individualisierten
Therapie" vielfältige Konzepte, die von genetischen Aspekten bis hin
zu individuellen Bedürfnissen und der Spiritualität eines Patienten
reichten, abdecke. "An verschiedenen Stellen der Entscheidungsfindung
zu einer Therapie sind `Individualisierungsschritte´ erforderlich, um
diese sicher und effektiv zu gestalten." Allein die korrekte
Berücksichtigung der Nierenfunktion könnte zur Reduktion vieler
unerwünschter Arzneimittelwirkungen beitragen.



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