Jede vierte Portion Schweinefleisch aus
Supermärkten und Discountern ist mit Bakterien belastet, die gegen
zahlreiche Antibiotika resistent sind. Das ist das Ergebnis einer
bundesweiten Stichprobe des Hamburger Magazins stern. Auf fünf von 20
Proben mit abgepacktem Fleisch aus Frischetheken fand ein Fachlabor
mutierte Darmbakterien der Art Escherichia coli, die ESBL
produzieren. Dieses Enzym macht verschiedene Antibiotika unwirksam.
Das Tückische an ESBL-Keimen ist, dass sie bei den üblichen
Hygieneuntersuchungen von Lebensmitteln durchs Raster fallen. Da
nicht vorgeschrieben ist, nach ihnen zu suchen. Dabei hat die Zahl
der Infektionen von Menschen mit dem Bakterium in den vergangenen
fünf Jahren stark zugenommen. Es gebe viele Hinweise darauf, dass der
massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ein
wesentlicher Faktor für diesen Anstieg ist, sagt Elisabeth Meyer,
Fachärztin für Hygiene an der Berliner Charité, im am Donnerstag
erscheinenden stern. "Inzwischen haben wir mehr Patienten mit ESBL-
als mit MRSA-Infektionen." Und die Mehrheit von ihnen infiziere sich
nicht im Krankenhaus, sondern im alltäglichen Leben. MRSA sind Keime
der Art Staphylokokkus aureus, die ebenfalls gegen einige Antibiotika
resistent sind. In Europa sterben jedes Jahr 5000 Menschen an
Infektionen mit diesen Bakterien. Nicht jeder, der multiresistente
Keime in sich trägt, erkrankt daran. Lebensbedrohlich aber können sie
für Kleinkinder, Ältere und andere Menschen mit schwacher Immunabwehr
sein.
Der stern hat Schweinefilet, -hackfleisch und Schinkengulasch aus
Märkten in Berlin, Hamburg, Köln, Leipzig und München auf ESBL- und
MRSA-Keime untersuchen lassen. MRSA hat das Labor in keiner der
Proben gefunden, ESBL zweimal im Hackfleisch und dreimal im Filet,
gekauft bei Aldi und Edeka in München, bei Edeka in Berlin, Netto in
Leipzig und Rewe in Hamburg. Jede der belasteten Probe stammte aus
einem anderen Fleischerbetrieb.
Verbraucherministerin Ilse Aigner, vom stern mit den Ergebnissen
konfrontiert, zeigte sich höchst besorgt. Sie stellte zwar klar, dass
Kontrollen generell Aufgabe der Länder und auch die
Lebensmittelhersteller in der Pflicht seien, sagte aber auch: "Wir
müssen den Antibiotikaeinsatz unbedingt runterfahren und damit auch
die Resistenzen." Deshalb solle im März ein verschärftes
Arzneimittelgesetz beschlossen werden und ab Herbst gelten.
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