(NL/1109957472) Auszubildende bei i.syde sorgt mit selbst entwickelter Software für Aufsehen. Auch die Gleichstellungsbeauftragte interessiert sich für die Karriere der jungen Frau.
Balge/Nienburg. Was früher Girls Day hieß, heißt in Niedersachsen "Mädchen und Jungen Zukunftstag", und wenn es inzwischen bei diesem Tag eben auch um die berufliche Orientierung von Jungen geht, soll der Tag doch vor allem, Mädchen Alternativen zu klassischen Frauenberufen aufzuzeigen. Einen Schwerpunkt setzt Ilona Scheller, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Nienburg, in diesem Jahr auf Frauen in "MINT"-Berufen, also in den Fachgebieten Mathematik, Informatik, Naturwissenschat und Technik. In diesem Bereich sorgt die Kreis-Nienburgerin Anna Scholz für Aufsehen.
Die junge Frau ist für Ilona Scheller geradezu ein Vorzeigemodell dafür, was Frauen schaffen können, wenn sie ihre Stärken entwickeln dürfen und einen Arbeitgeber finden, der diese Stärken fördert: Die 24-Jährige ist Auszubildende bei i.syde in Balge. i.syde gehört zu den ungewöhnlichen Unternehmen aus dem Landkreis: Nicht nur, dass sich die Firma auf die Entwicklung von Individualsoftware spezialisiert hat; das Unternehmen scheint angesichts seiner Kunden wie dem Verteidigungsministerium oder der Hansestadt Hamburg eher in eine Großstadt zu gehören als in den ländlichen Raum.
Im Rahmen ihrer Ausbildung zur Fachinformatikerin Anwendungsentwicklung erarbeitete die Markloherin eine Software zur Simulation von Farbfehlsichtigkeiten. Als Auszubildende ein solches Programm zu entwickeln, war ein ambitioniertes Ziel, weiß i.syde-Geschäftsführer Thomas Friebe. Doch das Unternehmen unterstützte Anna Scholz . Nach rund zwei Jahren war das Tool fertig; dazu die komplette Dokumentation und eine Homepage - alles im Rahmen der Ausbildung.
"Ihr Beispiel macht Mädchen Mut. Sie sind ein echter Star in Ihrem Bereich!", lobte die Kreis-Nienburger Gleichstellungsbeauftragte die Arbeit der 24-Jährigen. Trotz des großen mathematischen Talents tendierte die junge Frau ursprünglich aber eher in Richtung Kunst. Dass sie sich letztlich doch für Informatik entschied, freut den Chef. Thomas Friebe würde nach eigenen Worten gern mehr Frauen einstellen, "aber es bewerben sich kaum welche". Auf die Frage der Gleichstellungsbeauftragten, warum die Wahl seinerzeit auf Scholz gefallen sei, fällt die Antwort eindeutig aus: "Sie war die Beste."
Aus Sicht des Unternehmens spricht nichts gegen Frauen beispielsweise in der IT-Branche. Im Gegenteil: "Junge Frauen arbeiten meist stringenter als junge Männer", beschreibt der Chef seine Erfahrung.
Ilona Scheller sieht sich durch die Erfahrungen des Balger Unternehmens in vielen Einschätzungen bestätigt. Beispielsweise darin, dass das Potenzial der Frauen und Mädchen von den heimischen Unternehmen zu wenig genutzt wird, und dass es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels klug wäre, das zu ändern. Aber auch darin, dass zu wenig Mädchen über für sie potenziell interessante Berufe Bescheid wissen, und dass es entsprechende Arbeitsplätze durchaus auch im ländlichen Raum Nienburg gibt.
Darum setzt die Gleichstellungsbeauftragte für den "Mädchen und Jungen Zukunftstag" am 25. April den Schwerpunkt "Mädchen in MINT-Berufen". i.syde will diese Gelegenheit nutzen, potenziellen Nachwuchs auf sich aufmerksam zu machen: Zwei Schülerinnen der 10. Klassen können an diesem Tag einen Blick hinter die Kulissen der Softwareschmiede werfen und gemeinsam mit Anna Scholz ein Programm entwickeln. Nicht nur in der Theorie: "Das wird auch wirklich funktionieren!", verspricht die junge Frau.
Interessentinnen können sich bis zum 16. März direkt bei der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises, Ilona Scheller, Telefon (0 50 21) 967-877, melden.