Für viele Frauen ist Regelschmerz ein ständiger Begleiter. Häufig denken sie, dass man sich damit arrangieren müsse, weil das Phänomen so weit verbreitet ist. Professor Dr. Hans-Rudolf Tinneberg, Direktor der Universitätsfrauenklinik Gießen weist darauf hin, dass "Unterleibsschmerz kein Normalzustand ist. Jeder Regelschmerz muss unbedingt gynäkologisch abgeklärt werden." Denn in 70 - 80 % der Fälle liegt eine Endometriose vor. Nach aktuellen Schätzungen erkranken in Deutschland jährlich etwa 40.000 Frauen daran. Trotz dieser Häufigkeit ist das Krankheitsbild in der Öffentlichkeit nur unzureichend bekannt. So vergehen durchschnittlich etwa 6 Jahre vom Beginn der Beschwerden bis zur Diagnosestellung. Ziel der "Endometriose Awareness Week" vom 5. - 11. März ist es daher, die Öffentlichkeit umfassend über Endometriose zu informieren. Die Endometriose-Liga bietet auf ihrer Homepage (http://www.endometriose-liga.eu) viele Informationen für Patienten, aber auch für Ärzte. Unter anderem findet sich auf der Seite der sogenannte Endo-Test, der Frauen einen ersten Hinweis auf das Vorliegen einer Endometriose geben kann.
Gutartig, aber schmerzhaft
Es handelt sich bei der Erkrankung um eine Wucherung der Gebärmutterschleimhaut. Dabei bilden sich Herde von "versprengtem" Gebärmuttergewebe, die sich an unterschiedlichen Stellen im kleinen Becken befinden können. Prinzipiell ist diese Veränderung gutartig. Je nach Lage und Ausprägung der Herde kann es jedoch zyklusabhängig zu starken Schmerzen kommen. Wie beim normalen Gebärmuttergewebe bauen sich die Zellen durch die Hormonumstellung auf und ab, es kommt zu Blutungen. Im Unterschied zur Gebärmutter gibt es aber bei den Herden meist keine Verbindung nach außen, sodass das Blut nicht abfließen kann. Die Herde werden größer, es können sich blutgefüllte Zysten bilden. Es kann auch zu Verwachsungen mit der Umgebung kommen, die oft Ursache für heftige Schmerzen sind. Ohne Behandlung breitet sich die Endometriose immer weiter aus. Selbst nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung kann die Erkrankung wieder aufflackern, es handelt sich also um eine chronische Erkrankung. Trotz intensiver Forschung ist die genaue Ursache nach wie vor unklar. Sicher ist nur, dass die Entstehung weitestgehend unabhängig von Umwelt- oder Ernährungseinflüssen ist.
Sehr häufig: Endometriose und unerfüllter Kinderwunsch
Neben dem Regelschmerz können auch Schmerzen beim Geschlechtsverkehr auftreten. Wenn die Krankheit länger besteht, kann es durch die chronische Entzündung im Beckenbereich zu Verwachsungen kommen, die schließlich zu einem Dauerschmerz führen können. Das zweite Leitsymptom der Endometriose ist ein unerfüllter Kinderwunsch, der bei jeder zweiten betroffenen Frau vorliegt. Dr. Konstantin Manolopoulos vom Kinderwunschzentrum Offenbach erklärt: "Eine häufige Ursache der Unfruchtbarkeit ist die mechanische Behinderung durch Verklebungen, Verwachsungen oder Eileiterverschluss. Zudem kann die Eizellreifung durch große Eierstockzysten behindert werden." Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen zu einer Verringerung desselben, was wiederum die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft verringert. Vor allem den ärztlichen Kollegen empfiehlt der Spezialist: "Bei unerfülltem Kinderwunsch muss man an Endometriose denken".
Gründliche Diagnostik
Wenn der Verdacht besteht, sollte eine gründliche Abklärung erfolgen. Dazu wird der Frauenarzt eine genaue Anamnese erheben und eine gynäkologische Untersuchung durchführen. Je nach Befund werden dann bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie eingesetzt. Eventuell wird auch eine Bauchspiegelung durchgeführt.
Verschiedene Therapiemöglichkeiten
Die Therapie orientiert sich an der Ausprägung des Krankheitsbildes und den Lebensumständen der Patientin. Wichtig ist zum Beispiel die Frage, ob ein Kinderwunsch besteht. Eingesetzt werden Medikamente, die die Hormonwirkung unterdrücken und den Zyklus regulieren sollen. Häufig werden die Medikamente mit einer Operation kombiniert. Durch die häufig lange Krankheitsdauer sind die Patientinnen auch psychisch sehr belastet, so dass ergänzende eine psychosomatische Mitbehandlung sinnvoll ist.