Gestern einigte sich eine Spitzenrunde von
Bundesregierung, Koalition und Opposition auf eine grundlegende
Änderung des Transplantationsgesetzes. Die bisher geltende
Zustimmungslösung soll durch eine Entscheidungslösung ersetzt werden.
Ein großer Schritt, doch da keine Entscheidungspflicht bestehen wird,
muss nun der Information der Bürger ein besonders hoher Stellenwert
eingeräumt werden.
Demnächst wird jeder Bürger regelmäßig nach seiner Bereitschaft
zur Organspende gefragt werden, hat aber auch das Recht, sich nicht
zu entscheiden und die Befragung zu ignorieren. "Auch wenn wir uns
eine Entscheidungslösung mit Entscheidungspflicht gewünscht hätten,
ist diese Novellierung von der Zustimmungs- zur Entscheidungslösung
ein großer Schritt in die richtige Richtung", so Prof. Dr. med. Jan
Galle, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie. "Die
Politik hat das Problem Organmangel, das uns Ärzte Tag für Tag
konfrontiert, in seiner Dringlichkeit erfasst und zügig agiert."
Die Sorge der DGfN, dass die fehlende Entscheidungspflicht die
neue Entscheidungslösung aufweicht und dass die Menschen, die sich
bis dato nicht mit den Thema Organspende auseinandergesetzt haben, es
auch zukünftig nicht tun werden, bleibt jedoch bestehen. "Auch wenn
viele Menschen "gefühlt" pro Organspende sind, gibt es immer noch
eine innere Hürde, sich konkret mit dem eigenen Tod
auseinanderzusetzen und seine Organspendebereitschaft oder auch
Nicht-Bereitschaft zu dokumentieren. Um diese Hürde zu überwinden,
ist es wichtig, die Bürger umfassend zu informieren. So sollte jedem,
der sich nicht entscheiden will, bewusst sein, dass er im Falle
seines plötzlichen Ablebens, seine engsten Angehörigen dann vor diese
Entscheidung stellt und ihnen die damit verbundene emotionale Last
aufbürdet. Das wissen nur die wenigsten. Wir als nephrologische
Fachgesellschaft sehen es daher als eine unserer wichtigsten Aufgaben
im Bereich Öffentlichkeitsarbeit an, die Bürger zu informieren und
erhoffen hier Unterstützung seitens der Politik", so Galle.
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie hat zusammen mit der
Deutschen Transplantationsgesellschaft und der Deutschen
Nierenstiftung zum Weltnierentag 2012, der am 8. März ist, die
Kampagne "Sag ja zum Leben, sag ja zur Organspende" initiiert. In elf
Bundesländern liegen in Apotheken Faltblätter zum Thema aus, in denen
die Organ- und Nierentransplantation erklärt wird und gängige
Vorurteilen ausgeräumt werden.
Pressematerial zum Weltnierentag u. Informationsflyer stehen auf
www.dgfn.eu zum Download bereit.
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Dr. Bettina Albers
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