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VKD-Pressemeldung

Der Patient steht im Mittelpunkt - dann muss auch die Finanzierung stimmen
(NL/1043302985) Potsdam, 8. März 2012. "Auch die Bundesregierung muss jetzt ihren Beitrag zu einer patientengerechten Versorgung leisten. Dazu gehört vor allem, dass der seit Monaten von den Kliniken geforderte Tarifausgleich 2012 endlich beschlossen wird." Dies erklärt der Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands (VKD) heute im Vorfeld einer Klausurtagung in Potsdam. Der VKD vertritt mit rund 2.600 Mitgliedern das Topmanagement fast aller deutschen Krankenhäuser.

Nach konservativen Berechnungen beläuft sich die Unterfinanzierung im Personalbereich der über 2.000 Krankenhäuser auf rund eine Milliarde Euro. Über 60 Prozent der Kosten eines Krankenhauses sind Personalkosten. Tarifanhebungen führen daher unweigerlich dazu, dass die Personaldecke immer dünner wird. Dies dürfte insbesondere die Pflege betreffen. Die Mitarbeiter haben durch die Tarifsteigerung einerseits zwar etwas mehr Geld in der Tasche. Andererseits wird aber die Arbeitsbelastung immer größer, wenn das Krankenhaus Personal abbauen muss. „Es ist verständlich, dass unsere Mitarbeiter, ebenso wie die Beschäftigten anderer Branchen, am allgemeinen wirtschaftlichen Aufschwung teilhaben wollen. Da aber die Bundesregierung über wesentliche Eckwerte der Krankenhausfinanzierung entscheidet, ist sie jetzt aufgefordert, hier stützend einzugreifen“, so die Klinikmanager.

„Die Bundesregierung hat den Krankenhäusern seit 2010 eine Finanzierung auf niedrigstem Niveau vorgeschrieben. Anlass war eine Fehlschätzung der Finanzlage der Krankenkassen. Die daraus abgeleiteten, ebenso falschen Maßnahmen wurden bislang nicht korrigiert. Inzwischen nimmt man billigend in Kauf, dass auf den Konten von Gesundheitsfonds und Krankenkassen Finanzpolster von historisch beispiellosem Ausmaß angehäuft werden, statt diese Mittel der Patientenversorgung zuzuführen, wo sie hingehören“, erklärte der Präsident des VKD, Dr. Josef Düllings.

„Die Finanzlage, in der sich viele Krankenhäuser inzwischen befinden, ist angesichts der erneut massiv steigenden Tarife nicht mehr vereinbar mit einer sicheren und patientengerechten Versorgung“, so der VKD-Chef. „Für die Politik scheinen Haushaltskonsolidierung und Sachzwänge auf europäischer Ebene im Vordergrund zu stehen – ungeachtet der Erwartungen der Menschen an eine weiterhin verlässliche Krankenhausversorgung – ohne Billigmedizin, ohne Wartelisten, ohne Leistungsverweigerung ab einem gewissen Alter und – im Notfall – mit sofortigem Zugang zur Maximalversorgung.“




Hintergrund:

Krankenhäuser haben nur bedingt Möglichkeiten, Gewinne zu erwirtschaften, aus denen zum Beispiel auch Tarifsteigerungen bezahlt werden könnten:

• Nach den gesetzlichen Vorschriften verliert ein Krankenhaus etwa 30 bis 65 Prozent seiner Vergütung für gegenüber dem Vorjahr zusätzlich versorgte Patienten.

• Der Preis für Krankenhausleistungen wird nach einer ebenfalls vorgeschriebenen Veränderungsrate angepasst. Diese erreicht für 2012 mit 1,48 Prozent nicht einmal das Niveau der allgemeinen Preisentwicklung.

• Diese verordnete, niedrige Preisentwicklung für Krankenhäuser wird nochmals um die variablen Vergütungsanteile, also im Durchschnitt um weitere etwa 35 Prozent pro Fall, abgesenkt für die gegenüber dem Vorjahr in einem Bundesland zusätzlich versorgten Patienten (Casemix-Punkte).

Von der Vergütung, die die Krankenhäuser für zusätzliche Patienten erhalten, bleibt vor diesem Hintergrund also kaum etwas übrig. In vielen Fällen können die Kosten für zusätzliche Patienten nicht gedeckt werden, geschweige denn, dass ein Gewinn übrigbleibt, um die Patientenversorgung auch in Zukunft auf dem gewohnt guten Stand zu halten.

Die Zahl der stationär behandelten Patienten steigt aber weiter – jährlich um etwa zwei Prozent. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass es immer mehr hochbetagte Menschen gibt, die häufiger als jüngere eine Krankenhausbehandlung benötigen.

Es ist politisch zudem gewollt, dass der medizinisch-technische Fortschritt allen Patienten zu Gute kommt.

Bereits jetzt verzeichnet ein Fünftel der Krankenhäuser Defizite. Ohne Anpassung der Personalstruktur würde sich dieser Anteil bei den aktuellen Tarifforderungen deutlich erhöhen. Die Krankenhäuser stehen vor der sprichwörtlichen "Wahl zwischen Pest und Cholera" - entweder es gibt Lücken in der Patientenversorgung oder Lücken in der Bilanz. Eine verantwortliche Klinikleitung kann beides nicht akzeptieren. Schon jetzt ist eine Mehrheit der Krankenhäuser mit einer Umsatzrendite von weniger als einem Prozent nicht in der Lage, durch eine Gewinnentwicklung und entsprechende Investitionstätigkeit ihre Zukunft aus eigener Kraft zu sichern.
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