Fast jeder zehnte Krankschreibungstag in Deutschland ist
rückenbedingt. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) entfielen
2011 9,3 Prozent aller Fehlzeiten auf Rückenbeschwerden.
Hochgerechnet auf das gesamte Bundesgebiet sind das jährlich über 39
Millionen Fehltage. Das bedeutet: Täglich fehlen über 160.000
Beschäftigte in Deutschlands Betrieben rückenbedingt.
Heiko Schulz, Psychologe bei der TK, geht davon aus, dass viele
dieser Fehltage psychische Ursachen haben: "Seelische und körperliche
Gesundheit hängen eng zusammen. Probleme, beruflich oder privat,
können buchstäblich im Nacken sitzen. Stress und Überlastung wirken
auf das vegetative Nervensystem und führen so zu körperlichen
Beschwerden." Diese können individuell sehr verschieden sein, als
Kopf- oder Magenschmerzen, aber auch als Nacken- und
Rückenbeschwerden auftreten.
In einer Forsa-Umfrage im Auftrag der TK nannte ein Drittel der
Befragten Stress und seelische Probleme als Ursache der
Rückenprobleme. Während 40 Prozent der Frauen hinter ihren
Rückenschmerzen psychische Ursachen vermuten, sieht nur ein Viertel
der Männer einen solchen Zusammenhang.
Betroffen sind hauptsächlich erwerbstätige Menschen, darunter vor
allem Beschäftigte über 26 Jahren. Heiko Schulz: "Viele sind mehrfach
belastet, müssen Beruf und Familie vereinbaren und sich zudem oft
auch um die ältere Generation kümmern. Die Dreifachbelastung,
zusammen mit der fehlenden Zeit für körperlichen Ausgleich, geht
nicht selten auf den Rücken."
Eine Gesundheitsstudie unter Beschäftigten eines
Dienstleistungsunternehmens in Deutschland 2011 bestätigt den
Zusammenhang zwischen psychischer Verfassung und Rückengesundheit.
2.735 Mitarbeiter wurden zu ihrer Gesundheit befragt. Unter den
Befragten in schlechter seelischer Verfassung war der Anteil der
Beschäftigten mit Rückenbeschwerden mit über 30 Prozent doppelt so
hoch wie bei den psychisch Gesunden, wo "nur" ein Sechstel der
Befragten "Rücken" hat.
Was also ist zu tun, um die Seele und damit den Rücken zu
entlasten? Schulz: "Unsere seelische Gesundheit wird durch
verschiedene Faktoren geprägt. Neben der eigenen Persönlichkeit, das
heißt ob man eine optimistische Grundeinstellung hat, ist vor allem
das Privatleben wichtig. Welche sozialen Beziehungen zu Freunden und
Familie gibt es? Und empfinden wir diese als unterstützend oder als
belastend? Fühlen wir uns zugehörig? Zum anderen spielt das
Arbeitsumfeld eine große Rolle." Die Mitarbeiterbefragung zeigt, dass
Beschäftigte, die ihr Arbeitsumfeld als unterstützend und kooperativ
wahrnehmen, die sich als engagiert und kompetent empfinden, deutlich
seltener unter Rückenbeschwerden leiden als ihre Kollegen, die ihr
Arbeitsumfeld weniger positiv sehen. "Die Ergebnisse zeigen, dass
allein der Führungsstil des Vorgesetzten großen Einfluss auf die
Rückengesundheit der Beschäftigten hat. Die Arbeit unter einem
autoritären Vorgesetzten verdoppelt das Risiko für Rückenbeschwerden
im Vergleich zu einem kooperativen Führungsstil", so Schulz zu den
Daten.
Da sich die wenigsten Beschäftigten den Führungsstil ihrer Chefs
aussuchen können, empfiehlt der Psychologe, sich im übertragenen
Sinne ein breites Kreuz zuzulegen: "Es gibt viele Faktoren, auf die
wir keinen Einfluss haben. Aber wer etwas für seine Gesundheit tun
möchte, sollte immer die Verhältnisse und das eigene Verhalten in
Frage stellen. Der Stress lässt sich nicht immer vermeiden, man kann
aber lernen damit umzugehen, zum Beispiel durch Stressbewältigungs-
und Entspannungstrainings." Wichtig ist vor allem, für ausreichend
körperlichen Ausgleich zu sorgen. "Egal wie sehr die Probleme oder
der Stress drücken - Zeit für den sportlichen Ausgleich sollte man
sich nehmen", empfiehlt Schulz. "Wer sich dreimal die Woche eine
halbe Stunde an der frischen Luft zu bewegt, bekommt den Kopf frei
und stärkt sich selbst und den Rücken für die Belastungen des
Alltags."
Weitere Informationen zum Thema Rückengesundheit bietet die
Broschüre "Rücken", die kostenlos bei der TK erhältlich ist und unter
dem Webcode 049206 zum kostenlosen Download steht. Unter dem Webcode
021354 bietet die TK zudem einen kurzen Rückentest an, mit sich das
persönliche Risiko für Rückenbeschwerden ermitteln lässt.
Hinweis für die Redaktion:
Weitere Informationen rund um den Rücken enthält die März-Ausgabe
des TK-Medienservice "Deutschland hat Rücken - Der TK-Rückenreport",
der unter www.presse.tk.de mit Fotos und Infografiken zum kostenlosen
Download steht. Die Krankenstandsdaten beziehen sich auf die
Gesundheitsberichterstattung der TK, in die jährlich die
Krankenstandsdaten von über 3,5 Millionen
sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und ALG-I-Empfängern
eingehen. Diese wurden auf die Bundesbevölkerung hochgerechnet. Die
Umfragedaten stammen aus der Forsa-Umfrage "Rückenprobleme", für die
im Auftrag der TK im Januar 2012 1.001 Erwachsene in Deutschland zu
ihrer Rückengesundheit befragt wurden.
Pressekontakt:
Michaela Hombrecher
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