Jeder einzelne Zahn trägt dazu bei, das komplexe System der inneren Mundregion im Gleichgewicht zu halten. Kommt es aufgrund von Zahnverlust zu einer Lücke, die über Jahre hinweg unversorgt bleibt, führt dies zu einer Verschiebung der Zähne. Neben ästhetischen Einbußen gilt auch eine Beeinträchtigung von Kaufunktion und Sprachvermögen als typische Folge. „Fehlt ein Zahn über einen längeren Zeitraum, kippen Nachbarzähne von beiden Seiten in die Lücke ab“, weiß Dr. Christoph Sliwowski, Leiter der Zahnimplantat-Klinik Düsseldorf am St. Vinzenz-Krankenhaus. „Jeder Zahn behält nur so lange seine Position, wie er sich in einer geschlossenen Zahnreihe befindet.“ Um Ergebnisse zu erzielen, die dem ursprünglichen Gebiss in Funktion und Optik in nichts nachstehen, empfiehlt der Experte eine kombinierte Behandlung aus kieferorthopädischen Maßnahmen und Implantaten.
Schritt für Schritt zum makellosen Gebiss
Zunächst steht die Bestandsaufnahme der Kiefersituation durch den Implantologen an. Um eine korrekte Aufrichtung der Zähne und gleichzeitig makellose Ergebnisse bei der Implantatsetzung zu erreichen, arbeiten im gesamten Behandlungsverlauf Implantologie und Kieferorthopädie parallel zusammen. „Damit sich die Situation von Kiefer, Zähnen und Knochen genau bewerten lässt, erstellen wir vorab Röntgenbilder“, erklärt Kieferorthopädin Dr. Beata Sliwowska. „Anschließend entsteht mithilfe einer Abformung von Ober- und Unterkiefer ein Modell. An diesem messen wir die Breite der Zähne zur Bestimmung der vorhandenen Platzverhältnisse und legen in Absprache mit dem Implantologen fest, in welche Richtung die Zähne korrigiert werden.“ So lässt sich bestimmen, ob die bestehende Lücke schon genug Platz bietet, um das Implantat zu setzen, ohne dass es die kieferorthopädischen Maßnahmen behindert.“ Denn künstliche Zahnwurzeln funktionieren als feste und beständige Stützpfeiler: Sie verhindern, dass sich Zähne verschieben, und gewährleisten damit dauerhaft ihre Position. „Da Implantate einen Durchmesser zwischen drei und fünf Millimetern aufweisen und Zähne zwischen sieben und zwölf Millimeter breit sind, steht einer Implantation zu Beginn der Behandlung in der Regel nichts im Weg“, erläutert Dr. Christoph Sliwowski.
Schonend zum festen Zahnersatz
Zur Vorbereitung und Unterstützung der Implantatsetzung nutzen viele Experten moderne Hilfsmittel wie die Digitale Volumentomografie. Damit entsteht auf strahlungsarme Weise eine präzise Abbildung des Kiefers. Per Computer setzt sich aus den einzelnen Daten ein dreidimensionales Bild zusammen, das die Kiefersituation darstellt und die Basis für die weitere Behandlung bildet. „Entgegen häufiger Meinungen stellt die Implantation keine große Operation dar“, beruhigt Dr. Christoph Sliwowski. „Während des 20- bis 30-minütigen Eingriffs unter lokaler Betäubung entstehen lediglich minimale Schnitte, die im Allgemeinen sehr gut abheilen.“ Zunächst öffnet der Experte das Zahnfleisch und bohrt den Kanal, in den das Implantat schließlich einwächst. So heilt die künstliche Zahnwurzel bereits im Knochen ein, während die Zähne zeitgleich durch eine Zahnspange ihren korrekten Platz einnehmen.
Unsichtbare Korrekturen
Bereits wenige Wochen nach der Implantation liegt der Fokus erneut auf den kieferorthopädischen Maßnahmen. Besonders erwachsene Menschen fürchten beim Gedanken an eine Spange um ihr äußeres Erscheinungsbild. Weiße, der Zahnfarbe angepasste Keramikbrackets bieten eine gute Alternative. Inzwischen gibt es auch unsichtbare Varianten. „Bei der sogenannten Lingualtechnik kleben wir Brackets an die Innenseite der Zähne“, erklärt Dr. Beata Sliwowska. „Auf diese Weise bleiben die durch einen Drahtbogen verbundenen Metallplättchen unsichtbar.“ Leichtes, aber regelmäßiges Spannen des Drahtes bringt die Zähne langsam in die angestrebte Idealstellung. Abhängig vom Grad der Fehlstellung, trägt der Patient die Apparatur zwischen acht Monaten und zwei Jahren. „Sobald das Implantat eingeheilt und die kieferorthopädische Behandlung beendet ist, lässt sich auf die künstliche Zahnwurzel eine Krone setzen“, erklärt Dr. Christoph Sliwowski. „In der Regel geschieht das nach etwa einem Jahr.“ Neben einer dauerhaften Positionierung sorgt der Zahnersatz dafür, dass Patienten im Anschluss an die Behandlung wieder mit einem makellosen Gebiss kraftvoll zubeißen.