Mit ein paar Euro Einsatz sagenhaft reich werden: Lotterien sind nahezu so alt wie die menschliche Zivilisation und bis heute extrem beliebt. Vor dem Start der aktuell jüngsten Lotterie Europas, dem EuroJackpot, regen sich aber Gegenstimmen, welche die Suchtgefahren des Glücksspiels anprangern. Nur leider an der falschen Stelle, widersprechen namhafte Fachleute aus der Suchtforschung: Der klassische Lottospieler hat nichts mit dem Zocker am einarmigen Banditen gemein - und ist nach einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) offenbar sogar weniger anfällig für pathologisches Spielverhalten als Nicht-Lottospieler.
Kann denn Lotto Sünde sein? Diese Frage stellen sich mit der Einführung des EuroJackpots am 23. März vor allem die Deutschen: Die Spanier zelebrieren ihre traditionelle und milliardenschwere Weihnachtslotterie El Gordo landesweit als große Bescherung, in Italien, Österreich und Großbritannien hat die Gesellschaft mit Lotto scheinbar überhaupt kein Problem - trotz der viel höheren Maximalgewinne. So wurde im Oktober 2010 beim Italienischen SuperEnalotto ein Jackpot von 178 Mio. Euro ausgespielt. Und bei der zweiten großen europäischen Lotterie, EuroMillionen, gab es im Juli 2011 für ein britisches Ehepaar gar 185 Mio. Euro. Im Gegensatz zu diesen Lotterien ist der EuroJackpot auf 90 Mio. Euro begrenzt.
Zwar gehört Deutschland bei der neuen Europa-Lotterie gemeinsam mit bspw. Dänemark, Finnland und den Niederlanden zu den "First Movern". Die Wellen der Empörung schlagen in der öffentlichen Diskussion aber gleichzeitig hoch: Die hohen Jackpots, die beim EuroJackpot zur Ausspielung kommen, würden das Suchtpotenzial erhöhen, so etwa die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP); pauschal ist vom Glücksspiel als großes gesellschaftliches Problem die Rede.
0,49 Prozent der Deutschen sind spielsüchtig
Eine differenzierte Betrachtung relativiert allerdings die Warnhinweise in Bezug auf Lotto. Nach offiziellen Schätzungen sind in Deutschland ca. 0,49 Prozent der Deutschen spielsüchtig. Als problematisch gelten hier v.a. Casino- und Automatenspiele sowie Sportwetten. Im Gegensatz zu diesen Arten von Glücksspiel zieht sich Lotto durch alle Schichten der Gesellschaft und ist somit kein soziales Brennpunktthema. Es gilt inzwischen als gesichert, dass vom klassischen Lotto kein signifikantes Suchtpotential ausgeht. Das haben in den letzten Jahren zahlreiche Studien bestätigt, zuletzt im Januar dieses Jahres eine umfangreiche Langzeitstudie der BZgA, die in Zusammenarbeit mit Forsa entstanden ist. Ein überraschendes Ergebnis: Passionierte Lottospieler sind statistisch gesehen sogar weniger anfällig für Spielsucht als Nicht-Lottospieler.
Spielsüchtige brauchen schnellen Kick
Die Ursache für diesen Umstand liegt im unterschiedlichen Spielverhalten beider Gruppen. "Wir setzen fälschlicherweise die Attraktivität einer Lotterie für den normalen Konsumenten und für den pathologischen Spieler gleich, obwohl der pathologische Spieler eine ganz andere Perspektive hat", erklärt Prof. Dr. Tilman Becker, Leiter der Forschungsstelle Glücksspiel der Universität Hohenheim. Für Letzteren ist ein hoher Jackpot eher kein Anreiz. Er braucht eine bestimmte Art des Nervenkitzels, um Spannungen abzubauen. Der Spielsucht-Experte Prof. Becker: "Wo er in schneller Folge setzen, verlieren, nachlegen, gewinnen, wieder setzen kann, wie etwa am Spielautomaten oder bei Live Sportwetten, packt ihn das Spielfieber und er kann die Welt um sich herum vergessen. Das macht die Sucht aus. Es ist hingegen schwierig, sich vorzustellen, dass jemand bei der Abgabe eines EuroJackpot Tippscheins die Welt um sich herum vergisst."
Ein Stück des Traums vom großen Glück
Wer Lotto spielt, hat andere Motive: "Wir gönnen uns den Luxus, zu träumen", bestätigt Dr. David von Rosen-von Hoewel, Gründer des Online Lotto-Portals Lottoland.com und selbst Lottospieler. Schon die Aufmachung der Internet-Plattform macht deutlich: Hier geht es nicht um den ultimativen Kick. Von Rosen, der als Unternehmer unter anderem für sein soziales Engagement bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, hat sich vorgenommen, "die Vorzüge des Internets zu nutzen, um mehr Sicherheit und Seriosität ins Lotteriespiel zu bringen." Obwohl auch er das Suchtrisiko als gering einstuft, schreibt David von Rosen-von Hoewel den Spielerschutz für alle Fälle dennoch groß: Als erstes Lotto-Portal gibt Lottoland.com seinen Nutzern eine Reihe von Instrumenten zur Selbstkontrolle an die Hand: Spielteilnehmer können sich persönliche Limits setzen und sich für einen gewünschten Zeitraum sperren oder endgültig löschen lassen.