Für die erste Referentin, Sophia Schlette vom Gemeinsamen Bundesausschuss, sollte statt von sektorenübergreifender von integraler, also sektorenüberwindender Versorgung gesprochen werden. Das bisherige System konzentriere sich zu stark auf den Hausarzt. "Das System muss zu den Menschen kommen, nicht die Menschen zum System", so lautet ihre Meinung. Sie plädiert in diesem Kontext für die Telemedizin, mit der nicht nur die Versorgung verbessert, sondern auch Kosten gesenkt werden könnten. Diese Auffassung vertrat auch Dr. Rolf von Baer von der Robert Bosch Health Care GmbH. Allerdings seien die "technischen Systeme noch zu teuer um in die Fläche zu gehen". Derzeit profitieren demzufolge nur spezielle Patientengruppen davon. "Für die systematische Einführung von telemedizinischen Produkten ist ein Wandel der Versorgungsstrukturen notwendig".
Ambulante Versorgung - solange es geht
Helmut Thiede von der Gesellschaft für Ambulante Psychiatrische Dienste (GAPSY) stellte in seinem Vortrag ein gelungenes Beispiel patientenorientierter Versorgung vor. Der Patient wird hier durch ein interdisziplinäres Team zu Hause versorgt und entscheidet über die Art und den Umfang der Maßnahmen selbst. "Der Lösungsansatz liegt zu Hause im Milieu". Laut Thiede kommt dem ambulanten System eine tragende Rolle in der Versorgung zu. Die Kooperation mit den Krankenhäusern sei mit zunehmendem Erfolg der Arbeit von GAPSY leider immer weniger geworden. "Der Anreiz muss geschaffen werden, dass nicht nur die Betten belegt werden", so die Auffassung des Referenten.
Social Media ist angekommen um zu bleiben
Alexander Schachinger, Gründer von Healthcare42 zeigte in seinem Vortrag Entwicklungen und Möglichkeiten von Social Media für das Gesundheitssystem auf. "Diese beiden Welten passen eigentlich nicht zusammen". Potenzial liege aber insbesondere in deren Vernetzung. Entsprechende Dienste wären in hohem Maße patientenorientiert und könnten auch zu einer verbesserten Qualität der Versorgung führen. Laut Florian Eagon von der Gedikom GmbH schafft Social Media auch einen Mehrwehrt für Unternehmen und Leistungserbringer. Noch bestehen jedoch Unsicherheiten seitens der Unternehmen über die eigene Positionierung. Entscheidend seien eine gute Strategie sowie die Höhe der Investitionen.
Risikoarmut muss organisiert werden
Trotz der Bemühungen um eine qualitätsgesicherte Versorgung kommt es häufig zu Behandlungsfehlern. Laut Dr. med. Dierk Schreiter, vom Universitätsklinikum Dresden stieg die Anzahl der Behandlungsfehler mit tödlichem Ausgang im Jahr 2010 um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Um Fehlern vorzubeugen sei die Kommunikation entscheidend. Das gilt auch beim Risikomanagement im Krankenhaus. Nach Prof. Dr. med. Martin L. Hansis vom Städtischen Klinikum Karlsruhe müssen hier zunächst Sprachbarrieren abgebaut werden. "Sie müssen alle Informationskanäle öffnen". Denn nur können Ursachen von fehlerbehafteten Situationen ermittelt und zukünftig vermieden werden.
Diese und weitere Themen wurden während des Kongresses vorgestellt und diskutiert. Die vollständige Agenda der Veranstaltung finden sie hier:
http://www.versicherungsforen.net/fs/vfl/media/leistungen/veranstaltungen/messekongresse/2012/mkg_1/Messekongress_GesundheitVersorgung_2012_PROGRAMMHEFT.pdf
Der Tenor der diesjährigen Veranstaltung lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Eine patientenorientierte und qualitativ hochwertige Versorgung erfordert die Überwindung von Sektorengrenzen und Vernetzung aller Akteure. Bisher stehen sich die Sektoren jedoch konkurrierend gegenüber. Netzwerkbildung zugunsten des Patienten ist daher nicht nur ein Organisationsproblem. Auch im kommenden Jahr ist es das Ziel der Gesundheitsforen Ihnen eine Plattform für den wissenschaftlichen und praxisbezogenen Austausch über Versorgungskonzepte zu bieten. Der dritte Messekongress findet am 16. und 17. April 2013 statt.