Wie es dazu kam, dass ein in Bayern lebender Zahnarzt aus Schweden Österreichs beliebteste Rebsorte zu internationalem Durchbruch verhalf? Das kam so: Jan-Eric Paulson, seit gut dreißig Jahren in Waldkirchen im Bayerischen Wald als Zahnarzt und im Nebenberuf als Wein-Raritätenhändler tätig, arrangierte 1998 auf einer Weinmesse in Wien erstmals eine Vergleichsverkostung, bei der die besten Grünen Veltliner gegen die weltbesten Chardonnays antraten. Nicht nur zur Überraschung der 25 Tester belegten die Veltliner die vordersten Plätze.
Weil man als Österreicher in Österreich allerdings nur dann Erfolg hat, wenn man im Ausland zu Ruhm und Ehren gelangt ist, bedurfte es noch einer zweiten Verkostung. Die fand 2002 wieder unter Obhut von Jan-Eric Paulson und der renommiertesten britischen Weinkritikerin Jancis Robinson in London statt. Und auch dieses Mal schlugen die Grünen Veltliner die hochkarätige Konkurrenz aus Kalifornien, Australien und dem Burgund.
Niederösterreichs Paradewein
Nach ähnlichen Triumphen bei weiteren Vergleichsverkostungen hat der Grüne Veltliner bewiesen, dass er den besten Rieslingen und Chardonnays an Noblesse, Fruchttiefe und Ausdrucksstärke mindestens ebenbürtig ist und zweifelsfrei zu den besten Weißweinen der Welt zählt. Er gehört auch zu den trendigsten Tropfen, zumal auf den Weinkarten amerikanischer Spitzenrestaurants. In Long Island baut man ihn gar als Grooner Veltliner oder als GruV an.
Zuhause ist der Grüne Veltliner freilich in Österreich, und zwar genauer: in Niederösterreich. Mit rund 36 Prozent der Weingartenfläche ist der Veltliner die mit Abstand verbreitetste Rebsorte Österreichs; 85 Prozent davon werden in Niederösterreich angebaut. Hier demonstriert er auch eine seiner Stärken: Als ein Wein, der es wie kaum ein zweiter vermag, die Charakteristik des Bodens und des Klimas aufzunehmen, spiegelt er die erstaunliche Vielfalt der niederösterreichischen Weinlandschaften wider. So etwa die enorme Mineralik der Wachauer Urgesteinsterrassen, die Leichtigkeit und Rasse der Lößböden im Krems- und Kamptal oder den Pfeffer und die Robustheit der Löss- und Lehmböden im Weinviertel. Dank seiner weiten Verbreitung reüssiert der Grüne Veltliner auch in gleich vier niederösterreichischen Weinbaugebieten - Weinviertel, Traisental, Kremstal und Kamptal - als regionaltypischer Wein mit Herkunftsbezeichnung, kurz DAC (Districtus Austriae Controllatus) genannt.
Der Diplomat unter den Weinen
Je nach Alter der Reben, Lese-Zeitpunkt oder Ausbau reicht die Bandbreite der Veltliner vom leichten Sommerwein bis zur kraftvolle Spätlese, die lange gelagert werden kann. Es ist vor allem diese Vielfalt, die beispielsweise Aldo Sohm, Sommelier-Weltmeister aus Österreich und Wine Director im New Yorker Restaurant Le Bernardin, am Grünen Veltliner fasziniert: "Es ist spannend, immer wieder neue Geschmackserlebnisse lustvoll zu entdecken und seinen Varianten nachzuspüren. Das liegt an der kleinräumigen österreichischen Weinlandschaft, wo ein Grüner Veltliner aus dem einen Weingarten deutliche andere Merkmals zeigt als der aus dem benachbarten." Und wozu empfiehlt ein Sommelier-Weltmeister den Veltliner? "Das Schöne am Grünen Veltliner ist, dass er ein großer Food-Allrounder ist. Er passt zur asiatischen, europäischen, amerikanischen Küche. Er ist eben ein Österreicher, ein Diplomat."
Besuch beim Grünen Veltliner
Der beste Weg, sich mit dem Grünen Veltliner bekannt zu machen, ist die Weinstraße Niederösterreich. Mit 830 Kilometern Länge ist sie eine der längsten dem Wein folgenden Routen der Welt. Sie führt durch die acht niederösterreichischen Weinbaugebiete, in mehr als 150 Weinorte und zu rund 1700 vinophilen Genuss-Plätzen. Zu den regelmäßig geprüften Mitgliedsbetrieben der Weinstraße zählen neben den zahlreichen Weingütern (darunter viele Geheimtipps und Stars der Winzerszene) eine Fülle von authentisch betriebenen Heurigen, kompetent geführte Vinotheken, traditionelle Weingasthäuser und eine breite Palette von Quartieren, die vom Weinbauernhof bis zum 4-Stern-Hotel reicht. Infos gibt es auf www.weinstrassen.at oder bei der Niederösterreich-Information:
Niederösterreich-Information
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