fit und munter - Preisverleihung"Forschen für ein Leben ohne Lungenhochdruck"

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Preisverleihung"Forschen für ein Leben ohne Lungenhochdruck"

Nürnberg, 30. März 2012. Zum neunten Mal wurde der mit 5.000 EUR dotierte Forschungspreis der gemeinnützigen René Baumgart-Stiftung für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Pulmonalen Hypertonie ausgeschrieben. Bereits zum dritten Mal wurden eine Grundlagenarbeit sowie eine klinische Arbeit prämiert. Im Rahmen des 53. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V. in Nürnberg wurde der Preis im Bereich Grundlagenarbeit an Herrn Dr. Henrik ten Freyhaus, Universitätsklinikum Köln, verliehen. Den Preis im klinischen Bereich erhielt Herr OA PD Dr. med. Hans-Jürgen Seyfarth, Universitätsklinikum Leipzig. Da Dr. Seyfarth am Freitag Abend Vater einer Tochter wurde, konnte er der Verleihung nicht beiwohnen. Vertretungsweise nahm Dr. med. Michael Halank vom Universitätsklinikum Dresden den Preis entgegen. Dr. Jörg Winkler aus Leipzig, Vorsitzender des Stiftungsbeirates der René Baumgart-Stiftung, sprach die Laudatio undüberreichte die Preise. Zu Beginn der Verleihung sprach Prof. Horst Olschewski aus Graz einige würdigende Worte zu Herrn Bruno Kopp, der am 7. Februar 2012 verstorben ist. Herr Kopp initiierte als Vorsitzender des ph e. v. die Gründung der René Baumgart-Stiftung.
Pulmonal arterielle Hypertonie (Lungenhochdruck)
Lungenhochdruck, medizinisch auch Pulmonal arterielle Hypertonie (PAH), ist eine seltene, schwerwiegende Erkrankung, die durch eine starke Verengung der Lungengefäße gekennzeichnet ist. Die Betroffenen leiden bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Beinödemen, Brustschmerzen und klagen allgemein über schnelle Ermüdung.

Die richtige Diagnose wird zumeist erst gestellt, wenn es durch die fortschreitende Druck- und Volumenbelastung des rechten Herzens zu dessen chronischem Versagen kommt. Die Diagnose lautet Bluthochdruck im Lungenkreislauf. Dieses Krankheitsbild tritt isoliert oder als Begleiterkrankung verschiedener Herz- und Lungenerkrankungen auf. Obgleich die Pulmonale Hypertonie (PH) noch nicht geheilt werden kann, konnten in den letzten Jahren doch große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie dieser Krankheit erzielt werden.

Die René Baumgart-Stiftung
Die René Baumgart-Stiftung wurde im Jahr 2001 vom gemeinnützigen Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. gegründet und mit einen Kapitalstock von 70.000 EUR ausgestattet. Seit 2004 wird jährlich ein Forschungspreis ausgelobt. Die Stiftung fördert die klinische Forschung zur Pulmonalen Hypertonie bei Kindern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Erkenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, sodass eine frühzeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptionen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabilisierung oder Linderung der Beschwerden versprechen, sondern eine vollständige Heilung.
Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen geboren. Als René 10 Jahre alt war, starb seine Mutter an Idiopathischer Pulmonal arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Diagnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit.
Die Preisträger
Herr Dr. Henrik ten Freyhaus begann sein Medizinstudium 1998 an der Universität zu Köln und erhielt von 2001 bis 2004 ein Akademisches Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Seit 2004 arbeitet er, unterbrochen durch einen zweijährigen Forschungsaufenthalt an der Harvard School of Public Health, Boston, MA, als Assistenzarzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsklinik Köln. Mit der Arbeit "Hypoxia Enhances Platelet-derived Growth Factor Signaling in the Pulmonary Vasculature by Down-Regulation of Protein Tyrosine Phosphatases" wurde die Herabregulation von PTPs und die verstärkte Aktivierung des ?PDGF-Rezeptors unter chronischer Hypoxie nachgewiesen.

Bei pulmonaler Hypertonie (PH) kommt es zu einem ausgeprägten Umbau der Lungengefäße. Deswegen ist es von großer Bedeutung, an diesem Prozess beteiligte Signalwege und Faktoren zu identifizieren. Platelet-derived growth factor (PDGF) spielt hier eine Rolle, da PDGF den stärksten bekannten Wachstumsreiz für glatte Gefäßmuskelzellen darstellt. Ebenfalls bedeutsam ist das Auftreten von Hypoxie, welche eine PH auslösen bzw. verstärken kann. Chronische Hypoxie führte zu verstärkter Aktivierung des ?PDGF-Rezeptors und des PDGF-Signalwegs und löste so eine verstärkte Zellteilung und -wanderung aus, wichtige Prozesse im Rahmen des Gefäßumbaus. Die verstärkte Rezeptoraktivierung wurde vermittelt durch Hypoxia-inducible Factor 1? (HIF-1?) und die Herabregulation von Protein-Tyrosin-Phosphatasen (PTPs). Die Herabregulation von PTPs und die verstärkte Aktivierung des ?PDGF-Rezeptors ließen sich auch in vivo nachweisen. Aus diesem Grund spricht viel für eine Bedeutung dieses Mechanismus im Rahmen der Entwicklung und Progression der PH. Somit könnten Protein Tyrosin Phosphatasen und HIF-1? neue Ziele einer Pharmakotherapie bei pulmonaler Hypertonie darstellen.

Herr OA PD Dr. med. Hans-Jürgen Seyfarth arbeitete nach seinem 1990 begonnenen Medizinstudium in Leipzig und seiner Approbation 1996 an der Universität Leipzig. Dort ist er seit 2008 Oberarzt in der Abteilung Pneumologie. Seine Arbeit "Everolimus in patients with severe pulmonary hypertension, a safety and efficacy pilot trial" war eine Pilotstudie an zehn Patienten.

Die pulmonale Hypertonie kann idiopathisch, hereditär oder im Kontext anderer Erkrankungen vorkommen. In jedem Fall ist die Prognose ungünstig. In den vergangenen 15 Jahren haben sukzessive verschiedene Medikamente, die unterschiedliche Signalwege bedienen, Einzug zumindest in die Therapie der pulmonalarteriellen Hypertonie (PAH) gehalten. Diese Medikamente wirken in der Hauptsache vasodilatativ. Jedoch spielt sich am pulmonalen Strombett bei dieser Erkrankung auch Proliferation mit dem Ergebnis der Verringerung des Querschnittes ab. Der erfolgreiche Einsatz des Tyrosinkinase-Inhibitors Imatinib bei Patienten mit PAH unterstreicht den Nutzen eines in erster Linie antiproliferativen Ansatzes. Der mTOR-Anatagonist Everolimus - eingesetzt zur Immmunsuppression nach Transplantation - inhibiert die Proteinsynthese und arretiert den Zellzyklus nicht nur bei Lymphozyten, sondern auch bei anderen Zellen, zum Beispiel denen der Gefäßwand.
In einer prospektiven, monozentrischen Pilotstudie wurden zehn Patienten mit PAH (n=8) bzw. chronisch thrombembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH) (n=2), deren bisheriger Verlauf unter etablierten Medikamneten unbefriedigend war, für 6 Monate zusätzlich mit Everolimus behandelt. Sicherheit und Tolerabilität der Therapie standen im Vordergund. Zur Beurteilung des Therapieeeffektes wurden, neben anderen Parametern, die Gehstrecke im 6-Minuten-Gehtest (6MWD) und die Hämodynamik - und hier im Besonderen der pulmonalvaskuläre Widerstand (PVR) - herangezogen.

Zwei Patienten beendeten die Therapie vorzeitig: ein Patient wegen einer akuten Bronchitis (nach 4 Monaten) und ein weiterer nach dekompensierter Rechsherzinsuffizienz (nach 5 Monaten). Bei den Patienten, die die Therapiephase vollständig absolvierten, wurde eine Verbesserung der hämodynamischen Situation, gemessen an einem signifikanten Abfall des PVR um 31% (1012 [688; 1344] vs. 663 [546; 860] dyn*sec*cm-5, p=0.018) beobachtet. Auch die Belastbarkeit dieser Patienten verbesserte sich, ablesbar an einem, allerdings nicht signifikanten Anstieg der 6MWD (236 [139; 350] vs. 298 [207; 450] m (p=0.069). Der Cholesterolspiegel im Serum stieg im gesamten Kollektiv siginifikant um ca. 37% an.

Während dieser Pilotstudie erwies sich der mTOR-Antagonist Everolimus bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie als gut verträglich. Die beobachtete Verbesserung des PVR und der 6MWD könnten ein Hinweis für die Wirksamkeit dieses Medikamentes in dieser Indikation sein, dem in einer größeren Studie nachgegangen werden sollte.



Eine Information der René Baumgart-Stiftung

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Prof. Dr. med. Werner Seeger
Direktor der Inneren Medizinischen Klinik II
Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH
Vorsitzender des Vorstands der René Baumgart-Stiftung
Tel.: 0641 99 42 350 Sekretariat
E-Mail: Werner.Seeger@innere.med.uni-giessen.de

René Baumgart-Stiftung
Wormser Str. 20
76287 Rheinstetten
Tel.: 0721 3528 476
Fax: 0721 3528 880
info@rene-baumgart-stiftung.de
www.rene-baumgart-stiftung.de

pulmonale hypertonie e.v.
info@phev.de
www.phev.de


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