Wer in die Apotheke geht, wird häufig gar nicht
oder schlecht beraten. Immer wieder verkaufen Apotheken
lebensbedrohliche Mengen an Schmerzmitteln und Präparate, die der
Kunde gar nicht einnehmen dürfte. Das haben Stichproben für die
Reportage "Tricks der Pharmaindustrie" (Montag, 23. April, 21.00 Uhr,
NDR Fernsehen) der NDR Redaktion "Markt" ergeben. Pharmakologen
halten dieses Ergebnis für katastrophal.
Fast 90 Prozent der Deutschen sagen, dass sie großes Vertrauen in
die Apotheker haben. Diese sind gesetzlich verpflichtet zu beraten,
und sie werben mit ihrer guten Beratung. Der NDR hat stichprobenartig
15 Apotheken getestet - mit einem erschreckenden Ergebnis. In mehr
als der Hälfte der Apotheken wurden die Tester nicht vom Apotheker
darüber aufgeklärt, dass die Medikamente ab einem bestimmten Alter
gar nicht eingenommen werden dürfen oder sie verkauften sogar eine
lebensbedrohliche Menge an Schmerzmitteln.
Sie kassierten ab und schickten die Patienten weg, kritisiert der
Pharmakologe Professor Gerd Glaeske, Universität Bremen, die
Ergebnisse der Recherche. "Unkommentiert werden mengenweise
Schmerzmittel verkauft. Ich halte das für unverantwortlich und bin
wirklich fassungslos. Da muss doch die Frage gestellt werden: Was
machen sie mit all diesen Arzneimitteln? Ich halte das für eine
einzige Katastrophe. Dann darf ich mich nicht wundern, wenn es
Sicherheitsprobleme im Bereich der Schmerzmittel gibt und wenn der
Gesetzgeber Maßnahmen ergreifen muss." Das Bundesinstitut für
Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) drängt derzeit darauf, die
Packungen von Schmerzmitteln zu verkleinern.
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) bedauert
das Ergebnis der NDR Stichprobe. "Das ist bedauerlich, weil wir
eigentlich schon die Aufgabe des Apothekers darin sehen, die Kunden
adäquat zu beraten. Das muss verbessert werden", so Dr. Christiane
Eckert-Lill vom ABDA gegenüber dem NDR.
Mehr zum Thema in der Sendung "Patienten, Pillen und Profite: Die
Tricks der Pharmaindustrie" am Montag, 23. April, um 21:00 Uhr im NDR
Fernsehen.
Pressekontakt:
NDR Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Telefon: 040 / 4156 - 2300
Fax: 040 / 4156 - 2199
presse@ndr.de
http://www.ndr.de