fit und munter - Wenn Patienten die Klinik mit dem Fünf-Sterne-Hotel verwechseln

fit und munter

Wenn Patienten die Klinik mit dem Fünf-Sterne-Hotel verwechseln


Magazin Reader's Digest lässt Krankenschwestern
und Krankenpfleger über ihren Alltag erzählen - Arbeitsbelastung wird
immer mehr ein Problem

Niemand geht gerne ins Krankenhaus, dennoch möchte jeder dort
fachmännisch behandelt und freundlich betreut werden. Wie aber
erleben Krankenschwestern und Krankenpfleger täglich die Patienten?
Das Magazin Reader's Digest hat nachgefragt und veröffentlicht in
seiner Mai-Ausgabe zahlreiche Erlebnisse, Ärgernisse und Geheimnisse
des medizinischen Personals. Dabei zeigt sich, dass der medizinische
Alltag so gar nichts mit den Szenen aus den Krankenhausserien im
Fernsehen zu tun hat.

Vor allem die Arbeitsbelastung nimmt ständig zu. "Weniger
Personal, weniger Zeit, mehr Keime. Im Operationssaal kommt es auch
auf kurze Wechselzeiten an", schreibt ein Pfleger aus Berlin und
räumt ein: "Eine vernünftige Zwischenreinigung und vor allem das
Abwarten der Einwirkzeit des Desinfektionsmittels wird oft
vernachlässigt. Man fährt schon den nächsten Patienten in den OP,
obwohl der Boden noch nass ist." Zwei Krankenschwestern bestätigen
das. "Immer weniger Personal, immer mehr Aufgaben. Bitte haben Sie
Verständnis, wenn wir mal gestresst sind", berichtet eine Pflegerin
aus Hamburg. Und eine Kollegin fügt dazu: "Wir Schwestern sind
gehalten, die Ärzte immer wieder daran zu erinnern, dass die
Liegezeiten nicht zu lang werden." Vor diesem Hintergrund macht sich
unter den Schwestern durchaus auch mal Sarkasmus breit: "Böse gesagt:
Ein beatmeter, künstlich ernährter Patient ist ein guter Patient. Der
ist still und macht kaum Arbeit", so eine Krankenschwester, die seit
vielen Jahren in München auf einer Intensivstation arbeitet.

Wer ins Krankenhaus muss, darf zwar eine umfassende Betreuung
erwarten, sollte sich aber dennoch im Klaren darüber sein, dass er
nicht der Einzige ist, um den sich die Schwestern und Pfleger kümmern
müssen. "Es gibt Patienten, die verwechseln das Krankenhaus mit einem
Fünf-Sterne-Hotel", merkt ein Pfleger aus Berlin an. Eine
Krankenschwester aus Niedersachsen sieht das ähnlich: "Patienten, die
hereinkommen, großspurig auftreten und sagen: 'Ich bin privat', mag
ich gar nicht." Und eine ihrer Kolleginnen aus Hamburg mahnt:
"Jammern ist okay, Sie sind krank und deshalb bei uns. Aber bitte
nicht die ganze Zeit - wie soll ich sonst wissen, wann es ihnen
wirklich schlecht geht?"

Eine Schwester aus München berichtet in der neuen Ausgabe von
Reader's Digest über ein anderes Ärgernis mit Patienten, das leicht
vermeidbar wäre: "Man gewöhnt sich an alles. Ekel gehört dazu. Wer
einen Herzinfarkt erleidet, hat seine Ausscheidungen oft nicht unter
Kontrolle. Daraus mache ich niemandem einen Vorwurf. Schlimmer finde
ich, wenn jemand ungewaschen, mit ungeputzten Zähnen und in
schmutziger Wäsche zur Untersuchung kommt." Auch die Anwesenheit von
Angehörigen kann für das Klinikpersonal durchaus zur Last werden.
"Wenn fünf, sechs Familienmitglieder zu Besuch kommen, die Patienten
stundenlang umlagern und dann noch einen Picknickkorb mit
geruchsintensiven Leckereien mitbringen - da krieg ich zu viel. Eine
Klinik ist kein Ausflugslokal", bemerkt eine Schwester, die in Berlin
in der Geburtsmedizin arbeitet. Viele Schwestern und Krankenpfleger
empfinden es ähnlich nervig, wenn Familienmitglieder meinen, sie
wüssten alles besser: "Angehörige, die ständig an unserer Kompetenz
zweifeln, finde ich ärgerlich. Viele rufen mehrmals am Tag im
Stationszimmer an und kritisieren die Pflege. Wir tun wirklich unser
Bestes, aber Sie rauben uns mit ihren Nervereien die Zeit, es auch zu
machen", sagt eine Betroffene aus Berlin.

Das größte Ärgernis bleibt aber ohne Zweifel die Arbeitsbelastung.
Nach Berechnungen des Deutschen Berufsverbandes der Pflegeberufe
wurde zwischen 1996 und 2008 in den deutschen Krankenhäusern rund 14
Prozent der Pflegevollzeitstellen abgebaut. Die Zahl der behandelten
Patienten stieg im nahezu selben Zeitraum aber um zwölf Prozent.
Immer wieder müssen die Pfleger dabei auch Aufgaben von Ärzten
übernehmen. "Oft fehlen uns Anästhesisten im, OP. Dann werden
selbstständige Anästhesisten zeitweise eingestellt. Bei manchen muss
man als Pflegepersonal die Aufsicht übernehmen, weil sie sich nicht
auskennen - oder man den Eindruck gewinnt, ihnen fehle die
Qualifikation", erzählt ein Pfleger aus Berlin in der neuen Ausgabe
von Reader's Digest.

Dass die tägliche Belastung nicht ohne Folgen bleibt, beweist die
Statistik: Im Schnitt geben Pfleger und Schwestern ihren Beruf nach
etwa 14 Jahren auf. Da verwundert es nicht, dass sie ein Lob oder
einen Dank für Ihren Einsatz besonders gerne registrieren. "Ich freue
mich, wenn Patienten unsere Arbeit honorieren und sich auch mal mit
einem Brief oder einer Karte bedanken", sagt eine Schwester aus
Berlin. "Persönliche Worte sind oft noch schöner als kleine
Geschenke", meint eine andere Krankenschwester aus Hamburg.

Für weitere Informationen zu diesem Reader's Digest-Thema stehen
wir Ihnen gerne zur Verfügung. Die Mai-Ausgabe von Reader's Digest
Deutschland ist ab dem 30. April 2012 an zentralen Kiosken
erhältlich.

Artikel aus der Mai-Ausgabe zum Download:
http://www.readersdigest.de Auf "Unternehmen" und dann auf "Service
für Journalisten" klicken (Rubrik Magazin Reader's Digest)



Pressekontakt:
Reader's Digest Deutschland: Verlag Das Beste GmbH
Öffentlichkeitsarbeit
Vordernbergstr. 6, D-70191 Stuttgart
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