"Wir können einer Frau leider nicht vorhersagen,
wie sich ihr Tumor verhalten wird. Und wir können ihr auch nicht
sagen, ob und wann sie an anderen Ursachen verstirbt", betont Dr.
Wolfgang Aubke, stellvertretender Beiratsvorsitzender der
Kooperationsgemeinschaft Mammographie. "Aber wir können Brustkrebs in
einem sehr frühen Stadium entdecken, dadurch schonender behandeln und
Leben retten."
Bislang gibt es keine Möglichkeit, sicher zu bestimmen, wie
aggressiv sich ein Tumor entwickeln wird. Daher wird bei der Diagnose
Brustkrebs den Frauen in der Regel eine entsprechende Behandlung
empfohlen.
"Überdiagnosen als falsche oder irrtümliche Diagnosen zu
bezeichnen ist irreführend. Letztlich gibt es zu Überdiagnosen so
lange keine Alternative, bis uns die Forschung zur Tumorbiologie
Werkzeuge in die Hand gibt, mit denen wir von Anfang an das Verhalten
eines Tumors bestimmen können", sagt Dr. Aubke.
Zu "Überdiagnosen" zählen diagnostizierte Tumore, die zu Lebzeiten
nie auffällig geworden und daher auch nicht behandelt worden wären.
Die betreffende Person verstirbt also an einer anderen Ursache. Auch
bei anderen Früherkennungen für Gebärmutterhalskrebs oder
Prostatakrebs treten Überdiagnosen als unerwünschter Nebeneffekt auf.
Welche Größenordnung die Überdiagnosen im Mammographie-Screening
einnehmen, schätzen Wissenschaftler unterschiedlich ab. Beruhend auf
verschiedenen Datengrundlagen und Modellen zur Berechnung reichen die
Schätzungen von drei bis 33 Prozent ("Phasenmodell zur
Mortalitätsevaluation" des wissenschaftlichen Gremiums,
www.mammo-programm.de). Für das deutsche Mammographie-Screening
existieren noch keine Auswertungen zu Überdiagnosen. Dafür ist das
seit 2009 flächendeckend angebotene Programm noch zu jung.
Fakt bleibt: Jedes Jahr erkranken rund 71.700 Frauen neu an
Brustkrebs, etwa 17.200 sterben in Folge der Erkrankung (Robert
Koch-Institut 2012, Krebs in Deutschland 2007/2008). Um die
Überlebenschancen der Frauen zu erhöhen, soll Brustkrebs schon in
einem frühen Stadium gefunden werden. Deshalb wurde 2005 die
regelmäßige Untersuchung der Brust im Mammographie-Screening-Programm
auf Beschluss des Bundestages in Deutschland eingeführt.
Dr. Aubke: "Unsere besondere Verantwortung liegt darin, Brustkrebs
rechtzeitig diagnostizieren zu können und gleichzeitig die Belastung
für die Frau so gering wie möglich zu halten. Deshalb ist die
Qualitätssicherung im Mammographie-Screening-Programm einzigartig."
Dazu gehören die hohen Anforderungen an die fachliche Qualifikation
der Ärztinnen und Ärzte sowie des medizin-technischen Personals, die
täglichen Kontrollen der Geräte, verpflichtende Fortbildungen und
Prüfungen, Doppelbefundung, interdisziplinäre Fallkonferenzen und die
systematische Datenauswertung.
Die Kooperationsgemeinschaft Mammographie ist in gemeinsamer
Trägerschaft von den gesetzlichen Krankenkassen und der
Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im August 2003 gegründet
worden. Ihre Aufgabe ist die Koordination, Qualitätssicherung und
Evaluation des Mammographie-Screening-Programms.
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Corinna Heinrich
Leiterin Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Kooperationsgemeinschaft Mammographie
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