Während in Berlin zum Wiederaufbau des Schlosses die Bagger erst
noch anrollen, können die Braunschweiger bereits feiern - den fünften
"Geburtstag" ihres wiedererrichteten Residenzschlosses. Ein Tag der
offenen Tür mit Ausstellungen und über 40 Veranstaltungen findet aus
diesem Anlass am 6. Mai statt, exakt fünf Jahre, nachdem die neuen
Räume erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Auch für fast
alle Braunschweiger ein Grund zum Feiern: Die Stadt hat durch das
neue Schloss hinzugewonnen und die überwältigende Mehrheit ist
begeistert, wie repräsentative Umfragen belegen.
Dabei war das Projekt zunächst durchaus umstritten. 2003 plante
der Investor ECE ein Einkaufszentrum auf dem Areal des einstigen
Residenzschlosses, das im Krieg beschädigt und 1960 unter Protesten
abgerissen worden war. Die Stadt machte den Wiederaufbau des
Schlosses durch ECE unter Verwendung von Originalteilen der
historischen Fassade zur Bedingung. Zugleich entstand die Idee,
13.000 Quadratmeter im Schloss von ECE anzumieten, um an zentraler
Stelle die städtischen Kultureinrichtungen Bibliothek, Stadtarchiv
und Kulturverwaltung unterzubringen, die bisher verstreut im
Innenstadtgebiet unter wenig optimalen Bedingungen arbeiteten.
Doch es gab große Vorbehalte sowohl in Bezug auf ein solches
Einzelhandelsprojekt als auch gegenüber der Verbindung einer
Schlossrekonstruktion mit dem unmittelbar angrenzenden
Einkaufszentrum, den "Schloss-Arkaden": Vom Ausverkauf der Geschichte
war die Rede, vom "Vorhängeschloss", dessen repräsentative
Architektur nur als glanzvolles Feigenblatt des Einkaufszentrums
diene. Der Einzelhandel fürchtete zudem den Niedergang der
Innenstadt. Andere protestierten gegen die Überbauung des
Schlossparks mit seinen alten, schönen Bäumen
Doch der Bau des Schlosses und der Umzug der Kultureinrichtungen
dorthin, vom Rat der Stadt nach intensiven öffentlichen Debatten
schließlich mit knapper Mehrheit 2004 beschlossen, wurde zu einer
Erfolgsgeschichte: Die Stadtbibliothek konnte ihre Besucherzahlen
mehr als verdoppeln, auch bei Kulturinstitut und Stadtarchiv ist die
Tendenz weiterhin steigend. Auch das ist einer der Gründe für den
Stimmungsumschwung. "Nach fünf Jahren ist offensichtlich, dass die
Entscheidung, die städtischen Kultureinrichtungen zentral in bester
Lage in dem wieder aufgebauten Welfenschloss unterzubringen, richtig
war - und damit vor allem eine gute Entscheidung für die Bürgerinnen
und Bürger", zieht Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann Bilanz.
Schlossplatz und erneuerter Bohlweg würden als öffentliche Plätze von
der Bevölkerung gern angenommen.
Mit der Einrichtung eines Schlossmuseums wurde zugleich die
Bedeutung des Schlosses für das alte Land Braunschweig unterstrichen.
Seit seiner Eröffnung im April 2011 zeigt es die Geschichte, die das
Residenzschloss symbolisiert: die einstige Eigenständigkeit des
Landes Braunschweig unter den Welfenherzögen, die Bedeutung der Stadt
Braunschweig als Residenzstandort, aber auch die wechselvolle und die
schreckliche Nutzung des Schlosses in der Nazizeit.
Von Seiten des Braunschweiger Einzelhandels fällt die Bilanz
ebenfalls positiv aus. "Die Schloss-Arkaden haben mit dazu
beigetragen, dass trotz wirtschaftlicher Krisen die Innenstadt als
Einzelhandelsstandort ihre Stärken ausbauen und die Umsätze sowie die
Zahl der Arbeitsplätze steigern konnte", so Volkmar von Carolath vom
Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig (AAI). Der gesamte
innerstädtische Einzelhandel profitiert von der hohen
Anziehungskraft, die Braunschweig als Einkaufsstadt auf die Region
ausübt. Der Konkurrenzdruck durch das neue Einkaufszentrum hat dazu
geführt, dass auch an anderen Standorten in der Innenstadt renoviert
und investiert wurde.
Braunschweig hat an Attraktivität gewonnen - auch touristisch:
Schloss und Schlossplatz sind nicht nur ein neues Wahrzeichen an
sich. Sie stellen auch wieder eine kulturelle und geschichtliche
Verbindungsachse her zwischen dem historischen Burgplatz, dem
pittoresken Magniviertel und den großen Museen Braunschweigs.
Da passt es ins Bild, dass die Braunschweiger ihrem neuen
Selbstbewusstsein Ausdruck verliehen und ihrem Welfenschloss und der
Aufbaudebatte wortwörtlich die Krone aufgesetzt haben: in Gestalt der
nach alten Plänen neu gegossenen Bronze-Quadriga, die deutlich größer
ist als jene auf dem Brandenburger Tor in Berlin. "Ein Schelm, wer
Böses dabei denkt" - so lautet ein alter Wahlspruch des
Hosenbandordens, dem auch Braunschweiger Welfen angehörten.
Journalisten, die das fünfjährige Bestehen des Braunschweiger
Residenzschlosses zum Anlass einer Berichterstattung nehmen möchten,
sind herzlich zu einem Besuch in Braunschweig eingeladen.
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