Rund um den 29. April dreht sich bei vielen Ärzten, Wissenschaftlern, Betroffenen und Angehörigen alles ums Immunsystem. Zum Abschluss der zweiten weltweiten Woche der Primären Immundefekte (2. World PI Week) werden an diesem Welttag der Immunologie auch bei uns in Deutschland zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen rund um das Krankheitsbild "Immundefekt" stattfinden. Dabei gilt es zu unterscheiden zwischen dem "erworbenen Immundefekt", also einer z.B. durch Infektionen oder Medikamente verursachten Schädigung des Immunsystems, und dem "angeborenen" Immundefekt. Ziel der Netzwerkinitiative FIND-ID ist die Information und Aufklärung, um die Diagnostik und damit die Behandlung von Patienten mit angeborenem Immundefekt zu verbessern.
Wenn vom Immunsystem die Rede ist, haben die meisten Menschen nur eine diffuse Ahnung, was es wie leistet und wofür es gut ist: Tagtäglich wehrt dieses komplexe System alle nur erdenklichen Bakterien, Viren und andere Krankheitserreger ab, die durch die Nahrung, die Atemwege oder Körperkontakt in unseren Organismus gelangen. Doch dazu muss es gesund sein. Wenn Patienten aber an einem Defekt des Immunsystems leiden, ist ihre Fähigkeit, auf Infektionen zu reagieren und sie zu überwinden, teilweise extrem eingeschränkt. Für gesunde Menschen "harmlose" Erkrankungen können dann einen schweren Verlauf nehmen und sogar lebensbedrohlich sein. Das Problem dabei ist, dass Immundefekte keine eigenen Symptome entwickeln und Patienten daher oft jahrelang nicht richtig therapiert werden.
Alarmsignal: wiederkehrende schwere Infektionen
Die 2009 gegründete Netzwerkinitiative FIND-ID will Kinderärzte, Internisten, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte und Allgemeinmediziner in Krankenhäusern und Praxen gezielt dafür sensibilisieren, bei Patienten mit schweren, wiederkehrenden und zerstörerischen Infektionen, die nicht oder kaum mit Antibiotika therapierbar sind, an einen angeborenen Immundefekt zu denken. Das ist Voraussetzung dafür, frühzeitig weitere gezielte Untersuchungen zu veranlassen und gegebenenfalls mit einem Schwerpunktzentrum für Primäre Immundefekte zusammenzuarbeiten.
"Ein Netzwerk wie FIND-ID ist für seltene Erkrankungen wie Primäre Immundefekte unverzichtbar", stellt Gabriele Gründl von der dsai, der Deutschen Selbsthilfe Angeborene Immundefekte e. V., fest. "Denn in Deutschland liegt die Zahl der diagnostizierten Fälle noch immer weit hinter der vermuteten Anzahl zurück." Die nur etwa 3.000 diagnostizierten Patienten lassen ein hohe Dunkelziffer nicht oder falsch diagnostizierter Menschen erahnen.
Veranstaltungen zum Tag der Immunologie in Hannover
Rund um den Tag der Immunologie führt das Immundefektzentrum in der Klinik für Immunologie und Rheumatologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) am 2. Mai eine Informationsveranstaltung durch, die sich in erster Linie an Oberstufenschüler richtet. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Niedersachsens Kultusminister Dr. Bernd Althusmann. Neben Prof. Dr. med. Reinhold E. Schmidt, der eine Einführung in die Immunologie bieten wird, werden weitere Ärzte der Klinik für Immunologie und Rheumatologie sowie Mediziner aus der Grundlagenforschung Immunologie und der Pädiatrischen Immunologie vor rund 500 interessierten Schülern und Laien Vorträge zu den Grundlagen des Immunsystems, den angeborenen Immundefekten mit der Vorstellung eines jugendlichen Patienten, HIV und den Schutzimpfungen sowie der Rheumatoiden Arthritis halten.
Ein weiterer Veranstaltungspunkt ist der Marktplatz vor den Hörsälen von 12.00 bis 13:15 Uhr. An den Informations- und Mitmachständen können sich die Vortragsteilnehmer aktiv beteiligen, informieren, mikroskopieren, diskutieren und vieles mehr.
Veranstaltung zum Tag der Immunologie in Freiburg
Die VHS Freiburg nimmt den Tag der Immunologie zum Anlass, am 16. Mai einen Vortrag von Prof. Dr. Klaus Warnatz vom Centrum für Chronische Immundefizienz am Universitätsklinikum Freiburg (CCI) anzubieten: "Infektabwehr - was, wenn sie versagt? Eine Einführung in das Immunsystem und seine Schwächen". Schwarzes Kloster, 20 Uhr, Rotteckring 12, Raum 204.
Adressen für weiterführende Informationen: www.find-id.net, www.dsai.de