Inwiefern hat der Schlaf etwas mit Rückenschmerzen zu tun?
Schlafen gehört zur täglichen Routine und bringt uns die notwendige Erholung vom Stress des Tages. Der Schlaf entspannt den Körper und lässt die Seele zur Ruhe kommen.
Inwiefern hat der Schlaf etwas mit Rückenschmerzen zu tun?
Intuitiv legt man sich gerne hin, wenn der Rücken schmerzt. Natürlich ist dies prinzipiell richtig.
Dennoch sind zwei Faktoren ausschlaggebend:
Der Ruhe und Erholungs-Faktor
Der Mobilisations-Faktor
Amerikanische Chiropraktiker
haben in Studien herausgefunden, dass die Belastung der Bandscheiben im Stehen / Laufen 3 x höher, beim Sitzen jedoch 11 x höher ist, als im Liegezustand.
Da Sitzen und Stehen die Wirbelsäule belastet und nur Liegen sie entlastet, kommt dem Bett eine besondere medizinische Bedeutung zu.
Andererseits weiß man, dass die Immobilisierung im Bett ( zum Beispiel beim Hexenschuss ) aus den verschiedensten Gründen, zum chronischen Geschehen führen kann. Nur beim Bild des akuten Bandscheiben-Geschehens mit eventuellen Lähmungs- bzw. Ausfallserscheinungen oder bei fieberhaften Erkrankungen ist strenge Bettruhe angezeigt.
Für professionelle Chiropraktiker, die direkt auf das Nervensystem Einfluss nehmen, ist es von essentieller Bedeutung, das die Rückenmarksflüssigkeit ungestört im natürlichen Rhythmus pulsieren kann. Jede Verdrehung bzw. Verwringung des Rückenmarks führt zu Irritationen der benachbarten Nerven und damit zu gesundheitlichen Störungen. Darum wird auch viel Wert auf gesunden, natürlichen Schlaf gelegt.
Bei den täglichen Gesprächen mit Patienten stellt man erstaunt fest, wie wenig er sich mit seinem eigenen Bett beschäftigt, worin er doch ein Drittel seiner Lebenszeit verbringt. Es soll Menschen geben, die sich alle 3 - 4 Jahre ein neues Auto kaufen, aber das Bett ist 10 Jahre und älter. „Das ist ein gutes Bett, da hat schon die Oma drin geschlafen“ sind keine seltenen Aussagen. Und falls man dann auch noch die Kinder hineinlegt, sind die Grundsteine für Wirbelsäulen-Probleme schon fast vorprogrammiert.
Aus Sicht der Chiropraktik ist das richtige Bett ist von großer Bedeutung für die Prophylaxe und Rehabilitation von Rückenproblemen. In der einzig echten Erholungsphase des Körpers, die zwischen 6 und 9 Stunden liegt, sollte kein zusätzlicher Körperstress durch eine falsche Liegefläche erzeugt werden.
Was aber ist die richtige Liegefläche?
Wir unterscheiden diese grundsätzlich nach dem vorliegenden Alter des Patienten, dem Gewicht und seinem Krankheitsbefund.
Definierte Krankheiten:
Da nämlich, wo sich das Skelettsystem in einem massiven Alterungs- bzw. Degenerationsprozess befindet (Morbus Bechterew, Multiplesklerose, Osteoporose, entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungen, entzündlichen rheumatischen Beschwerden, aber auch Diabetes), bei dem es die Krankheit nicht zulässt, verbieten sich härtere bis normale Liegeflächen von selbst. Hier sind Liegeflächen gefragt, die den Patienten „wie in Watte gepackt“ beim Schlaf einhüllen. Das Flächenmaterial muss sich an den Körper anschmiegen und jeden Druckpunkt vermeiden.
Nicht zu empfehlen
So genannte Futons oder Federkernmatratzen sind hier unangebracht, sie sind viel zu hart für die sensiblen Knochenstrukturen, Gelenke und das umgebende Gewebe.
Zu empfehlen
Latex- und Weichschaummaterialien mit entsprechenden möglichst in der Höhe variablen Kopfkissen. Grundsätzlich gilt „Probieren geht über Studieren“, in diesen Fällen ganz besonders. Wenn ein Produkt nicht ausprobiert werden kann und zwar 2 – 3 Wochen, kauft man woanders.
Unspezifische Rückenprobleme:
Die Wirbelsäule hat eine physiologische Lordose im HWS Bereich, eine Kyphose im BWS Bereich, und wieder eine Lordose im Lendenwirbelbereich. Im oberen Matratzenteil müsste demnach der Kopf etwas einsinken, damit eine HWS-Überstreckung vermieden wird. Im Brustwirbel-Segment sollte die Kyphose bei der Matratze Berücksichtigung finden, kurz darauf müsste dann das Material wieder auffüllend wirken, um die Lendenwirbelsäulen-Lordose abzustützen. Danach ist wieder Absinken gefragt, um das Becken korrekt zu platzieren. So müsste es in Rückenlage funktionieren,. Ein Rückenschläfer sollte hier durch Probeliegen herausfinden, wie er während der 6 - 9 Std. Schlaf seine Wirbelsäule so entlastet, das auch die Rückenmuskulatur ausreichende Entspannung finden kann.
Ganz anders – der Seitenschläfer: Hier soll die Schulter mit dem Kopf im Mittel eine gerade Linie ergeben, eben so das Becken mit der BWS mit LWS. Die „Einsink- bzw. Auffüll-Punkte liegen zwar in der Nähe der Rückenschläfer, aber meist nicht genau. Auch hier gilt wieder: Ausprobieren.
Bauchschläfer sollte es bei Rückenpatienten gar nicht geben. Aus chiropraktischer Sicht wird dabei eine permanente Halswirbelsäulen-Irritation produziert. Viele kleine HWS Probleme bis hin zum ausgeprägten Schulter-Arm-Syndrom erledigen sich oft von selbst, wenn die Bauchschlaf-Position aufgegeben wird.
Eingeschränkt zu empfehlen
Futons – diese aus Japan stammende Schlafunterlage, meist durch Zwischenlagen auf europäische Verhältnisse abgestimmt, mögen bei gesunden Rücken durchaus positive Aspekte aufweisen. Die obigen physiologischen Notwendigkeiten bei Rückenschmerz-Patienten werden meist nicht oder unzureichend erfüllt.
Zu empfehlen
Naturmatratzen – oft eine Kombination verschiedener Materialien (Schafwoll- / Kokos-/ Hanfkombinationen sind in unterschiedlichen Härtegraden erhältlich und müssen ausprobiert werden. Einzig und alleine sollten die oben aufgeführten Kriterien ausschlaggebend für einen Kauf sein. Es kann aufgrund von Druckbelastungen und unnatürlichen Schlafhaltungen zu Durchblutungsstörungen, Taubheitsgefühlen und Schmerzen kommen.
Latexmatratzen – Naturlatex* bietet eine punktgenaue, anatomische Körperanpassung und unterstützt somit die Streckung der Wirbelsäule und die vollständige Entspannung der Muskeln während des Schlafs. Verschiedene Härtegrade des Latex und die Kombination mit anderen Materialien erlauben eine individuelle Abstimmung der Liegeeigenschaften. Darüber hinaus ist das Material gegen Bakterien und Schimmel resistent – aber manchmal gibt es Allergie-Probleme – wegen des Latexmaterials. (* Latex-Schaum ist leider heute auch kein reines Naturprodukt mehr, sondern doch sehr mit Chemie aufbereitet.)
Hartschaummatratzen * – eigentlich die optimale Liegefläche für Rückenpatienten. Die druckentlastenden Eigenschaften dieser Materialien vermindern ganz erheblich das Bedürfnis, ständig die Lage zu verändern. Der Druck wird über eine größere Fläche optimal verteilt und regt die Durchblutung an. Die Körperteile (Kopf – Schulter – Gesäß können in das Material gleichmäßig und tief einsinken, so dass sich die Matratze an die Körperform anpasst und der Körper in jeder Schlafhaltung bei einer korrekten Haltung unterstützt wird. Auch in Rückenlage passt sich das Material den physiologischen Gegebenheiten entsprechend an. Aber auch hier: Probeliegen – für wenigstens 2 – 3 Wochen. Verschiedene Hersteller bieten zusätzliche Effekte an ihren Matratzen an, z.B. solche, welche die Durchblutung fördern oder solche mit antiallergischen Effekten – darum sind die Hartschaummatratzen vermutlich auch die teuersten, zumal wenn Sie sogar mit Haltbarkeits- / Durchliege-Garantien versehen sind.
(*z.B. BRW Schlafsysteme®)
Patientenalter - Gewicht
Leicht einzusehen ist die Tatsache, dass ein Kind von 10 Jahren ein anderes Körpergewicht hat, als ein Erwachsener von 50 Jahren mit erheblichem Übergewicht.
Folglich können nicht beide auf der gleichen Matratze gut schlafen, wenn man die oben definierten Kriterien zu Grunde legt. Omas Bett mag für die Oma gut sein, keinesfalls aber auf Dauer für die Enkel. Kindgerechte Liegeflächen sind bis zu 50 kg anders zu strukturieren, als die für Erwachsene. Die unzähligen Haltungsprobleme der heutigen Kinder und Jugendlichen sind nicht nur auf das erschreckend hohe Übergewicht, sondern auch sehr oft auf falsche Betten zurück zu führen.
Die Härtegrade der Matratzen stellen ein weiteres individuelles Kriterium dar, das beim Kauf zu berücksichtigen ist. In der Regel gibt es bei fast allen Matratzenarten unterschiedliche Härtegrade. Ein 65 kg Patient braucht weniger Dichte im Material, als ein 100 kg Patient.
TIPPS
Die Hygiene spielt bei allen Matratzen eine wichtige Rolle. Alle Liegeflächen sollten mindestens alle 2 – 3 Jahre gereinigt werden, das geschieht mit speziellen Staubsaugern oder wie bei einigen Hartschaummatratzen mit handelsüblichen Heißluft-Reinigern.
Die Allergiker achten auf antiallergische Schutzbezüge und darauf, dass man bei Bedarf das komplette Bett, so wie die Bettwäsche reinigen kann. Matratzen nehmen in 3 – 4 Jahren ca. 70 Ltr. Schweiß auf, die Bakteriengefahr erhöht die Allergiebereitschaft.
Grundsätzlich können gesunde Menschen ihre Matratzen kaufen, wo immer man sie bekommt. Kranke Menschen sollten immer im Fachhandel kaufen oder sich von geschulten Therapeuten beraten lassen.
Wasserbetten sind für Rückenkranke ungeeignet.
Fazit: Aus chiropraktischer Sicht trägt die „richtige“ Liegefläche sehr zur Unterstützung unserer Bemühungen bei, mit den von uns verabfolgen Impuls-Justierungen, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Rückenschmerzen müssen nicht sein, schon gar nicht durch die falsche Wahl der Matratzen.