Haben Sie schon einmal versucht, mit nur einer Hand eine Scheibe Brot von einem Laib abzuschneiden? Was gesunde Menschen tun, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, erscheint einen Schlaganfall- Betroffenen schier unmöglich. Viele Kleinigkeiten des alltäglichen Lebens werden plötzlich zu einer riesigen Herausforderung. Dementsprechend groß ist der Leidensdruck von Menschen nach einem Schlaganfall. Um das zu ändern und Betroffene und deren Angehörigen über therapeutische Möglichkeiten aufzuklären, veranstaltete der Physiotherapeut und Schlaganfall-Experte Helmut Gruhn eine kostenlose Schlaganfall-Sprechstunde anlässlich des Tags gegen den Schlaganfall am 10. Mai 2012 im Therapiezentrum Perzeptionshaus Hainburg-Hainstadt. Gemeinsam mit einem Team aus zwölf qualifizierten neurologischen Fachphysio- und Ergotherapeuten widmete er sich allen Fragen der Betroffenen. "Wir hatten einen regen Zulauf", erzählt Helmut Gruhn. Insgesamt 14 Schlaganfallbetroffene und deren Angehörige kamen in die kostenlose Sprechstunde. Während sich die Angehörigen zu einer Gratis-Entspannungsmassage zurückzogen, wurde mit den Schlaganfall Betroffenen aktiv nach Lösungswegen für ihre individuellen Probleme gesucht. Im dem großen Therapieraum des Rehabilitationszentrums herrschte an diesem Tag konzentriertes aber dennoch munteres Treiben. "Ich fühle mich jetzt deutlich sicherer beim Gehen", lächelte die eine Patientin während der Andere begeistert staunte: "Jetzt kann ich mich viel müheloser bewegen". Dennoch ist eine komplette Heilung bei dieser schweren Erkrankung nicht gegeben, weiß Gruhn, der seit 20 Jahren mit Betroffenen nach Schlaganfall arbeitet. "Nur die Akzeptanz des momentanen Zustandes ist die Voraussetzung für weitere Fortschritte und ein mehr an Selbstständigkeit im Leben", so der Experte. Dadurch entwickelte sich wieder Freude, Lebenswille und Kraft bei den Betroffenen, um den nächsten Schritt zu schaffen. Nach gut einer Stunde machten sich die Besucher mit neuen Eindrücken und Ideen auf den teilweise bis zu 60 Kilometer langen Heimweg. Für Helmut Gruhn war die Aktion ein voller Erfolg, denn er sieht die derzeitige Versorgungslage im Rhein-Main-Kinzig Gebiet kritisch: "Durch die unzureichende, zum Teil desolate Organisation zwischen Politik, Kliniken, Kostenträger, Arztpraxen und niedergelassenen Therapeuten im gesamten Rhein-Main-Kinzig Gebiet geht zum Teil viel Potential unnötig verloren. Ich denke, wir konnten heute einen kleinen Teil dazu beitragen, dass viele Betroffene wieder mit neuem Mut und Energie ihren Weg zurück ins Leben weitergehen."
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