DBU will Umweltschutz bei privaten Yachten und
Motorbooten forcieren - 400.000 Euro für Modellversuche
Osnabrück. Wenn Schiffe durch die Wellen stampfen, "dampft" das
Umweltrisiko häufig mit. Damit sich Muscheln und Algen an den Rümpfen
nicht festsetzen, werden sie fast flächendeckend mit giftigen
Unterwasseranstrichen "auf Stromlinie" gebracht. Die Auswirkungen der
Schadstoffe auf Wasserlebewesen können allerdings verheerend sein.
Wenn die Sportbootsaison jetzt beginnt, soll mit finanzieller
Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) von rund 400.000
Euro nun ein Forschungspaket geschnürt werden, das den Schutz der
Schiffe vor Bewuchs, aber auch den Schutz der Gewässer vor
Gifteinträgen speziell bei privaten Yachten und Motorbooten im Auge
hat und Alternativen finden soll. DBU-Generalsekretär Dr.-Ing. E. h.
Fritz Brickwedde: "Wir müssen mit Geräteherstellern, Reinigungsfirmen
und Sportboot-Partnern Konzepte entwickeln, die wirksame, handliche,
kostengüns-tige und umweltfreundliche Methoden zur Reinigung von
Sport- und Motor¬booten ermöglichen."
In der Schifffahrt generell stelle das ungewollte Besiedeln von
Rümpfen durch Tiere, Pflanzen und Mikroorganismen seit jeher ein
zentrales ökologisches und ökonomisches Problem dar, erläutert
DBU-Experte Dr. Max Hempel. Eine scheinbare Lösung seien in der
Vergangenheit sogenannte Antifouling-Farben gewesen, metallhaltige
Breitbandgifte (z.B. Tributylzinn, TBT), die die anhaftenden
Organismen abtöteten. Doch diese "hochgiftigen Substanzen" hätten
auch hormonelle Wirkung auf Wasserlebewesen entfaltet und seien
schließlich 2008 verboten worden, auch auf Basis von
DBU-Modellprojekten mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) und
Partnern. Ökologisch nicht viel unbedenklicher seien allerdings auch
die TBT-Alternativen, die für private Yachten und Sportboote
verwendet würden: kupfer- und zinkhaltige Anstriche, die hochwirksam
seien, die aber Wasserorganismen ebenfalls schädigen könnten. Rund
668 Tonnen dieser Wirkstoffe würden jährlich in der Europäischen
Union produziert.
Sportboote würden aber im Gegensatz zu Groß-Schiffen wenig bewegt,
so dass sich das Gift überwiegend in Häfen, Marinas und Seen
konzentriere und anreichere, mit "fatalen Folgen für die Umwelt", so
Hempel. Die Boote lägen in der Regel in vielfältig genutzten
Gewässern, die auch zur Erholung und Trinkwassergewinnung oder für
den Fischfang genutzt würden. Der Gebrauch dieser Anstriche für
Yachten und Sportboote sei heute deshalb national schon in einigen
Regionen ver¬boten. Internatio¬nal hätten erste Staaten bereits
entsprechende Verordnungen erlassen bzw. bereiteten sie vor. Hempel:
"Alle bisher bekannten ungiftigen Beschichtungssysteme machen es
erforderlich, dass die Schiffe sehr viel bewegt oder regelmäßig
gereinigt werden. Deshalb müssen für Yacht- und Sportboote ungiftige
Beschichtungs-, Reinigungssys¬teme und -techniken entwickelt werden,
die den Bewuchs verhindern bzw. so beseitigen, dass die Umwelt
möglichst wenig belastet wird."
So wird nun durch die DBU mit rund 180.000 Euro die Hochschule
Bremerhaven mit der Firma IPT (International Port Technology,
Bremerhaven) und der Wohlert-Lackfabrik (Ritterhude) gefördert. Ziel
des Projektes ist es, so Hempel, eine umweltschonende Beschichtung
für Boote zu entwickeln und eine Bootswaschanlage so
umzukonstruieren, dass bei regelmäßigen Reinigungsarbeiten anfallende
Abfallstoffe aufgefangen und umweltgerecht weiterbehandelt oder
entsorgt werden können.
Die Firma LimnoMar (Hamburg) mit den Firmen Nordseetaucher
(Ammersbek) und Panadur (Halberstadt) erhalten von der DBU rund
125.000 Euro, um verschiedene mobile Reinigungsverfahren auf ihre
Einsatzmöglichkeiten und ihre Eignung für Süß- und Salzwasser zu
testen. Neben der Reinigungseffektivität stehe die Gewässerbelastung
bzw. die Auffangmöglichkeit des abgereinigten Bewuchses oder des
Waschwassers im Zentrum der Untersuchungen. Zudem sollen Fragen der
Genehmigungsfähigkeit von Reinigungstechniken sowie deren ökonomische
und ökologische Kosten erörtert werden.
Mit knapp 97.000 Euro wird die Firma Waero (Kiel) von der DBU
gefördert. Sie will eine neuartige automatisierte
Bootsreinigungsanlage entwickeln. Ein Waschkopf an einem im Hafen
oder in der Marina am Bootssteg befestigten Reinigungsarm soll am
Bootsrumpf entlang geführt werden. Um ausreichende Praxis- und
Anwendungsrelevanz sicherzustellen, müsse die Anlage innerhalb eines
Tages demontierbar und transportfähig sein. Der Kaufpreis der Anlage
solle 60.000 Euro nicht überschreiten, ein Boot in rund 20 Minuten
gereinigt sein. Um dieses Ziel zu erreichen, werde eine
Spezial-Software und -Re-gelungstechnik für eine modellhafte Anlage
in einem kleineren Maßstab entwickelt.
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