Nürnberg, 25.05.2012 - Der 115. Deutsche Ärztetag
hat den Gesetzgeber zu Bürokratieabbau im Gesundheitswesen
aufgefordert. Befragungen hätten gezeigt, dass Klinikärzte mehr als
ein Drittel ihrer Arbeitszeit mit Dokumentationen verbringen, die von
der gesetzlichen Krankenkasse vorgeschrieben werden. In den
Arztpraxen sei der bürokratische Aufwand noch höher. Die überbordene
Bürokratie entziehe der eigentlichen Patientenversorgung Zeit und
Milliardenbeträge. Zudem vermindere sie die Attraktivität des
Arztberufes.
Deutscher Ärztetag zur Delegation von ärztlichen Leistungen
Der Deutsche Ärztetag hat gefordert, dass eine Delegation von
ärztlichen Leistungen an nichtärztliche Mitarbeiter weder pauschal
noch leistungsorientiert erfolgen dürfe. Stattdessen sei es
erforderlich, einzelne Kriterien und die individuelle Situation in
Bezug auf die Qualifikation des Personals und des Versorgungsumfeldes
zu berücksichtigen. Die Koordination, Kontrolle der Leistungen und
die Dokumentation müsse dabei in jedem Falle in der Verantwortung der
Ärzte liegen. Das Patientenrecht auf eine Behandlung nach
Facharztstandard sei bei allen getroffenen Regelungen zu
gewährleisteten. Der Ärztetag betonte, dass die Delegation von
ärztlichen Leistungen an qualifizierte nichtärztliche Mitarbeiter
eine sinnvolle Maßnahme zur Aufrechterhaltung der ärztlichen
Versorgung sei. Zudem würden die Ärzte von Bürokratie und
Verwaltungstätigkeiten entlastet. Eine Substitution von ärztlichen
Leistungen durch nichtärztliche Berufe lehnte der Ärztetag
ausdrücklich ab. Die ärztliche Gesamtverantwortung für Diagnostik und
Therapie sei einer der Hauptgründe für die hohe medizinische
Versorgungsqualität in Deutschland. Durch die geforderten Bedingungen
sei gewährleistet, dass diese in Zukunft nicht eingeschränkt würde.
Gendiagnostikgesetz neu regeln
Der Ärztetag sprach sich dafür aus, die rein diagnostischen
Untersuchungen aus dem Anwendungsbereich des Gendiagnostikgesetzes
auszunehmen und die Regelungen des Gesetzes auf die prädiktiven
genetischen Untersuchungen zu beschränken. "Gerade bei der
rheumatischen Erkrankung mit dem immer noch längsten diagnostischen
Intervall wird die Erhebung eines wichtigen diagnostischen Parameters
durch die Regelungen des GenDG erheblich erschwert", heißt es in der
Entschließung.
Nicht geschützte Berufsbezeichnungen können Patienten in die Irre
führen
Der Deutsche Ärztetag lehnt irreführende und nicht geschützte
"Berufsbezeichnungen" wie "Schönheitschirurg", "Brustchirurg" oder
"Nasenchirurg" ab. Der korrekte Facharzttitel beziehungsweise die
Zusatzbezeichnung müsse sich an der Weiterbildungsordnung
orientieren, stellte das Ärzteparlament klar. Die nicht geschützten
"Berufsbezeichnungen" suggerierten Patienten eine eventuell nicht
vorhandene Qualifikation des Anbieters.
Ärztetag fordert Abschaffung des Flughafenasylverfahrens
Die Delegierten des Ärztetages haben an die Politik appelliert,
das Flughafenasylverfahren nach § 18 a Asylverfahrensgesetz ersatzlos
abzuschaffen und alle Asylsuchenden in Deutschland in das normale
Asylverfahren zu übernehmen.
Bevölkerung vor Fluglärm schützen
Der Ärztetag hat Bund und Länder aufgefordert, die Bevölkerung
nachhaltig und umfassend vor den Folgen des Flugverkehrs durch Abgase
und Lärmemissionen zu schützen. Dazu seien die bestehenden
Fluglärmgesetze und die die untergeordneten Regelwerke kurzfristig so
zu überarbeiten, dass aktuelle wissenschaftliche Evidenz
berücksichtigt werde. "Dazu sind Ärzte und Lärmforscher in die
Überarbeitung der Gesetze und Regelungen aktiv einzubeziehen",
forderte der Ärztetag.
Pressekontakt:
Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Herbert-Lewin-Platz 1
10623 Berlin