Mittlerweile zählen weltweit rund 250 Millionen Betroffene zu der mit am schnellsten voranschreitenden Krankheit unserer Zeit. Neuerdings bescheren uns insbesondere junge Menschen eine erschreckende Zuwachsrate. In erster Linie gelten Überflussernährung und das hiermit verbundene Übergewicht als Ursache. Obwohl seit der Entdeckung des Insulins und dessen Einsatz als Medikament gute Behandlungserfolge eintreten, bleiben Spätfolgen wie Blindheit, Herzinfarkt, Nierenversagen oder Fußamputationen häufig nicht aus. Das ändert sich auch durch die in Leitlinien festgelegten Ernährungsempfehlungen nicht. Diese basieren auf einer Kost, die sich zu 55 bis 60% aus Kohlenhydraten, zu 30% aus Fett und zu 15 bis 20% aus Eiweiß zusammensetzt.
Einst sprachen sich Mediziner für eine verminderte Kohlenhydrat- bzw. Zuckerzufuhr aus, da hierdurch risikobehaftete Stoffwechselentgleisungen ausblieben. Doch im Laufe der Zeit veränderten sich infolge verbesserter medikamentöser Möglichkeiten wie der Insulintherapie und im Zuge der Fett- und Cholesterinhysterie die Ernährungsempfehlungen hin zu einer kohlenhydratreichen Kost. Wen wundert es da noch, dass die Diabetikerzahlen mit dem heutigen Angebot an hochverarbeiteten, fettarmen und Light-Produkten enorm ansteigen?
Seit einigen Jahren jedoch lassen sich die einstigen Empfehlungen mit Studien belegen und sorgen für Machtkämpfe in der Wissenschaft. Warum diese Erkenntnisse in den aktuellen Leitlinien keine Berücksichtigung finden? Nun, die jahrelang gelehrte Meinung von hochdotierten Wissenschaftlern zu revidieren ist nicht einfach. Hier geht es um Prestige, Macht und die Aufrechterhaltung des Lehrauftrages. Zudem fördern häufig Lebensmittel- und Pharmakonzerne wissenschaftliche Untersuchungen und universitäre Einrichtungen. Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht.
Schätzungen aus dem Jahr 1998 zufolge liegen die direkten Diabeteskosten in Deutschland bei etwa 16 Milliarden Euro. Hinzu kommen indirekte Kosten infolge Erwerbsunfähigkeit oder Frühberentung. Diabetiker benötigen Medikamente, Blutzuckermessgeräte sowie teure Teststreifen und nehmen regelmäßig medizinisch-diagnostische Verfahren in Anspruch. Gelder für Spätfolgeerkrankungen wie Nieren-, Augen- und Gefäßschäden sind gar nicht erst erfasst. Ein wahrer Geldregen, den die in Deutschland rund sechs Millionen Betroffene der Pharmabranche da bescheren.
Dabei lässt sich schätzungsweise bei 80 Prozent der Typ 2-Betroffenen mit einer weitestgehend naturbelassenen, kohlenhydratreduzierten, eiweiß- und fettbetonten Kost Medikamente einsparen und eine höhere Lebensqualität erzielen. Warum ist das nicht Thema des diesjährigen Welt-Diabetes-Tages?
Redaktion: Anja Baustian und Irina Baumbach