Anlässlich des Internationalen Hurentages am 2.
Juni warnt die Deutsche AIDS-Hilfe vor einem gefährlichen Trend: In
Deutschland wie in anderen europäischen Ländern sind Sexarbeiterinnen
immer mehr Repressalien ausgesetzt. Die Folge: Prostitution findet
vermehrt im Verborgenen statt. Das führt zu hohen Risiken für die
Frauen. Für die HIV-Prävention sind Sexarbeiterinnen abseits
bekannter Orte kaum noch erreichbar.
"Wer Sexarbeiterinnen ins Abseits drängt, nimmt in Kauf, dass ihre
Gesundheit und ihr Leben bedroht sind. Die Erfolge von über viele
Jahre aufgebauten Hilfs- und Präventionseinrichtungen werden zunichte
gemacht", sagt Sylvia Urban, Mitglied im Vorstand der Deutschen
AIDS-Hilfe.
Beispiel Dortmund: Bis 2011 arbeiteten Sexarbeiterinnen dort im
Rotlichtbezirk Ravensburger Straße in "Verrichtungsboxen" mit
Notrufknopf, direkt nebenan bekamen sie in einem "Beratungscontainer"
Informationen und Kondome. Kurz nach der Auflösung des Straßenstrichs
stach ein Freier in einer Privatwohnung mit dem Messer auf eine
Sexarbeiterin ein und warf sie aus dem Fenster. Sie überlebte nur
knapp.
Beispiel Hamburg: Der Senat hat in diesem Jahr den Hansaplatz in
St. Georg zum Sperrbezirk gemacht. Fernab des etablierten Ortes haben
Sexarbeiterinnen es nun schwer, Kunden zu finden. Unter finanziellem
Druck - etwa bei Beschaffungsprostitution - verzichten manche
leichter auf Kondome, wenn der Freier es zur Bedingung macht.
Beispiel London: Im Vorfeld der Olympischen Spiele finden dort
bereits "Säuberungen" statt. Gemeinsam mit vielen Organisationen hat
die Deutsche AIDS-Hilfe gerade einen offenen Brief an den Londoner
Bürgermeister gegen Verhaftungen und Verdrängung unterzeichnet ("Stop
the arrests!",
http://www.moratorium2012.org/the-case-for-a-moratorium).
Beispiel Griechenland: Dort stellte die Polizei kürzlich
HIV-positive Prostituierte mit vollem Namen und Foto online an den
Pranger - in der irrigen Annahme, so Freier vor einer HIV-Infektion
schützen zu können. (Kommentar auf aidshilfe.de: http://ots.de/SMa1d)
"Wo Politik und Justiz glauben, mit Repression ein gutes Werk zu
tun, sind sie damit fundamental Irrtum", betont DAH-Vorstandsmitglied
Sylvia Urban. "Verdrängung und Beschuldigungen führen nie zu weniger
HIV-Infektionen - ganz im Gegenteil. Erfolgreich sind Aufklärung und
Unterstützung für die Frauen vor Ort. Freier müssen wissen, dass sie
für ihren Schutz selbst verantwortlich sind. Wer Prostituierte als
Gefahrenquelle brandmarkt, verletzt damit nicht nur deren Würde und
Persönlichkeitsrechte, sondern suggeriert auch, beim Verkehr mit
anderen Sexarbeiterinnen könne man auf Schutz verzichten. Das schadet
den Frauen wie den Freiern."
Ausführliche Informationen im Blog der Deutschen AIDS-Hilfe:
http://blog.aidshilfe.de/2012/06/01/weg-vom-fenster/
Diese Pressemitteilung auf aidshilfe.de mit weiteren Informationen
und Links: http://ots.de/uhI9D
Pressekontakt:
Holger Wicht
Referent für Öffentlichkeitsarbeit/Pressesprecher
Tel. 030 69 00 87 16, mobil 0171 274 95 11
holger.wicht@dah.aidshilfe.de