Patienten, die an einer psychischen Krankheit wie
Depression oder Schizophrenie leiden, nehmen ihre Medikamente oft
nicht wie vorgesehen ein. "Apotheker können durch ausführliche
Informationsgespräche dazu beitragen, die Therapietreue ihrer
Patienten zu verbessern", informierten Olaf Rose und Isabell
Waltering bei der Pharmacon, einem internationalen
Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer.
An Schizophrenie erkrankt etwa ein Prozent aller Menschen
mindestens einmal im Leben. Bei guter Behandlung sind nach einem Jahr
rund 80 Prozent der Patienten "geheilt" - unter der Voraussetzung,
dass die Medikamente wie vom Arzt vorgesehen eingenommen werden. Es
gibt verschiedene Ursachen für die geringe Therapietreue: Zum
Beispiel setzen die Nebenwirkungen schnell ein, die erwünschte
Wirkung aber erst nach mehreren Wochen. Je nach Wirkstoff treten als
Nebenwirkungen unter anderem motorische Störungen, Übergewicht oder
Abgeschlagenheit auf. Apotheker Rose: "Wenn ein Patient unter einer
Nebenwirkung leidet, sollte er darüber mit seinem Arzt oder Apotheker
sprechen. Oft ist eine Therapieoptimierung möglich. Auf keinen Fall
ohne Rücksprache die Tabletten absetzen, denn dann ist das
Rückfallrisiko groß."
In Deutschland sind rund 4 Mio. Menschen an Depressionen erkrankt.
Auch diese Patienten nehmen ihre Medikamente oft nicht wie vorgesehen
oder dauerhaft ein. Denn auch bei Antidepressiva setzen die
Nebenwirkungen schnell, die erwünschten Wirkungen aber verzögert ein.
Apothekerin Waltering: "Das kann dazu führen, dass Patienten ein
Antidepressivum erhalten und in der Anfangsphase unter Nebenwirkungen
wie Unruhe und Schlaflosigkeit leiden. Statt sich dann vom Arzt
zusätzlich ein Beruhigungsmittel verordnen zu lassen, rate ich meinen
Patienten zu etwas Geduld. So kann der Apotheker eine unnötige
'Verschreibungskaskade' vermeiden." Bei einer Verschreibungskaskade
wird ein Medikament nur zur Behandlung der Nebenwirkungen eines
anderen Medikaments eingesetzt.
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