fit und munter - Krank ohne Befund? Das Rätsel chronischer Schmerzen und funktioneller Erkrankung

fit und munter

Krank ohne Befund? Das Rätsel chronischer Schmerzen und funktioneller Erkrankung

Wer kennt das nicht?

-wenn man sich bücken will, tut das Kreuz so weh, dass man nicht mehr hinunter kommt

-oder: der Kopf schmerzt und dröhnt so, dass man meint, er platzt gleich

-oder: es ist einem ständig übel, obgleich man nichts Unrechtes gegessen hat

-oder: morgens beim Aufstehen ist man so steif, dass man sich kaum rühren kann

-oder: im Auto oder im Supermarkt überfällt einen plötzlich eine Panikattacke, so dass man meint, man müsse sterben

-oder: die Knie schmerzen so, dass man kaum die Treppe hinauf oder hinunter kommt

-oder: immer wieder wird einem so schwindlig, dass man sich kaum mehr auf den Beinen halten kann

-oder: das ganze Leben wird zur Last, es freut einen nichts mehr, schon das Aufstehen morgens wird zur Qual, usw., usw.

Die üblichen Erklärungen

Als Erklärung für all diese Beschwerden hört man im Allgemeinen, es handle sich um
- Altersbeschwerden
- Abnutzungserscheinungen
- psychische oder psychosomatische Beschwerden, bei
denen sich körperlich nichts feststellen lasse.

Eine neue Sichtweise
Dr. Helga Pohl entwickelte auf neurobiologischer Grundlage das Konzept der Sensomotorik:

In Muskeln und Bindegewebe gibt es sowohl kontraktile Fasern wie auch Rezeptoren, also winzige Sinnesorgane. Bei einer körperlichen Verletzung, bei Stress ebenso wie bei einem bedrohlichen oder belastenden Ereignis oder einer entsprechenden Vorstellung ziehen sich die Fasern zusammen, was die Beweglichkeit einschränkt. Gleichzeitig melden die Rezeptoren ein unangenehmes Gefühl, also Schmerz, Angst, Übelkeit oder sonst eine Missempfindung.

Umgekehrt reagiert der Organismus bei Positivem mit Entspannung, Beweglichkeit und Wohlbefinden.
Sensorik und Motorik, Spüren und Bewegen, steuern sich gegenseitig: je mehr Missempfindung desto mehr Anspannung und je mehr Anspannung, desto mehr Missempfindung. Die sensomotorischen Vorgänge laufen natürlich über Gehirn und Nervensystem, aber der Ort der Empfindung wie auch derjenige der Erstarrung oder Bewegung ist nicht das Gehirn sondern diejenige Stelle des Körpers, wo wir die Empfindung wahrnehmen. Daher können wir am Körper lokalisieren, wo wir uns freuen, Angst oder Schmerz empfinden. Die Trennung von Körper und Seele ist aufgehoben.

Entstehung von Dauerkontraktionen und Beschwerden

Im gesunden Fall sind Missempfindung und Spannungserhöhung vorübergehend. War die Belastung aber zu stark oder zu lange oder wurde sie zu oft wiederholt, entstehen in Muskulatur und/oder Bindegewebe unwillkürliche Dauerkontraktionen, die sich selbst im Schlaf oder bei Ereignissen, die eigentlich als positiv empfunden werden müssten, nicht lösen.
Auch Fehlhaltungen und „dumme Angewohnheiten“ wie z. B. mit vorgestrecktem Kopf vor dem Computer sitzen oder mit dem ganzen Gewicht auf einem Bein zu stehen, sind Dauerbelastungen, die mit entsprechenden Dauerkontraktionen verbunden sind.

Je nach dem Ort der Dauerkontraktion bilden sich jetzt statt vorübergehender Missempfindungen verschiedenste massive Beschwerden heraus. Zum Beispiel finden sich

- Kopfschmerz und/oder Schwindel bei Dauerkontraktionen in der Nacken- und Kopfmuskulatur

- Knieschmerzen bei Verspannungen der Rücken-, Bein- und Fußmuskulatur

- Blasenbeschwerden bei Verspannungen in der Unterbauch- und Beckenbodenmuskulatur

- Atemstörungen, aber auch Herzbeschwerden, Depressionen oder Ängste bei verspannter Atemmuskulatur usw.

Es gibt also bei allen „ psychosomatischen“ oder funktionellen Beschwerden einen objektiv feststellbaren körperlichen Befund, nämlich Dauerkontraktionen in Muskulatur und/oder Bindegewebe.

Auch bei fast allen chronischen „orthopädischen“ Beschwerden, also Schmerzen im „Bewegungsapparat“ und Bewegungseinschränkungen lassen sich solche Verspannungen finden. Die röntgenologisch feststellbaren Veränderungen wie Wirbelsäulenverkrümmungen, Arthrosen, Bandscheibenveränderungen, Meniskusschäden etc. sind nicht Ursache der Schmerzen, sondern - ebenso wie die Schmerzen selbst - Folge der permanenten Verspannung, die sich unter entsprechender Belastung noch erhöhen kann.

Eine neue Form der Behandlung
Die Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl® behandelt all diese Störungen durch fünf ineinander greifende manuelle, übende und mentale Verfahren:

Pandiculations nach Thomas Hanna (Hanna Somatics). Darunter versteht man das willkürlich stärkere Anspannen unwillkürlich verspannter Muskulatur und das Durchlaufen aller Anspannungs- und Entspannungsgrade bis zur völligen Entspannung durch entsprechendes körperliches Feedback seitens des Therapeuten.

Aktive Schmerzpunktbehandlung Darunter versteht man die manuelle Behandlung von druckschmerzhaften, tastbaren Verhärtungen in der Muskulatur, bei der Patient gleichzeitig den gemeinten Muskel aktiv bewegt, der dadurch ebenfalls von den Dauerkontraktionen befreit wird.

Bindegewebsbehandlung Dabei arbeitet man das Bindegewebe an den betroffenen Stellen mit rollenden Bewegungen zwischen den Fingern durch (was an diesen Stellen ebenfalls schmerzhaft ist). Dies führt direkt zu einem weicheren, weiteren und flexibleren Bindegewebe und indirekt zu weicheren und reaktionsbereiteren Muskeln.

Körperbewusstseinstraining Hierbei lernen die Patienten, zu spüren, wie und was sie in ihrem Alltag jeweils unwillkürlich angespannt halten und wie sie selbst aus solchen Verspannungen wieder herauskommen bzw. sie überhaupt vermeiden können.

Sensomotorische Übungen. Diese Übungen, werden ebenfalls mit großer Bewusstheit ausgeführt und dienen dazu, Beweglichkeit und Achtsamkeit des Patienten zu verbessern. Sie können auch in Gruppen ausgeübt werden.

Bei Auflösung der Dauerkontraktionen verschwinden nicht nur die Beschwerden, sondern auch die negativen Erwartungen, und es stellt sich freie Beweglichkeit und ein wohliges Empfinden ein. Die natürliche kreative Selbstorganisation stellt sich wieder her.

Besonderheiten
der Sensomotorischen Körpertherapie nach Dr. Pohl®

Akzeptanz Dadurch, dass man genau auf das individuelle Beschwerdebild der Patienten eingeht und ihnen glaubt, dass sie wirklich körperliche Beschwerden haben, fühlen sich die Patienten verstanden und angenommen. Anstatt sie in ein Diagnoseschema zu pressen, betrachtet der Behandler sie als einzig kompetente Spezialisten für die Empfindungen ihres Körpers, auf deren Informationen er angewiesen ist.

Präzision Sie beruht auf einer genauen Kenntnis der funktionellen Anatomie, und zwar sowohl der einzelnen Muskeln wie ihres Zusammenspiels bei bestimmten Bewegungen bzw. Bewegungsstörungen. Die Partien, die der Patient beim Gehen, Greifen, Atmen etc nicht mitbewegt, obgleich sie normalerweise zu dieser Bewegung gehören würden, sind in Dauerkontraktion, hier muss man arbeiten. Das heißt, man führt keinerlei schematische Behandlungen durch, sondern behandelt jeden Patienten entsprechend seinem individuellen Beschwerdebild. Dadurch ist auch Die Länge der gesamten Behandlung ist individuell sehr unterschiedlich.

Überprüfbarkeit Nach jeder Behandlungsstunde können Patient, Behandler und Außenstehende die Ergebnisse feststellen. Das heißt, man kann sehen, welche Muskeln sich jetzt bewegen, wie aufrecht jemand jetzt ist, wie tief die Atembewegung geht etc. Und natürlich kann der Patient spüren, ob und in welchem Umfang seine Beschwerden noch auftreten und wie sein Allgemeinbefinden ist.

Symptomatische und ganzheitliche Wirkung Man behandelt sowohl die Stelle, wo der Patient seine Missempfindung und/oder Bewegungsstörung zeigt (also z. B. den schwindligen Kopf oder die steife Zehe), darüber hinaus aber auch die gesamte Haltungs- und Bewegungsorganisation, in deren Zusammenhang die Beschwerden an dem betreffenden Körperteil auftreten. Dadurch erstreckt sich die Wirkung sowohl auf die spezifischen Beschwerden wie auf den ganzen Menschen. Man geht mit klarem Kopf, beweglicher Zehe und guter Laune.

Nachhaltigkeit Da man als Patient aktiv wird und lernt, die Wiederentstehung von Verspannungen zu verhindern, erreicht man eine große Nachhaltigkeit der Behandlung.

Indikationen
für die Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl ® sind:

Chronische Schmerzen jedweder Lokalisation, also Rückenschmerzen, Kopfschmerzen inklusive Migräne, Gesichts- oder Kieferschmerzen, Zahnschmerzen ohne Zahnbefund, genauso wie Arm- und Handschmerzen, Hüft- ,Bein- und Fußschmerzen, Nacken- oder chronische Halsschmerzen, Bauchschmerzen ohne medizinischen Befund, Magenschmerzen etc.

Funktionelle Erkrankungen wie Atemstörungen, Reizhusten, trockene und tränende Augen, manche Sehstörungen, Heuschnupfen, verstopfte Nase, Herzbeschwerden, Schwindel, Blasenbeschwerden, Schluckstörungen, Ohrgeräusche, Sodbrennen, Darmkrämpfe, Verstopfung und Reizdarm, Übelkeit, Essstörungen, Konzentrations- und Gedächtnis- und Denkstörungen, chronische Müdigkeit und Schlafstörungen, Missempfindungen wie Taubsein, Kribbeln, Jucken, Gefühl von Kloß im Hals und andere Druckempfindungen wie Druck auf der Brust etc.

Bewegungsstörungen wie Fehlhaltungen, Versteifungen, Gang- und Greifunsicherheit, Kiefersperre, Bewegungseinschränkungen (z.B. Arm lässt sich nicht mehr heben oder man kann nicht mehr in die Hocke gehen), Schiefhals, Schreibkrampf, Stimm- und Sprachstörungen, Tics, Neigung zu Hexenschuss und Muskelkrämpfen, erworbene Fuß- und Handdeformationen, unruhige Beine, Zuckungen etc.

Depressionen und Ängste wie depressive Verstimmungen, Erschöpfungszustände, Kraftlosigkeit, Verlangsamung und Bewegungsunlust, Initiativelosigkeit, Burnout, sozialer Rückzug,„schwarze“ Gedanken bis zur Selbstmordneigung, Angstzustände, Panikattacken, Phobien wie auch diffuse, inhaltslose Ängste, innere Unruhe, zwanghaftes Denken und Tun etc.

Dr. Helga Pohl
war im Ausgangsberuf Psychologische Psychotherapeutin, bis sie selbst unerträgliche Rückenschmerzen bekam, gegen die weder ein orthopädisches, noch ein krankengymnastische, noch ein psychologische Kraut gewachsen war. Erst durch körpertherapeutische Verfahren verlor sie ihre Beschwerden und
sah auf einmal, wie verspannt ihre Patienten (und viele andere Menschen) waren. Nach einigen körpertherapeutischen Ausbildungen begann sie daher, ihre Patienten auch mit Körpertherapie zu behandeln. Da merkte sie, dass die Behandlungen rasant kürzer und erfolgreicher wurden.
Sie entwickelte die körpertherapeutischen Verfahren weiter und setzte sie bei immer mehr Störungen ein, wobei sie viel von ihren Patienten lernen konnte. So entstand die Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl®.
Inzwischen leitet sie seit langen Jahren in Starnberg bei München sehr erfolgreich eine rein körpertherapeutische Praxis.

Außerdem führt sie Ausbildungen in Sensomotorischer Körpertherapie nach Dr. Pohl® durch.

Über die neue Sichtweise und ihre Art zu behandeln hat sie ein Buch geschrieben: Helga Pohl: Unerklärliche Beschwerden? Chronische Schmerzen und andere leiden körpertherapeutisch verstehen und behandeln. Droemer Knaur- Verlag, 2010.


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