Gut ein Drittel der Deutschen Zoos hält Menschenaffen unter
mangelhaften bis ungenügenden Bedingungen
Menschenaffen lieben und kämpfen, sie lügen und morden, sie lachen
und trauern. Sie sind wie du und ich. NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND
stellt nun in der Juli-Ausgabe 2012 die Frage: "Dürfen wir
Menschenaffen künftig noch in Zoos zur Schau stellen?" Ihre
genetische Ähnlichkeit zum Menschen, ihre Fähigkeit, "menschliche"
Gefühle zu zeigen, sowie ihr nachgewiesenes Selbstbewusstsein
veranlassen immer mehr Wissenschaftler und Tierrechtler, sich für die
Würde der Großen Menschenaffen stark zu machen. Sie fordern
gesetzlich zuerkannte Grundrechte, welche die Existenz und
Persönlichkeit von Gorillas, Bonobos, Orang-Utans und Schimpansen
nachhaltig schützen. NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND unterstützt die
Appelle der Affenrechtler und veröffentlicht jetzt einen Zoo-Check
der führenden Organisation zum Schutz der großen Affenarten - des
"Great Ape Projects". Demnach hält gut ein Drittel der deutschen Zoos
Menschenaffen unter mangelhaften bis ungenügenden Bedingungen -
darunter bekannte Tierparks, wie der Hamburger, der Berliner und der
Stuttgarter Zoo sowie ein Großteil der Affengehege im Ruhrgebiet.
Das "Great Ape Project" fordert das gesetzlich verankerte Recht
auf Leben, Freiheit und körperliche wie psychische Unversehrtheit: Es
sollte untersagt werden, schädigende Tierversuche mit großen
Menschenaffen durchzuführen, sie zu jagen und ihren Lebensraum zu
zerstören. Verboten werden sollte auch die Haltung unter unwürdigen
Bedingungen, die in 33 Prozent der deutschen Zoos tägliche Realität
ist. Insgesamt leben rund 450 Menschenaffen in 40 deutschen Zoos oder
zooähnlichen Einrichtungen. Obwohl Gorillas, Schimpansen und Bonobos
Familienwesen sind, leben in rund einem Viertel der deutschen Zoos
jeweils nur ein bis zwei Affen der gleichen Art, was laut "Great Ape
Project" einer Isolationshaft gleichkommt. Colin Goldner, Leiter der
Organisation in Deutschland, fordert, die Lebensbedingungen in den
weniger guten Zoos "deutlich zu verbessern". Betreuung und
Beschäftigung müssten dort den aktuellen Erkenntnissen entsprechen.
Wer das nicht garantieren könne, dürfe keine Menschenaffen mehr
halten. Hinter diesen Appell stellt sich auch NATIONAL GEOGRAPHIC
DEUTSCHLAND: "Wir sollten dafür sorgen, dass Affen, so lange sie noch
in Zoos gehalten werden, dort ein möglichst lebenswertes und würdiges
Leben führen können", erklärt NATIONAL GEOGRAPHIC-Chefredakteur Dr.
Erwin Brunner: "Doch kein Zoo der Welt kann den Dschungel, die freie
Wildbahn für Gorillas und ihre Artgenossen ersetzen. Die bessere
Heimat wären große Reservate im Kongo, in Uganda, in Ruanda.
Alternativ müsste man bei uns mehr so genannte 'Chimpheavens' bauen,
von denen es schon einige in den USA und in Europa gibt, große
Reservate, in denen die Menschenaffen unbelästigt leben dürfen."
Würden die Affenrechtsorganisationen mit ihren Bemühungen um
Grundrechte Erfolg haben, dürfte kein Zoo weiterhin Gorillas,
Orang-Utans, Schimpansen und Bonobos aufnehmen, halten oder züchten.
Für die "Verwandtschaft" zwischen Menschen und Affen haben bereits
vor 50 Jahren drei große NATIONAL GEOGRAPHIC-Forscherinnen erste
Belege gesammelt: Jane Goodall bei den Schimpansen, Dian Fossey bei
den Gorillas und Biruté Galdikas bei den Orang-Utans. Menschenaffen
nutzen Gestensprache und Wortsymbole, um Fragen zu beantworten oder
Wünsche zu äußern. Zudem sind mittlerweile 30 Arten von Werkzeugen
bei Schimpansen bekannt, die sie wie der Mensch nutzen, für den
zukünftigen Gebrauch aufbewahren und zur Lösung komplexer Aufgaben
einsetzen. Auch dass sie sich ihrer selbst als individuelle
Persönlichkeit bewusst sind, wurde in zahlreichen Tests bewiesen.
"Mittlerweile wissen wir: in den Affen steckt so viel Mensch, wie
Affe in uns", so NATIONAL GEOGRAPHIC-Redakteur Jürgen Nakott:
"Tatsächlich lässt sich aus naturwissenschaftlicher Sicht heute
zwischen Menschen und Menschenaffen keine eindeutige Grenze mehr
ziehen." Im Durchschnitt bleibt ein genetischer Unterschied zwischen
Schimpanse und Mensch von 1,5 Prozent. Die Abweichung im Erbgut von
Menschenfrauen und Menschenmännern kann zwei bis vier Prozent
betragen. Bei manchen Paaren ist der Mann einem Schimpansenmann
demnach sogar ähnlicher als seiner Frau. Aber: "Dürfen wir
Menschenaffen dann überhaupt noch in Zoos halten?"
Zu dieser Frage diskutiert NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND auf
www.nationalgeographic.de/Menschenaffen und
facebook.com/nationalgeographic.de ab sofort mit seinen Leserinnen
und Lesern. Informationen über das "Great Ape Project", dessen
Zoo-Check sowie die Adressen weiterer Initiativen zum Schutz der
Menschenaffen unter www.greatapeproject.de.
Über NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND
NATIONAL GEOGRAPHIC DEUTSCHLAND ist das Magazin der NATIONAL
GEOGRAPHIC SOCIETY, einer der größten gemeinnützigen
Wissenschaftsorganisationen weltweit. Die US-amerikanische
Gesellschaft hat seit ihrer Gründung im Jahr 1888 mehr als 10.000
Forschungsprojekte gefördert. Unter dem Motto "Inspiring people to
care about the planet" berichtet das Magazin mit dem gelben Rahmen
fundiert, authentisch und unterhaltsam über Naturwissenschaften und
Astronomie, Geschichte und Archäologie, ferne Länder, Klimawandel und
Nachhaltigkeit. Dabei bietet es nicht nur mit jeder Ausgabe spannende
Reportagen und großartige Bilder, die mit kraftvoller Ästhetik
beeindrucken, sondern echte "Abenteuer von Welt". Das Magazin
erscheint seit 1999 auch in Deutschland und erreicht jeden Monat rund
1,57 Millionen Leser. www.nationalgeographic.de
Über das GREAT APE PROJEKT
Das international tätige Great Ape Project (kurz: GAP) wird in
Deutschland von der Giordano Bruno Stiftung vertreten. Ausgehend von
der engen genetischen Verwandtschaft zwischen Menschenaffen (engl.
Great Apes) und Menschen und ihrem ähnlich komplexen Geistes- und
Gefühlsleben fordert das GAP bestimmte Grundrechte für Bonobos,
Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans: Das Recht auf Leben, auf
individuelle Freiheit sowie auf körperliche und psychische
Unverletzbarkeit. Das GAP geht zurück auf das 1993 erschienene Buch
"Menschenrechte für die Großen Menschenaffen: Das Great Ape Projekt"
(Originaltitel: The Great Ape Project: Equality Beyond Humanity),
herausgegeben von den Philosophen Paola Cavalieri und Peter Singer.
Es enthält Beiträge von 34 Autoren, darunter Jane Goodall und
Richard Dawkins.
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GREAT APE PROJEKT
Dr. Colin Goldner
Great Ape Project
Forstweg 11
93358 Train/St.Johann
Telefon: +49 (0)9444 / 8709656
Email: info@)greatapeproject.de