Bislang weitgehend unbemerkt von der
Öffentlichkeit haben mehrere Kassenärztliche Vereinigungen
Hunderttausende von Patienten-Unterschriften gegen die Praxisgebühr
gesammelt. "Das zeigt, dass auch die Patienten wissen, dass diese
Gebühr eine Gebühr der Kassen ist - und Patienten auf diese
finanzielle Mehrbelastung zu Gunsten der Kassen mehr als gern
verzichten können", sagt Dr. Michael D. Lütgemeier vom Ärztlichen
Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle Medizin in
Deutschland.
Die Bezeichnung "Praxisgebühr" sei von Anfang falsch gewesen,
kritisiert Lütgemeier: "Ich habe nie verstanden, warum die meisten
Medien das nicht kritisch hinterfragt haben, denn in den Praxen sind
diese Gebühren nie angekommen. Kassengebühr ist der richtige
Ausdruck, nicht Praxisgebühr". Vielmehr sei das eine verdeckte
Beitragserhöhung gewesen und deshalb würden die Kassen die Gebühr
auch "mit Zähnen und Klauen" verteidigen, sagt Lütgemeier.
Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns allein hat beispielsweise
in kurzer Zeit bereits rund 230.000 Unterschriften von Patienten
gegen die Gebühr gesammelt - ein Ende der Aktion steht noch nicht
fest und andere Vereinigungen der Kassenärzte sammeln gleichzeitig
fleißig Unterschriften.
Der "Ärztliche Sachverständigenrat für eine verantwortungsvolle
Medizin in Deutschland" hat sich nach dem Vorbild des amerikanischen
"Physicians Committee for Responsible Medicine" im Ärztenetzwerk
Hippokranet.de gegründet und will kontinuierlich zu medizinischen und
gesundheitspolitischen Themen Stellung nehmen: "Wir erreichen
bundesweit Zehntausende von Praxen über das Hippokranet und haben
damit mehrere Millionen direkte Kontakte mit unseren Informationen",
sagt Lütgemeier.
Das Online-Netzwerk Hippokranet.com ist älter als Facebook und die
gemeinsame Forums- und Netzwerkplattform der Fachinformationsdienste
Facharzt.de, Hausarzt.de sowie Zaend.de. Insgesamt sind im
Hippokranet 50.000 Nutzer organisiert, es finden sich in unzähligen
Gruppen mehrere 100.000 Beiträge zu medizinischen, technischen und
gesundheitspolitischen Themen. Einzigartig im Internet: Die Plattform
wird von ihren eigenen Lesern finanziert. Mehr als 7.000 Abonnenten
zahlen freiwillig für die Nutzung, die sie problemlos auch kostenlos
haben könnten.
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