Im Flüchtlingslager Jamam im Südsudan sind die
Lebensbedingungen alarmierend. Täglich sterben im Lager neun Kinder.
Die Sterblichkeitsraten liegen doppelt so hoch wie die, die eine
akute Notsituation und damit eine humanitäre Krise kennzeichnen. Dies
ergab eine von Ärzte ohne Grenzen in der dritten Juniwoche
durchgeführte Erhebung. Heftige Regenfälle haben das Lager zudem vor
einer Woche weitgehend überschwemmt und das Trinkwasser kontaminiert.
Die Gefahr von Erkrankungen steigt dadurch noch. Die
Hilfsorganisationen vor Ort, allen voran das Weltflüchtlingswerk
UNHCR, müssen für die Flüchtlinge dringend akzeptable
Lebensbedingungen schaffen. Nur so lassen sich mehr Tote vermeiden.
Heftige Regenfälle haben am vergangenen Donnerstag den größten
Teil des Flüchtlingslagers überflutet. Die Latrinen wurden
überschwemmt, wodurch das auf dem Boden stehende Wasser verunreinigt
wurde und nun nicht mehr getrunken werden kann. Trotz der Regenfälle
gibt es daher zu wenig Trinkwasser.
Durch den starken Regen werden zudem immer mehr Menschen krank,
besonders kleine Kinder. Viele Bewohner des Lagers schlafen in
durchnässten Kleidern unter feuchten Planen, was zu vielen Fällen von
Unterkühlung führt. Auch die Zahl der Malariafälle nimmt zu. In den
vergangenen beiden Wochen haben Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in
Jamam mehr als 2.500 Flüchtlinge behandelt.
"Unsere Klinik ist überfüllt mit Kindern, die an Durchfall,
Atemwegserkrankungen, Malaria und Mangelernährung leiden", beschreibt
Erna Rijnierse, die für Ärzte ohne Grenzen in Jamam arbeitet, die
Situation. "Wenn die Flüchtlinge weiterhin unter diesen Umständen
leben müssen, könnte das ein schlimmes Ende nehmen."
Bereits Mitte Juni, vor Einsetzen der schweren Regenfälle,
stellten die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Jamam eine
Kindersterblichkeitsrate von 2,8 aus 10.000 je Tag fest. Dieser Wert
liegt deutlich über der Schwelle, ab der man von einer akuten
Notsituation spricht (2 aus 10.000). Insgesamt, also für Kinder und
Erwachsene zusammen, lag die Sterblichkeitsrate bei 1,8 pro 10.000
Personen und Tag - ebenfalls ein erschreckend hoher Wert.
Die 30.000 Menschen in Jamam gehören zu einer Gruppe von insgesamt
rund 120.000 Flüchtlingen, die seit Ende vergangenen Jahres vor
Kämpfen im sudanesischen Bundesstaat Blue Nile in der
südsudanesischen Region Maban Zuflucht gesucht haben. Schon vor den
Regenfällen gab es für die Flüchtlinge viel zu wenig Trinkwasser,
keine wetterfesten Unterkünfte und keine angemessenen
Sanitäreinrichtungen. Viele kamen zudem bereits krank in Maban an.
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