Wie das Hamburger Magazin stern in seiner am
Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, tut sich auf der
Großbaustelle von Stuttgart 21, dem milliardenschweren Bahn- und
Immobilienprojekt, mitten in der baden-württembergischen
Landeshauptstadt so wenig, dass die geplante Inbetriebnahme 2020 so
gut wie ausgeschlossen scheint. Noch völlig ungewiss ist, wann
überhaupt mit dem Bau selbst begonnen wird: 2013 oder 2014? Oder noch
später?
S 21, so hieß es all die Jahre, sei erforderlich, um den
zunehmenden Verkehr zu bewältigen. Mit der Tieferlegung werde ein
moderner und hocheffizienter Bahnhof geschaffen, der sehr viel mehr
leisten kann als der alte Kopfbahnhof. 30 Prozent Leistungszuwachs
bei guter Betriebsqualität versprach die Bahn, also 49 Züge in der
Spitzenstunde.
Unabhängige Bahnexperten hatten diese Zahl stets als
unrealistisches Versprechen eingeschätzt. Eine dem stern nun
vorliegende "Personenstromanalyse" aus dem Jahr 1998 (aktualisiert
2009 und 2012) der Durth Roos Consulting GmbH bestätigt die Zweifel
der S-21-Kritiker. Die Bahn gab den Analysten als Grundlage zur
Personenstromanalyse 32 Züge in der Spitzenstunde vor. Pikant: In dem
Gutachten geht man davon aus, "dass sich die prognostizierten Daten
im Fernverkehr tendenziell reduzieren werden".
Im Klartext: S 21, so der stern, dient nicht einer Verbesserung
des Bahnverkehrs. S 21 dient nicht dazu, mehr Verkehr auf die Schiene
zu bringen - im Gegenteil. Es verkleinert einen der wichtigsten
deutschen Bahnknoten.
Kritiker des Projekts S 21 wiesen immer auf enge Bahnsteige,
unterdimensionierte Treppen, auf das erwartbare Gerangel im
Untergrund hin. Die Bahn hat dies stets als Mäkelei abgetan. Doch die
Personenstromanalyse bestätigt die Befürchtungen. Im neuen Bahnhof
wird es nach diesen Berechnungen ungemütlich zugehen: Die Ergebnisse
liegen häufig im Bereich der Qualitätsstufe C ("eingeschränkte freie
Bewegungswahl") und in der Qualitätsstufe D ("deutlich eingeschränkte
Bewegungswahl").
Dutzende von Engstellen werden also die Reisenden behindern,
schlimmer noch: Sie gefährden laut stern wegen der Enge in der Tiefe
auch die Sicherheit der Passagiere im Katastrophenfall.
Die Bahn weist all diese Vorwürfe zurück. Auf Anfrage des stern
erklärte ein Sprecher, dass definitiv im Jahr 2013 mit dem Bau
begonnen werde, und zwar "auf Basis des alten
Planfeststellungsrechtes". Die Befunde der Personenstromanalyse, so
der DB-Sprecher, ließen keine Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit
des Bahnhofs zu. In den Sicherheitsfragen stehe man derzeit in engem
Kontakt mit den zuständigen Behörden.
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Gruner+Jahr, stern
Arno Luik
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