Lampenfieber - wenn die Angst vor der Angst entsteht
Angst ist ein Gefühl, das für Menschen in manchen Situationen mehr oder weniger nützlich sein kann. Aber wann beginnt der Leidensweg bei Lampenfieber?
Es kann durchaus hilfreich sein, sich bei bestimmten Menschen genau zu überlegen, worüber und vor allem, wie man mit ihnen spricht. Wenn man befürchten muss, der Gesprächspartner verliert die Kontrolle über sich selbst und das wiederum könnte zu einer Auseinandersetzung führen, auf die man keinen Wert legt, ist es ratsam, achtsam zu kommunizieren. Hat man auf der Autobahn ein Problem mit seinem Auto und muss auf dem Seitenstreifen anhalten, ist es nützlich, recht vorsichtig zu sein, weil man nicht davon ausgehen kann, dass die vorbeifahrenden Autofahrer ganz genau wissen, was sie gerade tun. Im Straßenverkehr ist es allgemein sehr nützlich, etwas Angst zu haben. Der Technik kann man durchaus vertrauen, den Menschen, die sie bedienen, wohl eher weniger. Anders ausgedrückt: Die Autos im deutschen Straßenverkehr sind relativ sicher ausgestattet und funktionieren recht gut. Das Risiko sind die Fahrzeuglenker und deshalb ist ein wenig Angst im Straßenverkehr in bestimmten Situationen durchaus nützlich.
Dass Menschen Angst haben, ist ein natürlicher Prozess, ohne den die Menschheit wohl kaum eine Überlebenschance gehabt hätte. Sich in freier Wildbahn zu bewegen, erfordert für die Unterlegenden immer ein wachsames Auge. Hasen sind ein gutes Beispiel für Wachsamkeit. Sie laufen blitzschnell vor ihren Feinden weg, bevor sie merken, dass sie gerade fortlaufen.
Auch Frauen verhalten sich in freier Wildbahn wachsam, weil sie die Gesetzmäßigkeiten kennen, die hier herrschen und ihnen oftmals lieber aus dem Weg gehen.
Würde man sich ohne eine erfahrene Begleitperson durch den Amazonas-Dschungel kämpfen müssen, könnte Angst möglicherweise eine Art Lebensretter sein, denn sie würde den Urwald-Touristen vor unüberlegten Ausflügen bewahren.
Wann aber beginnt der Leidensweg mit der Angst für Menschen?
Wenn Menschen Schwierigkeiten haben, vor einer Gruppe von Menschen zu stehen, um ihnen etwas zu erzählen, ist das nun nicht gerade ein Drama. Nicht jeder muss vor Menschen eine Präsentation durchführen oder einen Vortrag halten.
Was Menschen aber entwickeln, die unter Redeangst leiden, ist Angst, dass sie Angst vor einer Gruppenansprache haben. Menschen, die Angst davor haben, dass sie sich ängstigen, befinden sich in einem Kreislauf, der sich selbst in Bewegung hält und oftmals in eine Abwärtsspirale übergeht. Bewusst findet ein Betroffener meistens nicht aus diesem Teufelskreis heraus.
Der gleiche Prozess gilt auch für Prüfungsangst. Hier hat der Betroffene davor Angst, dass er Angst vor prüfenden Situationen hat.
Bei Lampenfieber, das den Künstler in seiner Lebensqualität einschränkt oder seine künstlerische Laufbahn behindert, sie im schlimmsten Fall sogar beenden kann, ist es auch die Angst vor dem Lampenfieber, nicht das Lampenfieber an sich. Auch in diesem Zusammenhang kann sich eine Abwärtsspirale entwickeln, aus der sich die Betroffenen nur selten von selbst wieder befreien können.