Auch Seniorhunde sind therapiefähig..
Oft fragen Hunde- und Katzenhalter bezüglich einer Therapie ihres älteren Tieres bei mir an und schließen mit der Frage ab: Lohnt sich denn eine Therapie in dem Alter noch?
Hat mein Hund bzw. meine Katze denn überhaupt noch eine Chance, wieder gesund zu werden?
Darauf antworte ich regelmäßig wie folgt:
Ja, eine Therapie lohnt sich in jedem Alter, denn auch ein älteres Tier kann sehr viel an Lebensqualität zurückgewinnen, durch eine richtig gewählte Therapie, durch optimal aufeinander abgestimmte homöopathische Mittel und durch eine ganzheitliche Betrachtung des Tieres.
Auch bei einem älteren bzw. alten Tier muss man sich nicht damit abfinden, dass Hund oder Katze jetzt einfach alt und nicht mehr fit und leistungsfähig sind. Es lohnt sich in jedem Falle, genau hinzuschauen und eine Therapie anzustreben; damit auch alte Tiere Lebensqualität zurückgewinnen und ihr Alter genießen können.
Bei Andy führte ich eine Biofeldhaaranalyse sowie nach 3 Monaten Therapiezeit eine Kontrollanalyse durch und verordnete ihm verschiedene homöopathische Mittel. Darüber hinaus besprachen Frau Borchardt und ich telefonisch, wie Andys Selbstbewusstsein bestmöglich nach der Kastration und einem damit für Andy (in seinem Alter..) sehr einschneidendem Erlebnis, gestärkt werden kann. Die Therapie von Andy lief über einige hundert Kilometer Entfernung ebenso erfolgreich ab, als wäre Andy mit Frau Borchardt in die Kleintierpraxis gekommen, so konnte man Andy die Strapazen von langen Autofahrten ersparen.
Unser heutiges Praxisbeispiel erzählt die Geschichte von Andy, dem fast 11-jährigen Collierüden:
Eine Erfahrung von Marlies Borchardt,
E-Mail: Marlies.Borchardt@web.de:
ZUM ALTEN EISEN? NEIN DANKE!
Fast ein Jahr ist es jetzt her, dass mein damals 10-jähriger Collierüde „Andy“ erstmals in seinem Leben „richtig“ krank wurde. Er war zu der Zeit fit wie ein Turnschuh. Wir genossen zusammen lange Wanderungen, gemeinsame Ausritte, Radtouren, Senioren-Agility auf dem Hundeplatz, „Arbeiten“ wie Apportieren, Suchen, ein bisschen Hobby-Fährten und gemeinsames Spielen und Rumtollen.
DER UNFALL
Im Dezember 2006 passierte es: Andy sprang aus vollem Lauf in die Luft, um einen springenden Ball zu fangen, rutschte bei der Landung auf dem nassen Rasen aus und machte einen Überschlag rückwärts. Ich hörte einen Schrei und er kam mit eingeklemmter Rute angeschlichen. Zum Glück zeigte das Röntgenbild einen intakten Rücken! Aber Andy hatte Blockaden und erhebliche Muskelverspannungen. Vor allem das Aufstehen fiel ihm schwer. Auch hatte er sich das Knie geprellt. Zunächst bekam er Schmerzmittel, dann Akupunktur-Behandlungen, auf die er sehr gut reagierte. Der Rücken wurde wieder lockerer, er stand zügig auf und wir begannen vorsichtig wieder mit all unseren Aktivitäten.
EIN UNGLÜCK KOMMT SELTEN ALLEIN ...
Ende des Jahres wimmerte Andy dann abends im Korb ganz leise vor sich hin. Ich ging mit ihm raus, er hockte sich hin, krümmte sich und schrie. Er hatte Schmerzen beim Kot-Absetzen und beim Wasserlassen. Die Tierärztin stellte im Ultraschall eine erhebliche Vergrößerung der Prostata fest, es hatten sich auch bereits Zysten gebildet. Und mir war vorher nie, wirklich nie etwas aufgefallen.
Nachdem meine Tierärztin Andy ausgiebig gecheckt hatte (Herz-Ultraschall, großes Blutbild), wurde er Ende Januar kastriert. Alles verlief gut, nach der Inhalationsnarkose konnte ich einen wachen Andy mit nach Hause nehmen.
EIN LANGER WEG
Andy erholte sich schnell, aber nach ca. 2 Wochen stellte ich enorme Verhaltensänderungen fest. Vor allem sein Selbstbewusstsein war auf Null gesunken. Auf andere Hunde ging er mit gesenkter Rute zu. Wenn sie ihn hinten beschnüffelten (was viele vorher nie gewagt hätten!), wurde er fuchsteufelswild und schnappte um sich. Außerdem war er antriebslos und ohne Eigenintiative. Während er auf Spaziergängen sonst immer locker vor mir her getrabt war, trottete er nun lustlos hinterher. Wenn ich mich allerdings mit ihm beschäftigte, beim Spielen, bei seiner Arbeit, war er wie ausgewechselt, bewegungsfreudig und engagiert wie zuvor. Also habe ich den „Motivationskasper“ gespielt. Um ihn körperlich fit zu halten und um sein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Für mich sehr anstrengend, aber erfolgreich. Andy baute wieder Muskeln auf, verbesserte seine Ausdauer, trabte taktrein und raumgreifend, stand auch nach langem Liegen locker und zügig auf. Aber seine Antriebslosigkeit blieb – alles ging nur, wenn ICH die Initiative ergriff. Wenn wir einfach nur so dahinspazierten, trottete er vor sich hin. Anstatt rumzuschnüffeln und sich für seine Umgebung zu interessieren. Damit wollte ich mich nicht abfinden.
Ende Mai machte Frau Nehls eine erste Haaranalyse. Sie verordnete verschiedene homöopathische Medikamente: für die Prostata (die Zysten hatten sich übrigens bereits zurückgebildet, wie eine Ultraschall-Untersuchung ergeben hatte), für die Schilddrüse (hier sind Andys Werte schon immer niedrig gewesen) und vor allem zur Entgiftung der Leber. Kein Wunder, dass die Leber belastet war, denn WAS hatte Andy nicht alles an „Gift“ bekommen ... so viel wie nicht ansatzweise in zehn Jahren!
Während der dreimonatigen Therapie besserte sich Andys Verhalten ein wenig, aber es blieb schwankend. Manchmal leuchteten seine Augen voller Lebensfreude, dann wieder gab er sich „bedeckt“ und antriebslos.
Anfang Oktober analysierte Frau Nehls Andys Haare erneut. Wir sind auf dem Wege der Besserung, allerdings werden wir Andys Hormonsystem und seine Leber weiter behandeln. Außerdem stellte sich heraus, dass Andy Probleme mit dem Kreislauf hat, wo wir jetzt auch unterstützend einwirken.
ANDY IM AUFWIND!
Ich wollte es selbst kaum glauben, obwohl ich es sah – zwei Wochen nach der Gabe der neuen Medikamente galoppierte Andy vor zwei Wochen morgens plötzlich fröhlich vor mir her! Unglaublich, der Unterschied! So viel unternehmungslustiger! Plötzlich hat er wieder Interesse, in der Gegend rumzuschnüffeln! Kommt von hinten angeprescht, springt an mir hoch, bellt. Zur „Krönung“ hat er neulich sogar eine Hündin „angemacht“, die kurz vor der Läufigkeit war. Wie ein Hengst trabte er mit erhobener Rute um sie herum und wollte sie sogar besteigen. Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht! Und sein positives Verhalten hält an. Nicht jeder Tag ist wie der andere, aber Andy ist fast wieder der Alte. Obwohl ein Jahr älter ...
OLDIE – BUT GOLDIE!!!
Ich liebe meinen alten Hund! Und ich bin froh, dass ich ihn nicht schon „zum alten Eisen“ erklärt habe! Dass ich ihn so gut einschätzen konnte und mir meine innere Stimme gesagt hat, dass er noch nicht alt und verbraucht ist. Dass ich ihn weiter gefordert habe, damit er nicht einrostet, mich nicht mit ihm aufs Sofa gesetzt habe ... Nein, das hätte Andy nicht verdient gehabt, er hat so viel Freude am Leben, die habe ich die ganze Zeit über immer wieder in seinen Augen leuchten sehen.
Am 23. Dezember werden wir Andys 11. Geburtstag feiern. Mit einem schönen Ausflug ans geliebte Meer. Ich weiß, dass ich keinen fünfjährigen Hund mehr habe, dass Andy älter wird und irgendwann auch weniger leistungsfähig. Und darauf werde ich Rücksicht nehmen. Selbstverständlich. Aber ich werde ihn weiterhin gut beobachten und alles tun, dass er seinem Alter entsprechend fit bleibt. Und wenn wir dann eines Tages wirklich mehr auf dem Sofa sitzen, werden wir das ganz bestimmt genießen.
Marlies Borchardt