Während der Welt-AIDS-Konferenz in Washington,
die heute zu Ende geht, hat die Deutsche AIDS-Hilfe die "Washingtoner
Erklärung" unterzeichnet. Sie steht unter dem Motto: "Turning the
Tide Togehter - A Declaration to End the AIDS Epidemic" ("Gemeinsam
das Blatt wenden - Eine Erklärung, um die Aids-Epidemie zu beenden").
In der Deklaration werden neun dringend notwendige Maßnahmen
benannt, darunter Zugang zu Prävention, Behandlung, Versorgung und
Beratung, weitere Schritte gegen Stigmatisierung, Diskriminierung und
Kriminalisierung von Menschen mit HIV sowie verstärkte Anstrengungen
in der Forschung (www.dcdeclaration.org, www.2endaids.org).
Der im internationalen Vergleich sehr erfolgreichen deutschen
HIV-Prävention wurde in Washington großes Interesse entgegengebracht.
Oft wurde die Frage gestellt, welche Maßnahmen auf andere Länder
übertragbar seien. Dazu sagt Carsten Schatz, Mitglied im Vorstand der
Deutschen AIDS-Hilfe:
"Die deutsche HIV-Prävention ist so erfolgreich, weil sie auf
Beteiligung der am stärksten von HIV betroffenen Gruppen setzt und
Diskriminierung entgegenwirkt. Wir wünschen uns, dass dieses Modell
in noch mehr Ländern Fuß fasst. Zugleich müssen wir aber noch Lücken
im eigenen Land schließen: Menschen in Haft sind von wirksamen
Maßnahmen wie Spritzentauschprogrammen ausgeschlossen und haben oft
keinen Zugang zu Substitutionstherapien. Drogenkonsumräume retten
nachweislich Leben, dürfen aber noch immer in mehreren Bundesländern
nicht betrieben werden. Vermeidbare HIV- und Hepatitis-Infektionen
werden in Kauf genommen - das ist inakzeptabel."
Schatz weiter: "In der Forschung muss Deutschland seine
Anstrengungen erheblich verstärken. Die Konferenz hat bezüglich der
Heilung der HIV-Infektion international ein Aufbruchssignal gesetzt.
Wenn Deutschland bei der Finanzierung der Forschung so zurückhaltend
bleibt wie bisher, laufen wir Gefahr, abgehängt zu werden. Und das
trotz vielversprechender Ansätze: Die ,molekulare Schere', die HIV
aus infizierten Körperzellen entfernen kann, wurde vom Hamburger
Heinrich-Pette-Institut entwickelt."
Die Konferenz in Washington hat keine großen Durchbrüche gebracht,
wohl aber wichtige Zeichen gesetzt. Hochrangige Meinungsführer wie
UNAIDS-Direktor Michel Sidibé haben betont, dass die präventive
Wirkung der HIV-Medikamente - sei es nun in Form der Therapien
HIV-Positiver oder als Präexpositionsprophylaxe - nicht gegen die
Prävention ausgespielt werden darf. Information, Beratung und
Interventionen gegen Diskriminierung sind und bleiben essenziell. In
Washington wurde das Zusammenspiel verschiedener unverzichtbarer
Maßnahmen analog zu den Kombinationstherapien als "kombinierte
Prävention" bezeichnet.
DAH-Vorstand Carsten Schatz abschließend: "AIDS ist heute eine
meist vermeidbare Folge der HIV-Infektion. Obwohl wir auf eine
Heilung noch länger werden warten müssen, können wir die Krankheit
tatsächlich ,beenden', wenn wir alle Menschen an den Erfolgen von
Therapie und Prävention teilhaben lassen. Ob dies gelingt, ist eine
Frage des politischen Willens - weltweit, aber auch in Deutschland."
Weitere Informationen: www.aidshilfe.de
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Holger Wicht (z.Zt. Washington)
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