fit und munter - Nicht jedes Kind fühlt sich im eigenen Körper wohl / Kinder halten schon früh Diät und denken über Schönheits-Operationen nach / Fast jedes zweite Kind mit Stresssymptomen

fit und munter

Nicht jedes Kind fühlt sich im eigenen Körper wohl / Kinder halten schon früh Diät und denken über Schönheits-Operationen nach / Fast jedes zweite Kind mit Stresssymptomen


In Zeiten von Modelcasting-Shows und Hollywoods
Size-Zero-Vorbildern werden Kinder und Jugendliche mit einem
Schönheitsideal konfrontiert, dass in der Realität so kaum zu finden
ist. Welches Körperempfinden die 9- bis 14-Jährigen in Thüringen
generell haben, zeigt das repräsentative LBS-Kinderbarometer 2011.
Mehr als ein Viertel der befragten Kinder fühlt sich bereits zu dick
und gut ein Drittel der Kinder hat wegen vermeintlichen Übergewichts
schon mindestens einmal eine Diät gemacht. Dass sich das negativ auf
ihr Wohlbefinden auswirkt, belegt die Studie: Je öfter die Kinder und
Jugendlichen Diät halten, desto weniger wohl fühlen sie sich in der
Familie. Zudem geben Kinder, die häufig eine Diät machen, öfter an,
krank zu sein und denken vermehrt über Schönheitsoperationen nach.

Kinder denken an Fettabsaugung

Ganze 17 Prozent der thüringischen Kinder haben schon mal über
eine Schönheitsoperation nachgedacht. Aber was gefällt ihnen nicht an
ihrem Körper? 60 Prozent der Befragten, die sich mit dem Thema
Schönheits-OP auseinander setzen, würden sich Fett entfernen lassen.
Knapp jedes vierte Kind wünscht sich die Behandlung von
Hautunreinheiten, danach stehen Nasenkorrektur, Brust-, Augen- und
Ohrenveränderungen auf der Wunschliste. Immerhin 83 Prozent der
Kinder und Jugendlichen denken nie an Schönheitsoperationen. 64
Prozent sind mit ihrem Körpergewicht zufrieden. "Spannend ist darüber
hinaus, dass bereits 43 Prozent der Kinder Wellness-Angebote
wahrnehmen", so Anja Beisenkamp, Leiterin des PROSOZ Instituts für
Sozialforschung - PROKIDS und verantwortlich für die empirische
Befragung.

Gutes Körpergefühl für Gesundheit wichtig

Mehr als jedes dritte Kind fühlt sich "manchmal", "oft" oder sogar
"sehr oft" krank. Je weniger sich die Befragten im Allgemeinen und in
der Familie wohl fühlen, umso häufiger geben sie auch an, krank zu
sein. "Hierbei spielt auch das Körpergewicht eine Rolle", erklärt
Beisenkamp. "Die Studie zeigt, dass die Kinder, die sich zu dünn oder
zu dick finden, sich auch vermehrt krank fühlen. Daran erkennt man,
wie wichtig ein gutes Körpergefühl für die Gesundheit der Kinder und
Jugendlichen ist." Positiv: Ganze 62 Prozent der Kinder fühlen sich
"selten" bis "nie" krank.

Fast jedes zweite Kind zeigt Stresssymptome

Auf die Frage, an welchen Krankheiten die Kinder und Jugendlichen
leiden, gab fast jedes dritte Kind an, allergisch zu sein. Die zehn
Prozent, die Heuschnupfen haben, sind in der Regel auch noch von
einer anderen Allergie betroffen. 38 Prozent geben
Stresskopfschmerzen und ein knappes Viertel Stressbauchschmerzen als
Krankheitssymptom an. Insgesamt zeigt fast jedes zweite Kind
Stresssymptome, was deutlich negativ auf das Wohlbefinden wirkt. Die
Ursachen dafür können vielfältig sein. Professor Ronald Lutz,
Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes, Landesverband
Thüringen e.V., erklärt: "Dass Kinder, die unter Stressschmerzen
leiden, auch ein niedrigeres allgemeines Wohlbefinden haben, zeigt,
dass sie sehr sensibel auf Probleme im Alltag reagieren. Die
Gesundheit der Kinder darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Und so
müssen zukünftig Eltern wie PädagogInnen in einen besseren Dialog mit
Kindern treten, ihnen auf Augenhöhe begegnen und deren Meinung mehr
berücksichtigen." Neben Allergien und Stressschmerzen geben 17
Prozent an, eine andere Krankheit zu haben.

LBS-Kinderbarometer Länderbericht Thüringen 2011

Das LBS-Kinderbarometer ist eine repräsentative, auf
kontinuierliche Wiederholung angelegte Querschnittsstudie von Kindern
im Alter zwischen 9 und 14 Jahren. Sie wird seit 1997 vom PROSOZ
Institut für Sozialforschung - PROKIDS erhoben. Die für Thüringen
repräsentative Auswertung, den "Länderbericht Thüringen", geben die
Landesbausparkasse (LBS) Hessen-Thüringen und der Deutsche
Kinderschutzbund, Landesverband Thüringen e.V. gemeinsam heraus. Der
"Länderbericht Thüringen 2011" ist bereits die zweite Auswertung für
dieses Bundesland.

Kinder und Jugendliche haben oft ganz eigene und sehr konkrete
Vorstellungen und Meinungen bezüglich ihres Wohnumfelds und ihrer
Gemeinde. Aber nur wenige bringen sich aktiv ein und fühlen sich
ernst genommen. Das zeigt das repräsentative LBS-Kinderbarometer
2011: Knapp zwei Drittel der befragten 9- bis 14-Jährigen in
Thüringen wünschen sich, bei Entscheidungen in ihrer Gemeinde auch
gefragt zu werden. Nur 31 Prozent sind der Meinung, in ihrer Gemeinde
auch ernst genommen zu werden. Der Anteil der Jungen und Mädchen, die
sich nicht für voll genommen fühlen, steigt von Jahrgangsstufe vier
bis sieben deutlich an. "Kindern ist die Mitbestimmung in ihrer
Gemeinde wichtig. Die Befragung zeigt, dass es nötig ist, den Kindern
verstärkt auf Augenhöhe zu begegnen und ihren Beiträgen Bedeutung
beizumessen. Außerdem fühlen sich Kinder, die glauben, ihre Meinung
wird nicht ernst genommen, deutlich schlechter", erklärt Anja
Beisenkamp, Leiterin des PROSOZ Instituts für Sozialforschung -
PROKIDS und verantwortlich für die empirische Befragung.

Ehrenamtliches Engagement noch gering

Drei Viertel (78 Prozent) der thüringischen Kinder und
Jungendlichen engagieren sich nicht ehrenamtlich in ihrer Gemeinde.
Immerhin 22 Prozent wirken aber zum Beispiel in ihrer Kirchengemeinde
oder in der Schülervertretung aktiv mit. "Die geringe ehrenamtliche
Beteiligung verdeutlicht, dass die Partizipationsmöglichkeiten in den
Gemeinden kindgerecht ausgebaut und neue Wege gesucht werden müssen,
Kinder und Jugendlichen dafür zu begeistern", so Professor Ronald
Lutz, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes
Landesverband Thüringen. "Damit können die Kommunen die Beteiligungen
erhöhen und insgesamt das Demokratiebewusstsein der jungen Generation
stärken." In Heilbad Heiligenstadt hat der Kinderschutzbund zusammen
mit der dortigen Stadtverwaltung bereits das beispielhafte Projekt
"Kinder und Jugendliche mitEntscheidung" im Rahmen des
Bundesprogramms "Zusammenhalt durch Teilhabe" ins Leben gerufen.
Unter diesem Leitgedanken sollen Kinder und Jugendliche stärker am
öffentlichen Leben mitwirken können. Im Rahmen dieses Projektes
veranstalten zum Beispiel Jugendliche ein öffentliches Sommerkino.
Außerdem gibt es jetzt eine Internetplattform, auf der sich junge
Menschen und Personen aus Politik und Verwaltung begegnen können.

Fast ein Drittel der Kinder kennt seine Rechte

Mit der Befragung der 9- bis 14-Jährigen nach ihren Wünschen und
Meinungen greift das LBS-Kinderbarometer den 12. Artikel
"Berücksichtigung des Kinderwillens" der UN-Kinderrechtskonvention
von 1989, ratifiziert von der BRD 1992, auf. Daher wurden die
thüringischen Kinder auch gefragt, ob sie diesen Artikel über die
Rechte des Kindes im Allgemeinen kennen. "Zwar haben mehr als zwei
Drittel der befragten Mädchen und Jungen in Thüringen noch nie davon
gehört, 31 Prozent dagegen kennen die UN-Kinderrechtskonvention. Mit
diesem Ergebnis liegt Thüringen im bundesweiten Ländervergleich im
oberen Drittel", so Beisenkamp.

Das LBS-Kinderbarometer

Die kindliche Perspektive ernst nehmen und ihr einen festen Platz
in der gesellschaftlichen Diskussion geben - darum geht es im
LBS-Kinderbarometer, das seit 1997 vom PROSOZ Institut für
Sozialforschung - PROKIDS im Auftrag der
Landesbausparkassen-Initiative "Junge Familie" durchgeführt wird. Die
Studie ist eine auf kontinuierliche Wiederholung angelegte
Querschnittsstudie von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 9
und 14 Jahren. Im Winter 2010/2011 wurden deutschlandweit mehr als
10.000 Kinder befragt. Damit ist das LBS-Kinderbarometer eines der
größten Beteiligungsprojekte der Bundesrepublik. Bereits zum zweiten
Mal förderten die LBS Hessen-Thüringen und der Deutsche
Kinderschutzbund Landesverband Thüringen e.V. einen für Thüringen
repräsentativen eigenen Länderbericht. Die Studie und deren
Ergebnisse präsentierten die Förderer gemeinsam am 6. Juni 2012 in
Erfurt.



Pressekontakt:
Sabine Schmitt
LBS Hessen-Thüringen
Tel. 069 / 91 32-28 78
Fax 069 / 91 32-8 28 78
E-Mail: sabine.schmitt@lbs-ht.de
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