(mpt-12/97) Die Zahl der jungen Erwachsenen, die regelmäßig alkoholische Getränke konsumieren, ist innerhalb eines Jahres um fünf Prozentpunkte gestiegen und liegt inzwischen bei 40 Prozent. Immer mehr junge Leute benötigen einen Entzug. Die Probleme beginnen aber häufig erst danach. "Schwieriger ist es, die Patienten dabei zu unterstützen, nach dem Entzug abstinent zu bleiben", findet Professor Dr. Falk Kiefer.
Das ist bedenklich, denn ungefähr 1,6 Millionen Deutsche sind Alkoholiker, weitere neun Millionen nicht weit davon entfernt. Sie müssen mit Folgeerkrankungen wie Leber- und Nervenschädigungen sowie Erkrankungen von Herz und Kreislauf rechnen. Alkoholiker ist man dann, wenn man ohne Alkoholkonsum nicht mehr klar kommt und der gesamte Alltag um den Alkohol dreht.
Vor allem die Exzesse der jungen Erwachsenen werden zu einem wachsenden gesellschaftlichen Problem. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung kürzliche mitteilte, betranken sich im Jahr 2011 beinahe jeder achte 18- bis 25-Jährigen viermal monatlich und öfter. Mehr als 40 Prozent hatten einmal alle vier Wochen einen Rausch. Den hohen Alkoholkonsum der jungen Leute führen Experten hauptsächlich darauf zurück, dass Alkohol eine gesellschaftlich akzeptierte und problemlos zu besorgende Droge ist.
Alkohol trinken macht erst einmal Spaß. Man kommt in Fahrt, ist meistens guter Laune und traut sich Dinge zu, vor denen man nüchtern zurückschrecken würde. Dass jeder einzelne Schluck Alkohol ihrem Körper schadet, ist den wenigsten jungen Erwachsenen, die an der Flasche hängen, nicht bewusst. Tatsächlich kann es nach langem und regelmäßigem Alkoholkonsum zu Nervenschäden und psychiatrisch relevanten Erscheinungen kommen.
Bevor eine Therapie auf den Betroffenen zugeschnitten werden kann, muss dieser sich seine Alkoholabhängigkeit erst einmal eingestanden haben. Heilen lässt sich diese Sucht ohne hin nicht. Was sich mit Hilfe von Medikamenten und psychotherapeutischer Unterstützung erreichen lässt, ist, für den Rest seines Lebens die Finger von Alkohol zu lassen und nicht mehr rückfällig zu werden. Mehr Informationen: Alkoholsucht
Am Beginn einer Behandlung steht immer stationäre oder ambulante Entzug. Die eigentliche Herausforderung steht an, wenn nach dem Entzug auf den Alkohol verzichten soll. Dazu stünden sozialmedizinische und psychotherapeutische Therapiemöglichkeiten zur Verfügung, so der Suchtexperte Professor Dr. Falk Kiefer von der Klinik für abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Mannheimer Zentralinstitut für seelische Gesundheit. Zur Unterstützung des Patienten gebe es neuerdings auch Medikamente wie den Wirkstoff Naltrexon, der direkt auf das Belohnungssystem im Gehirn einwirkt und seit ca. eineinhalb Jahren zur Verfügung steht. Er reduziere die Rückfallwahrscheinlichkeit, mindere die Lust auf Alkohol und unterstütze so bei der dringend nötigen Abstinenz. Das Gehirn versteht Alkohol nicht mehr zwangsläufig als Belohnung und der Suchtdrucke nehme ab.
Mehr Informationen auch auf den Seiten der RatGeberZentrale: Ratgeberzentrale
Foto: djd/Desitin/Corbis