fit und munter - Allgemeine Verunsicherung: Vorsorge oder Früherkennung?

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Allgemeine Verunsicherung: Vorsorge oder Früherkennung?

Berlin, 02.02.2009 - Viele zehntausend Menschen in der Bundesrepublik Deutschland sterben jährlich durch vermeidbare Behandlungsfehler in Arztpraxen und Krankenhäusern. Unwissenheit von Ärzten und Apothekern ist eine Hauptursache für diesen unverantwortlichen, oft gewissenlosen und immer wieder tödlichen Umgang mit Patientinnen und Patienten. Dies ist die tägliche Erfahrung bei der Gesundheits-Beratung von Top-Fit-Gesund.de. Verantwortungsvolle Gesundheits-Beratung betrifft auch besonders erschreckende Fehlinformationen, zu denen Top-Fit-Gesund.de ab sofort Richtigstellungen veröffentlicht.

Die von Apothekern an Kunden verteilte Patientenzeitschrift "Linda Magazin" (Ausgabe 3/2009) bringt in einer "großen Medizin-Serie" den Beitrag "Brustkrebs-Vorsorge ist wichtig" eines Dr. med. Michael Prang aus Hamburg. Im folgenden bringt Top-Fit-Gesund.de die Analyse eines besonders katastrophalen Textabsatzes:

Falsch: "Ab ihrem 30. Lebensjahr sollten Frauen mindestens einmal zur Brustkrebsvorsorge gehen."

Richtig: Mit Vorsorge (auch als Prophylaxe oder Prävention bezeichnet) sind Maßnahmen zur Vorbeugung von Erkrankungen gemeint. Alle bildgebenden Brust- oder Tast-Untersuchungen bei Frauen sind hingegen Früherkennungs-Maßnahmen. Damit sollen Krankheiten frühzeitig erkannt, nicht vorgebeugt werden, wie der Autor fälschlich andeutet.

Falsch: "Ob dabei eine Röntgenaufnahme der Brust (Mammografie) angefertigt wird, sollte gemeinsam mit dem Arzt entschieden werden."

Richtig: Die Röntgenstrahlen-Reihenuntersuchung der Brust wird in der Bundesrepublik erst ab einem Alter von 50 Jahren empfohlen (nationales Mammographie-Screening). Medizinisch nicht gerechtfertigte Röntgen-Reihenuntersuchungen junger Frauen sind unverantwortlich.

Falsch: "Auch wenn die Mammografie unangenehm ist - ein Grund zur Sorge besteht nicht. Denn die nur geringe Röntgenstrahlung konzentriert sich auf den Brustbereich."

Richtig: Das Mammographie-Screening wird in Europa nur zögerlich und in einigen Ländern überhaupt nicht eingeführt. Ursachen: Die von manchen Ärzten und Röntgengeräte-Herstellern prognostizierten Effekte werden nicht im gewünschten Umfang erreicht. Zudem lehnen viele Frauen und Ärzte die Untersuchung ab, weil Langzeit-Schadwirkungen nicht ausgeschlossen werden können.

Falsch: "Lassen Sie die Mammografie aber nur bei einem Frauenarzt oder Radiologen machen, der umfangreiche Erfahrung mit dieser Technik nachweisen kann."

Richtig: Ausschließlich Radiologen dürfen in Deutschland das Mammographie-Screening durchführen, nicht aber Frauenärzte. Die Forderung nach "umfangreicher Erfahrung" beunruhigt zu Recht, weil sie andeutet: Die radiologischen Qualifikationen in vielen Untersuchungs-Einrichtungen reichen noch nicht einmal aus, um die gesetzlichen Anforderungen an Screening-Einrichtungen zu erfüllen.

Falsch: "Da sich als erstes Zeichen oft ein tastbarer Knoten in der Brust findet, sollte Sie einmal im Monat zusätzlich eine Selbstuntersuchung Ihrer Brüste durchführen und bei Auffälligkeiten umgehend zum Arzt gehen."

Richtig: Die Selbstuntersuchung der weiblichen Brust ist sinnlos, führt zu überflüssigen ärztlichen Nachuntersuchungen, geht mit erhöhter Krebsrate einher und ist eine angstmachende Arbeitsbeschaffungs-Maßnahme für Ärzte (Cochrane Database Syst Rev, 2003).

Das Fazit: Eine solche Anreihung von Unwahrheiten, verfasst von einem Mediziner und überreicht von einem Apotheker, beides angeblich ausgewiesene Experten für unsere Gesundheit, ruft nicht nur schon beim Lesen Übelkeit hervor, sondern kann auch krank machen, wenn sich jemand an diese falschen Ratschläge hält.

(Quelle: Prang M: Brustkrebs - Vorsorge ist wichtig. Linda Magazin. 2009; 3:8-11.)

Positiv-Meldung: Zum Thema Brustkrebs gibt es zum Glück auch Positives zu berichten: Skandinavische Forscher konnten jetzt im Vergleich von mammographierten und nicht mammographierten Frauen zeigen, dass die Selbstheilungsrate bei natürlich verlaufendem Brustkrebs mit rund 20 Prozent offenbar unerwartet hoch ist. Die Dienstleister des mediko-industriellen Komplexes müssen jetzt entscheiden, ob diese Frauen der typischen, kostenträchtigen Intensivtherapie zugeführt werden sollen oder ob es nicht viel angemessener (und unschädlicher) ist, die betroffenen Frauen diagnostisch zu erkennen und ihnen unsinnige Therapiemaßnahmen zu ersparen.

(Quelle: Zahl PH, Maehlen J, Welch HG: The natural history of invasive breast cancers detected by screening mammography. Arch Intern Med. 2008 Nov 24;168(21):2311-6.)

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