Hier taucht der Gast ein in das Lebensgefühl des alten Berlins, nur dass das alte Berlin hier noch ein wenig älter ist. Das Haus selbst wurde im ausgehenden neunzehnten Jahrhundert gebaut, die Möblierung, Betten, Schränke, Teppiche, Tapeten, die Kronleuchter an den vier Meter hohen Decken, Gemälde, Wandspiegel, die teils mächtigen Türen mit ihren reich verzierten Messingklinken, die rotsamtene Recamiére am Eingang des Frühstückssalons -- überall begegnen hier dem Besucher Zeugnisse jener Epoche. Jugendstil, Gründerzeit, und hier und da ein paar anachronistische Elemente wie die grauen Telefone, etwa aus den Sechzigern oder vollends undatierbare Einstellduschen in einigen der Zimmer, die dem Ganzen aber wunderbarerweise nichts von seiner stilistischen Glaubwürdigkeit nehmen, ja beim längeren Hinsehen sogar noch etwas hinzufügen. Selbst Funktionsdinge, ein Feuerlöscher, ein Servierwagen oder der Gästekühlschrank fügen sich ein.
Wäre das Funk ein Mensch, würde man wohl von Persönlichkeit sprechen. Und wer sich ein wenig länger mit Michael Pfundt unterhält, entdeckt bald, dass dieser atmosphärische Zusammenhalt auf das engste mit der Persönlichkeit des Hausherrn verknüpft ist. Die Wohnung war früher die Bleibe von Stummfilm-Diva Asta Nielsen. Am Anfang des letzten Jahrhunderts zählte sie zu den bekanntesten Frauen der Welt. Ihre Salons mit Künstlern wie Joachim Ringelnatz (Dichter) oder Heinrich George (Schauspieler, Vater von Götz George) waren der Mittelpunkt des geistigen Lebens Berlins.
Neben alledem findet Michael Pfundt noch immer Zeit für Gespräche mit interessierten Gästen, von denen viele seit Jahrzehnten in die Hotel-Pension kommen und die einzigartige Atmosphäre zu schätzen wissen. Wer öfter hier übernachtet findet bald sein "Lieblingszimmer"; eines der schlichten Einzelzimmer mit Fließwasser und Blick auf den Innenhof oder eines der riesigen, üppig ausgestatteten Salonzimmer zur Fasanenstraße. Und ganz gewiss findet er, was schon der alte Emerson in einer Herberge gesucht hat: Ruhe. Vielleicht keine unermessliche, aber das wäre im Berlin des einundzwanzigsten Jahrhunderts wohl auch ein bisschen zu viel verlangt.
Weitere Informationen unter www.hotel-pensionfunk.de