Darf man Tierversuche in großer Zahl durchführen, um
das Gefährdungspotenzial von chemischen Substanzen für den Menschen
abschätzen zu können? Im Rahmen von "Wissenschaft am Donnerstag"
zeigt die Dokumentation "Versuchskaninchen" von Pierre-François
Gaudry, wie Versuche an lebenden Tieren durch Labor-Experimente mit
künstlichen Zellgeweben ersetzt werden, und schaut auf die Vorteile
und Grenzen dieser Methoden. Gilt der weit verbreitete ethische
Appell an die Zurückhaltung nur für Tierversuche mit Hunden, Katzen
und Pferden oder auch für solche mit Ratten? Hat am Ende der
französische Mediziner und Biologe Jean-Claude Nouët Recht, wenn er
in der Dokumentation kritisiert: "Das ethische Interesse bewegt sich
in diesen Fällen in Kreisen nach außen abgestuft - je weiter ein Tier
entfernt von uns ist in seiner Form, seinem Verhalten, desto weniger
interessiert es uns."
Von dieser Frage abgesehen, scheint es gesellschaftlicher Konsens
zu sein, dass Tierversuche für Forschungszwecke reduziert werden
sollen und Tieren so wenig wie möglich Leid dabei zugefügt werden
soll. Dennoch nimmt die Zahl der in Experimenten getöteten Tiere
wieder zu. Ein Grund ist die Richtlinie der EU zum sicheren Umgang
mit Chemikalien, REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and
Restriction of Chemical Substances), die vorsieht, dass bis 2025
30.000 Substanzen auf ihre Unbedenklichkeit hin überprüft werden
müssen.
Umso wichtiger ist es, dass "in vivo"-Experimente, also Versuche
an lebenden Tieren, in "in vitro"-Experimente, also solche mit
künstlich gezüchteten Zellgeweben, umgewandelt werden: Der
wissenschaftlich-technische Fortschritt der vergangenen Jahre hat
dazu geführt, dass Zellkulturen oder Miniaturreproduktionen lebender
Systeme für Experimente bereitstehen. Auch Simulationen am Computer
können mittlerweile verlässliche Aussagen über die Wirksamkeit von
Stoffen geben. Und wenn auch nicht alle Tierversuche ersetzt werden
können, so haben alternative Testmethoden zum Teil sogar Vorteile,
die Tierversuche niemals leisten können: "Der Stoffwechsel von Tieren
unterscheidet sich sehr von dem des Menschen in Bezug auf viele
Chemikalien. Außerdem leben Tiere nicht so lange, während der Mensch
über viele Jahre hinweg chemischen Substanzen ausgesetzt sein kann.
Das kann man im Experiment mit Tieren nicht simulieren, deshalb kann
man viele Ergebnisse nicht einfach übertragen", argumentiert Greet
Schoeters vom Zentrum für alternative Forschungsmethoden in Belgien.
Im Anschluss um 21.00 Uhr diskutiert Gert Scobel in seiner Sendung
"scobel - Planet ohne Affen" unter anderen mit dem Affenforscher
Volker Sommer und dem Biologen Josef Reichholf über die Zukunft der
Affen auf der Erde sowie über das ambivalente Verhältnis von Mensch
und Tier.
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