Neben Fachärzten für Plastische Chirurgie und Gynäkologie bieten mittlerweile auch Dermatologen, Hals-Nasen-Ohren- und Allgemeinärzte Schamlippenverkleinerungen an. Sogar ein Chirotherapeut wirbt im Internet mit Labienkorrekturen, G-Punkt-Unterspritzungen, Behandlung der Klitoris und „selbstverständlich auch Intimpiercing“. Die Berufsausübungsfreiheit in Deutschland macht es möglich: Jeder approbierte Arzt kann jede Operation anbieten – völlig egal, ob er sie gelernt, schon einmal bei ihr zugesehen oder nur von ihr gelesen hat.
Diese Entwicklung wurde von vielen Fachärzten mit Sorge betrachtet – stieg mit der Zahl der Anbieter intimchirurgischer Eingriffe doch auch die Zahl der missglückten Operationen. Nicht immer lassen sich misslungene Ergebnisse im Genitalbereich korrigieren – und so manch eine Patientin bereute im Nachhinein ihre Arztwahl. Aber die Arztwahl ist in der Intimchirurgie auch keine leichte Sache – von den ärztlichen Fachgesellschaften eher stiefmütterlich behandelt waren Themen rund um die Intimchirurgie bislang bei Ärztekongressen eher unerwünscht, Fortbildungsrichtlinien oder Bewertungen der Patientenzufriedenheit fehlten.
Deshalb waren Qualitätsstandards und qualifizierte Aus- und Fortbildungen in den Techniken der Intimchirurgie dringend erforderlich – und genau dieses hat sich die Deutsche Gesellschaft für Intimchirurgie und Genitalästhetik e.V. auf die Fahnen geschrieben. Neben der stetigen Weiterentwicklung der Operationsverfahren und dem fachübergreifenden Erfahrungsaustausch sammelt die Gesellschaft Fallstudien über Komplikationen und wertet diese aus, um Fehlerursachen zu finden und diese künftig zu vermeiden. Und die Gesellschaft organisiert Workshops und OP-Kurse zur Aus- und Weiterbildung in den verschiedenen operativen Eingriffen.
Erklärtes Ziel der Deutschen Gesellschaft für Intimchirurgie und Genitalästhetik ist es zudem, interessierten Patienten sachlich fundierte Informationen über die geplante Behandlung an die Hand zu geben, um jedem Patienten seine eigene vernünftige Entscheidung für oder gegen einen Eingriff zu ermöglichen.
Denn letztendlich haben Intim-Operationen die gleiche Daseinsberechtigung wie alle anderen ästhetischen Eingriffe - wie Brustvergrößerungen oder Fettabsaugungen - oder sind in vielen Fällen sogar medizinisch notwendig. Solche Behandlungen als moralisch verwerflich abzulehnen hilft den betroffenen Patienten nicht im Geringsten, sondern schadet ihnen vielmehr.