Fehlende Absprachen könnten einer der Gründe dafür
sein, warum viele Menschen auch am Feierabend dienstlich erreichbar
sind. Diesen Schluss legt eine Untersuchung des Instituts für Arbeit
und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG) in
Dresden nahe. Danach gehen zwar viele Mitarbeiter davon aus, dass
ihre Vorgesetzten Erreichbarkeit von ihnen erwarten. Ausdrückliche
Anweisungen hierzu gibt es jedoch nur selten. Eine Möglichkeit, den
Stress durch Kommunikation zu verringern, wären demzufolge mehr klare
Absprachen.
Für die Studie befragte das IAG in Kooperation mit der Unfallkasse
Hessen 430 Personen. Über zwei Drittel der Befragten gaben an, oft
oder immer erreichbar zu sein, wenn sie während der Arbeitszeit auf
Dienstreise oder im Außendienst sind. In der Freizeit waren immerhin
noch 40 Prozent oft oder immer für dienstliche Belange erreichbar.
Nie nach Dienstschluss erreichbar waren nur 10 Prozent.
"Die meisten der Befragten fühlten sich durch die ständige
Erreichbarkeit nicht oder wenig belastet", sagt Studienautorin und
IAG-Psychologin Dr. Hiltraut Paridon. Allerdings habe rund jeder
Siebte angegeben, sich durch die ständige Erreichbarkeit stark oder
sehr stark belastet zu fühlen. "Diese Teilnehmer gaben an, dass sie
auch in ihrer Freizeit nicht abschalten können und das Gefühl hätten,
dass ihnen alles zu viel wird." Das Ausmaß der Belastung ist übrigens
in der Arbeitszeit genauso wie in der Freizeit.
Als Grund für Erreichbarkeit nannten die Befragten häufig, dass
der Vorgesetzte dies erwarte. "Wenn man diese Menschen allerdings
fragt, woher sie das wissen, kommt häufig die Antwort: Ich habe das
Gefühl, dass es erwartet wird. Eine ausdrückliche Anweisung liegt nur
bei einer Minderheit vor", so Paridon. "Eine klare Abmachung mit dem
Vorgesetzten, wann wer im Team erreichbar zu sein hat und wann nicht,
sehen daher auch viele als eine Möglichkeit an, Stress durch
Erreichbarkeit zu verringern." Die Vereinbarungen sollten die
Beteiligten sowohl für die Arbeitszeit als auch für die Freizeit
treffen.
Außerdem könne man sich ein Beispiel an denen nehmen, die bewusst
selten erreichbar sind. Paridon: "Nach den Gründen befragt
antworteten diese Teilnehmer, dass sie auch mal abschalten können
müssen. Außerdem vertrauen sie darauf, dass ihre Kollegen auch ohne
sie die richtigen Entscheidungen treffen."
Die Studie "Ständige Erreichbarkeit: Wie belastet sind wir?" ist
im Internet unter
http://publikationen.dguv.de/dguv/udt_dguv_main.aspx?FDOCUID=25901
verfügbar.
Pressekontakt:
Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
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