"In Entwicklungsländern treten während der Schwangerschaft und
Geburt zahlreiche vermeidbare Todesfälle auf. Die Müttersterblichkeit
wird dort auf 200 bis 2.000 Fälle pro 100.000 Geburten beziffert. Für
jede Frau, die stirbt, kommen noch einmal etwa 16 bis 30 weitere
Frauen hinzu, die vermeidbare Komplikationen zwar überleben, aber
häufig verheerende Folgeschäden davontragen", so Professor Gamal
Serour, der Präsident des Internationalen Verbandes der Gynäkologen
und Geburtshelfer (Federation of Gynecology and Obstetrics - FIGO)
bei seiner Präsentation der jüngsten Initiativen zur Prävention und
Behandlung von postpartalen Blutungen (PPH) und
Blasen-Scheiden-Fisteln in ressourcenschwachen Ländern auf dem
FIGO2012-Kongress im italienischen Rom.
In ressourcenschwachen Ländern ist PPH die häufigste Ursache für
Müttersterblichkeit: Etwa 30 % aller Sterbefälle bei Müttern werden
der Erkrankung zugeschrieben. Zur Prävention und Behandlung von PPH
ist die Gebärmutter-Therapie von entscheidender Bedeutung. Oxytocin
ist dabei der am häufigsten empfohlene Wirkstoff. Er erfordert
parenterale Verabreichung, steriles Zubehör und kühle Lagerung. All
diese Faktoren stehen der Nutzung des Wirkstoffs in
ressourcenschwachen Gebieten im Weg.
Misoprostol, ein synthetisches E1-Prostaglandin, ist auch in
Tablettenform erhältlich, verhält sich bei Zimmertemperatur stabil,
ist bei oraler und sublingualer Verabreichung leicht verträglich und
findet als Alternativstrategie zur PPH-Behandlung immer häufiger
Anwendung.
"Unsere PPH-Initiative wurde durch Zuschüsse der Bill&Melinda
Gates Foundation an Gynuity Health Projects finanziert. Sie dient der
Förderung und Verbreitung evidenzbasierter Informationen zur
Behandlung von PPH mit Misoprostol. Ausserdem ist sie Bestandteil
eines globalen Projekts zur Übertragung wissenschaftlicher und
betrieblicher Forschungsergebnisse in effektive Verfahrensweisen und
Praktiken", erklärte Professor Hamid Rushwan, der Generaldirektor von
FIGO.
Blasen-Scheiden-Fisteln bereiten gebärenden Frauen in
ressourcenschwachen Ländern grosse Sorgen. Hierbei handelt es sich um
die vielleicht tragischste aller vermeidbaren Geburtskomplikationen,
da betroffene Frauen in fast allen Fällen ihre Kinder verlieren und
zudem gesundheitliche Probleme wie chronische Inkontinenz
davontragen. Häufig werden sie überdies von ihren Ehemännern
verstossen und sind deshalb gezwungen, in sozialer Isolation zu
leben.
Blasen-Scheiden-Fisteln sind Löcher im Geburtskanal, die
üblicherweise durch protrahierte Geburten entstehen. Sie sind
grösstenteils vermeidbar, indem das Alter der Erstschwangerschaft
hinausgezögert, auf gesundheitsschädliche traditionelle Verfahren
verzichtet und rechtzeitig Zugang zur geburtshilflichen Versorgung
gewährt wird. Der WHO [http://www.who.int/en ] zufolge erkranken
jedes Jahr etwa 50.000 bis 100.000 Frauen an Blasen-Scheiden-Fisteln.
In Schwarzafrika und Asien leben über 2.000.000 Frauen mit
unbehandelten Blasen-Scheiden-Fisteln.
Kürzlich startete FIGO die sogenannte "Fistula Initiative", bei
der die Prävention und Behandlung von Blasen-Scheiden-Fisteln in 12
afrikanischen und asiatischen Ländern im Vordergrund steht. Mit dem
Ziel, eine qualitativ hochwertige klinische Schulung zur Versorgung
von Frauen mit Blasen-Scheiden-Fisteln sicherzustellen und die
Kapazität von Service und Personal zur gezielten Behandlung von
Blasen-Scheiden-Fisteln zu erhöhen, hat FIGO das vom
Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) finanzierte Globale
kompetenzbasierte Schulungshandbuch zur chirurgischen Behandlung von
Blasen-Scheiden-Fisteln herausgegeben.
Pressekontakt:
figo2012@hcc-milano.com, Diego Freri, +39-335-8378332