Der Markt für barrierefreies Reisen ist nicht ausreichend definiert und wird nicht ergebnisorientiert überwacht. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Wato.de, Online-Portal für Informationen zu Rollstuhlreisen, unter 225 Touristik-Verbänden in Deutschland. Von den 225 Touristik-Verbänden nannten 210 einen Ansprechpartner, der einen Fragebogen mit rund 50 Fragen zum Status des barrierefreien Tourismus beinhaltete. Insgesamt gingen innerhalb von drei Monaten 26 Fragebögen bei der Redaktion von Wato.de ein.
Zahlen zu Übernachtungen, Gastronomie und Beherbergung
Die teilnehmenden Tourismusverbände standen laut eigener Angabe für etwa 16 Millionen Übernachtungen im Jahr 2011. Dies waren 11 Prozent mehr als 2009 und 5 Prozent mehr als 2010. Keiner der Verbände gab eine Auskunft über die Anzahl barrierefreier Übernachtungen. Ein Bereich der Umfrage widmete sich der Anzahl der im jeweiligen Verband verzeichneten Betriebe für Beherbergung und Gastronomie. Diese Frage wurde von 22 der 26 teilnehmenden Verbände beantwortet. Unter 1918 Beherbergungsbetrieben befanden sich 164, die barrierefreie Unterkünfte anbieten können. Von den 4645 Gastronomiebetrieben waren nach eigenen Angaben 164 mindestens eingeschränkt zugänglich. Somit sind rechnerisch innerhalb der 26 teilnehmenden Verbände und der von ihnen repräsentierten Städte oder Regionen 8 Prozent barrierefreie Beherbergungsbetriebe und 0,25 Prozent Gastronomiebetriebe mit mindestens teilweiser Zugänglichkeit.
Kaum Förderung des barrierefreien Tourismus
Die Umfrage befasste sich überdies mit dem Thema der Förderung des barrierefreien Tourismus. Ebenso wurde nach besonderen Aktionen innerhalb dieses Bereichs gefragt. Von den 26 teilnehmenden Tourismusverbänden gaben 8 an, eines oder mehrere Projekte zur Förderung des barrierefreien Tourismus zu haben. Lediglich 3 dieser Projekte werden auf Dauer unterhalten.
Barrierefreiheit im Ausbau?
Die Frage nach dem Etat zur Förderung des barrierefreien Tourismus wurde von keinem der Verbände beantwortet. Von den 26 Verbänden haben 19 ein eigenes Internetangebot, jedoch keine spezielles für den barrierefreien Tourismus. 13 Verbände gaben an, eine barrierefreie Infrastruktur zu haben. Weitere 11 Verbände gaben Maßnahmen zur Gestaltung der Infrastruktur an, beschrieben jedoch keine dieser Maßnahmen im Detail.
Ernüchternde Ergebnisse
Die Umfrage lässt trotz der leider geringen Teilnahme Schlüsse zu. Augenscheinlich gibt es eine nur wenig motivierte Umsetzung des Themas barrierefreier Tourismus in Deutschland. Die Ansprüche an die barrierfreie Zugänglichkeit der Örtlichkeiten und Betriebe sind kaum standardisiert und bieten somit wenig Aussagekraft für Menschen mit Behinderungen, die einen Urlaub planen. Oftmals ist es notwendig, gezielt nachzufragen, um sicher zu gehen, dass die Einrichtung den besonderen Bedürfnissen entsprechen.
Weiterhin bemerkenswert ist es, wie genau wesentlich kleinere Zielgruppen untersucht werden. Zu diesen gehören Reiter, Golfspieler oder Taucher. Die Wünsche und Bedürfnisse einer Reiterin oder eines Tauchers sind besser bekannt und werden demnach besser bedient.
Wato.de ist ein Projekt der Wiedamann-Media aus Erkrath bei Düsseldorf. Die komplette Auswertung zur Umfrage findet man unter: www.wato.de/165/umfrage-touristikverbaende-barrierefreiheit.html
