Ein bis zwei Prozent der gesamten Bevölkerung leiden
irgendwann im Leben unter ausgeprägten Zwängen. Die ersten Symptome
treten häufig mit Anfang zwanzig nach familiären Konflikten oder
belastenden Situationen am Arbeitsplatz auf. Bei 85 Prozent der
Betroffenen sind sie vor dem 35. Lebensjahr voll ausgeprägt. * Doch
wann handelt es sich einfach nur um häufiges Händewaschen und wann um
eine Zwangserkrankung? Wie wirkt sich das auf den Alltag aus? Und
welche Therapiemöglichkeiten gibt es? In der vierstündigen großen
Samstags-Dokumentation "Ich kann nicht anders! - Wenn Zwänge das
Leben bestimmen" (am 27.10. um 20:15 Uhr bei VOX) lässt SPIEGEL TV
Menschen mit Zwangserkrankungen zu Wort kommen, die über ihren Alltag
mit der Krankheit und ihren Kampf gegen sie berichten. Über die
aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse sprechen außerdem Experten
aus den Bereichen Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie.
In Deutschland leben rund 40.000 Tourette-Patienten.** Die
neurologische Erkrankung äußert sich in Form von sogenannten Tics,
die als plötzliche, nicht kontrollierbare Bewegungen und
Lautäußerungen auftreten. Zu den Betroffenen gehört auch Daniel aus
Hamburg. Bei ihm begann die Erkrankung im Alter von sieben Jahren.
"Ich komme mir teilweise echt vor, als ob ich im Zoo bin. Die Leute
gucken mich an, lachen über mich oder manchmal wird man auch
beschimpft", erzählt der heute 35-Jährige. Im Laufe der Jahre zog er
sich deshalb immer mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Erst durch
sein Engagement in der Tourette-Gesellschaft Deutschland fand er
neuen Lebensmut und nach vielen Jahren Arbeitslosigkeit einen neuen
Job. Auch Andrew Fischer leidet bereits seit seinem 6. Lebensjahr an
dem Tourette-Syndrom. Der 21- Jährige will sich seinen großen Traum
von einer Musikkarriere trotzdem erfüllen und kämpft in der aktuellen
Staffel der Musikshow "X Factor" um den Sieg. Denn auf der Bühne hat
er seine Tics im Griff. Eine Erfahrung, die auch Stefan aus Moers
machte. Bei dem 39-Jährigen äußert sich das Tourette-Syndrom durch
unkontrollierte Bewegungen der Beine und des Kopfes. Jahrelang war
der Frührentner deswegen verzweifelt und deprimiert. Doch dann
entdeckte er die Musik für sich. Nach ersten zaghaften Versuchen in
Karaoke-Bars wagte er vor einem Jahr dann den Schritt auf die große
Bühne und präsentierte sein Können ebenfalls in einer
Musikcastingshow. Was genau das Tourette-Sydrom auslöst, ist bis
heute nicht klar. Studien liefern aber erste Erkenntnisse: "Menschen
mit Tourette haben weniger Zeit zwischen der Wahrnehmung einer
Bewegung und der tatsächlichen Ausführung. Und aufgrund dieser
verkürzten Zeit können sie auch wahrscheinlich diese Bewegung nicht
unterdrücken", so der Neurologe Dr. Christos Ganos.
Torsten aus Kleve leidet bereits seit zehn Jahren unter
ausgeprägten Zwängen. SPIEGEL TV traf ihn zum ersten Mal vor vier
Jahren. Um keine Fehler zu machen, kontrollierte er damals jeden
seiner Schritte: Er sortierte und faltete seine Kleidung stundenlang,
Handy und Fernbedienung mussten symmetrisch angeordnet auf dem Tisch
liegen. "Wenn man den Zwang ganz stark hat, dann muss man ihn
ausleben. Man kann nicht anders in dem Moment", erklärt Torsten. "Die
Rituale sind für Zwangspatienten die einzige Möglichkeit, ihre
Anspannung und Angst zu reduzieren", weiß auch der Experte für
Zwangserkrankungen Dr. Bernhard Osen. Auch in Torstens Alltag wurde
deshalb alles durch seinen Kontroll- und Ordnungszwang bestimmt und
er lebte völlig isoliert. "Die Zwänge beherrschen mich, es ist kein
Platz für Freizeit und Lebensqualität", erzählte er. Das wollte er
damals aber unbedingt ändern: "Ich möchte auf jeden Fall alles tun,
um wieder gesund zu werden", erklärte Torsten im Interview. Vier
Jahre später trifft SPIEGEL TV den heute 34-Jährigen erneut. Auch die
heute 44-Jährige Kirsten aus Duisburg wird bereits seit vier Jahren
von SPIEGEL TV mit der Kamera begleitet. Die ehemalige
Bankangestellte leidet bereits seit über 20 Jahren an einem
Waschzwang. "Es war eigentlich so, dass ich mir sehr häufig die Hände
gewaschen habe. Und als ich Anfang 20 war, ist mir aufgefallen, dass
es mehr ist als bei anderen und nicht mehr normal ist. Aber trotzdem
habe ich noch gedacht: Gut, das ist jetzt eine sehr stark ausgeprägte
Marotte. Dass das eine Erkrankung sein könnte, war mir absolut nicht
bewusst", erzählt sie. Als es ihr bewusst wird, dass auch ihr Leben
von Zwängen bestimmt wird, entscheidet sie sich für einen
Klinikaufenthalt - 2008 bereits zum zweiten Mal. "Zu der Zeit war es
so schlimm, dass ich sechs Stunden am Tag unter der Dusche stand.
Meine Haut war total kaputt und ich habe gar nicht mehr gelebt.
Irgendwann ist wirklich nur noch der Zwang da und man tut nur noch
das, was der Zwang einem befiehlt", erklärt sie. Ob Kirsten ihren
Waschzwang heute im Griff hat, wie der 14-Jährige Maximilian seinen
Zwangserkrankung überwunden hat und wie Betroffene mit dem
Tourette-Syndrom umgehen, zeigt VOX am 27. Oktober um 20:15 Uhr in
der großen Samstags-Dokumentation "Ich kann nichts anders! - Wenn
Zwänge das Leben bestimmen".
Weitere Informationen zur großen Samstags-Dokumentation finden Sie
im VOX-Pressezentrum unter http://kommunikation.vox.de !
**Quelle: Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen e.V. *Quelle:
Tourette-Gesellschaft Deutschland e.V.
Pressekontakt:
Bei Rückfragen: VOX Kommunikation und Presse, Julia Kikillis, Tel.:
0221/456 - 81505
Bei Fotowünschen: VOX Bildredaktion, Lotte Lilholt, Tel.: 0221/456 -
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