Was geschieht, wenn der Verstand einer Situation den Stempel "Problem" verpasst? Er beginnt zu rattern, ordnet ein, vergleicht, erinnert - und wird augenblicklich aus der Gedankenstille gerissen, die vielen Menschen als Schlüssel zum Glück gilt: Solange die Wahrnehmung unverfälscht ist, trägt uns eine angeborene Intuition auf wundersame Weise durch das Leben. Einfach genial sein ist dann keine leere Floskel mehr, sondern bezeichnet einen Urzustand, zu dem wir dem Intuitionscoach Kurt Tepperwein zufolge noch in diesem Moment zurückkehren können. 2012 wird Tepperwein 80 Jahre alt - für sein neues, mit einem CD-Vortrag zum Thema "Entdecke das Genie in dir" ergänztes Buch hat er die Essenz seiner jahrzehntelangen Seminarerfahrung zu einem Wegweiser destilliert, der im Gegensatz zu vielen anderen Methoden die Saat für eine wirklich nachhaltige Lebenskunst legt. Sie geht mit einem wurzeltiefen Wechsel der Perspektive einher.
Normalerweise gehen wir mit der festen Vorstellung durch das Leben, dass sich uns die Welt in der einzig möglichen Weise präsentiert. "Situationen und andere Menschen nehmen wir aber immer nur entsprechend unserer eigenen Bewusstseinsentwicklung wahr", so Tepperwein. Einerseits begrenzen Sinneskanäle die Wahrnehmung, andererseits sind sie die einzige Möglichkeit, tiefer vorzudringen ins Geheimnis der Wirklichkeit. "Mit ihrer Hilfe begegnen wir Tag für Tag unzähligen Möglichkeiten zu erkennen, wo unser Bedarf liegt, noch bewusster zu werden", ist Tepperwein überzeugt.
Die Basis seines Mentaltrainings ist einleuchtend: Wer Dinge zu ändern versucht, ohne zu wissen, was das "zu ändern Gewollte" im Kern ist und wer es überhaupt ändern möchte, der läuft Gefahr, endlos Meilen zu strampeln und immer wieder an denselben Punkt zu gelangen. "Will ein Mensch zum Beispiel seine Angst loswerden, versucht er etwas loszuwerden, was er als Angst bezeichnet. Was aber ist diese Angst? Hier gilt: Solange ich die Angst nicht durchschaut habe, wird alles so bleiben, wie es ist. Allein der Satz ,Ich habe Angst' ist grotesk. Weder weiß ich, wer ,ich' bin, noch kenne ich den wahren Ursprung der Angst", so Tepperwein.
Zunächst braucht es also die Besinnung der Herkunft von Gedanken und der eigenen Wesensnatur. "Anstatt am Kinder-Ich immer weiter herumzuflicken oder uns in ein Erwachsenen-Ich zu zwängen, das nicht mehr passt, schaffen wir uns einen Maßanzug für unser derzeitiges Leben, indem wir in unser Spirituelles Ich schlüpfen", sagt Tepperwein. Genau hier wartet die besondere Pointe seiner erfrischend einfachen Lehre: Den Stoff für diesen Maßanzug müssen wir nicht am anderen Ende der Welt auf einem Bazar erstehen, der Maßanzug umhüllt bereits unseren innersten Kern und wartet nur noch darauf, wiedererkannt zu werden.
Dann ist das tiefe Wissen kein bloßes Konzept mehr und wir sind tatsächlich in der Lage, die Schwingungsfrequenz eines Ziels so anzuheben, dass es mit unserer Eigenschwingung in Resonanz geht und sich manifestieren kann. Die Unbegrenztheit des menschlichen Geistes wird auf praktische Weise erfahren und vollumfänglich gelebt. Widerständen, die uns früher grob und hart haben werden lassen, begegnen wir mit einer hingebungsvollen Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. Wir werden der natürlichen Informationen gewahr, die wir ständig auf der Intuitionsebene empfangen. Der geistige Horizont weitet sich und ermöglicht es, überall die Wirklichkeit hinter dem Schein zu erkennen. "Genialität ist das blitzartige Erkennen der eigenen wahren Natur und das Befreien anderer zu dieser Schöpferkraft", fasst Tepperwein zusammen.
Sein Buch zeigt eindrucksvoll, dass geistige Techniken sich genauso wie Gehen oder Fahrradfahren erlernen lassen. Auch seiner Intuition zu vertrauen ist eine Kunst, die man durch Üben ver-vollkommnen kann. Unzählige Menschen hat Tepperwein in seinem Leben bereits in diese Kunst initiiert. Der Schlüssel ist immer der jetzige Moment: Mir obliegt die Entscheidung, ob ich ihn zelebrieren möchte. "Es ist etwas Erhabenes, sich in jedem Augenblick zu hundert Prozent in dem wieder zu finden, was gerade ist, was erlebt und erfahren werden will - und ihn durch dieses Erfüllen mit absolutem Hiersein zu etwas Besonderem zu machen", so Tepperwein.